Zusammenfassung
Justinus Andreas Christian Kerner, dessen Genealogie man auch nachgegangen ist (H. Zell er in Arch. f. Stamm- und Wappenkunde, 5. Jahrg., Nr. 5/6, 1904/5 S. 65 f. und 81 f.), wurde am 18. September 1786 in Ludwigsburg geboren. In seinem „Bilderbuch aus meiner Knabenzeit“, das zuerst 1849 erschien, hat er in anschaulicher Lebendigkeit seine Jugendzeit selbst erzählt. Er schildert dort die Schwierigkeiten, die er durchzumachen hatte, um sich den Weg zur Universität zu erkämpfen. Der frühe Tod seines Vaters (1799) und die dadurch bedingten Umstände hätten aus ihm bald einen Konditor gemacht, aber nicht besser schmeckten ihm die beiden Lehrjahre in einer Ludwigsburger Tuchfabrik, in der er Leinwandsäcke zuschneiden, Tuchballen einnähen und signieren mußte — dabei heimlich Satiren und Gedichte schreibend. 1804 konnte er die Universität Tübingen beziehen, auf der er im Dezember 1808 promovierte mit: „Observata de functione singularum partium auris“ (Verhandl. der deutschen otolog. Gesellschaft, 1913, S. 207f.). Im Frühjahr 1809 trat er eine Reise zu seiner weiteren Ausbildung an, die ihn u. a. nach Hamburg, Berlin und Wien führte. Er begann dann die medizinische Praxis in Dürrmenz, dann in Wildbad und von 1818 in Weinsberg, wo er sich ein Häuschen baute, das er bis an sein Lebensende — 21. Februar 1862 — bewohnte. Außer seinen Dichtungen machte er sich auf medizinischem Gebiet durch seine Arbeiten über Wurstvergiftung bekannt, die 1817, 1821 und 1822 erschienen. Das letztere Werk (1822) führt den Titel: „Das Fettgift oder die Fettsäure und ihre Wirkungen auf den thierischen Organismus, ein Beytrag zur Untersuchung des in verdorbenen Würsten giftig wirkenden Stoffes“ und enthält die erste treffliche Beschreibung der Wurstvergiftung. — Aus dem „Bilderbuch“ sei die Wunderkur des damals in Heilbronn lebenden Geheimen Etatsrats We i k a r d1) wiedergegeben, die sein nervöses Magenübel auch nicht beheben konnte, bis Dr. Gmelin ihn durch Magnetisieren heilte, ein Ereignis, das sein ganzes weiteres Leben beeinflussen sollte. (Vgl. auch den Abschnitt Romantische Ärzte in: Ricarda Huchs Ausbreitung und Verfall der Romantik. Leipzig 1902, S. 273 ff.)
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Ebstein, E. (1923). Justinus Kerner (1786–1862). In: Ebstein, E. (eds) Ärƶte-Memoiren. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-48590-9_21
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