Zusammenfassung
Bekanntlich war die erste Periode der mittelalterlichen Scholastik noch ganz beherrscht von dem christlichen Neuplatonismus, als dessen bedeutendster Vertreter der Kirchenvater Augustinus gilt. Es sollte noch lange dauern, bis Plato selbst, sowie Plotin in der florentinischen Akademie in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts wieder im Original gelesen und übersetzt wurden. Inzwischen war auch Aristoteles in die Scholastik eingedrungen. Und hier waren es die großen arabischen Ärzte und Naturforscher, die das hohe Gut vom 9. bis 12. Jahrhundert verwahrten. Merkwürdig genug für uns Heutige, zu hören, daß damals Bagdad und Cordova, nicht etwa Rom und Paris, die Zentren griechischer Gelehrsamkeit waren. Von Andalusien insbesondere drang dieselbe dann zu den christlichen Scholastikern nach Paris und weiter nach England, Italien und Deutschland. Das von Aristoteles so eifrig studierte Traumproblem wanderte mit seiner ganzen Lehre mit, um dann „zu einem integrierenden Bestandteil der scholastischen Lehre von der Seele, ihrem Verhältnis zum Körper und zum Makrokosmus“ zu werden1.
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Literatur
Vgl. Diepgen, Paul: Traum und Traumdeutung als medizinischnaturwissenschaftliches Problem im Mittelalter. Berlin 1912.
In wie hohem Grade erst recht das Werk des Thomas Von Aquino gegen jenen Irrtum spricht, darüber vgl. neuerdings Grabmann, Martin: Die Kulturphilosophie des hl. Thomas von Aquin. Augsburg 1925.
Zum „Sinn“ des Mittelalters überhaupt vgl. Landsberq, P. L.: Die Welt des Mittelalters und Wir. Bonn 1925.
Lersch, PH.: Der Traum in der deutschen Romantik, S. 16. München 1923.
Herder, Novalis und Kleist: Studien über die Entwicklung des Todesproblems in Denken und Dichten vom Sturm und Drang zur Romantik. Frankfurt a. M. 1922.
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Binswanger, L. (1928). Auffassung und Deutung des Traumes vom Mittelalter bis zur Romantik. In: Wandlungen in der Auffassung und Deutung des Traumes. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-48567-1_2
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