Zusammenfassung
In der jetzt zur höchsten Blüte gekommenen Beredsamkeit nahm anfangs Q. Hortensius Hortalus (114–50) den ersten Rang ein, ein hochbegabter, namentlich mit wunderbarem Gedächtnis und allen Vortragsmitteln ausgestatteter Mann, der in jüngeren Jahren die Redekunst mit leidenschaftlichem Eifer pflegte, dann aber einem genußreichen Leben nachhing und sich von seinem jüngeren Zeitgenossen Cicero überflügeln ließ. Er war der von der jüngeren Generation bewunderte Vertreter des Modestils, des genus asianum, dessen beide Hauptrichtungen, gesuchte Zierlichkeit und pomphafte Fülle, er zu vereinigen wußte. Auch Cicero huldigte anfangs dieser Richtung, bis er sich durch den Einfluß des berühmten Molon während seines Aufenthaltes in Rhodus einen maßvolleren Stil aneignete; jedoch hafteten ihm künstliches Pathos und Wortfülle noch immer an. Auch gegen diese Überfülle bildete sich eine Gegenpartei, die der sogenannten Attiker, welche in der Schlichtheit der älteren attischen Redner die wahre Beredsamkeit erblickten und besonders den nüchternen Lysias als Stilideal hinstellten. Der erste Vertreter dieser Richtung war der Cäsarianer M. Calidius, ihr Vorkämpfer C. Licinius Calvus (s. § 36), auf dessen Seite sich auch M. Iunius Brutus stellte, wie auch Cäsar sich ihr zugeneigt zu haben scheint; doch vermochte sie sich auf die Dauer der Autorität Ciceros gegenüber, der, zwischen den Extremen vermittelnd, in Demosthenes sein Ideal fand, nicht zu behaupten.
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Niemeyer, M. (1913). Die Ciceronische Zeit. In: Niemeyer, M. (eds) Geschichte der römischen Literatur. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-48583-1_4
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