Physiologie der peripheren Apparate (periphere Nerven und Wurzeln)

Zusammenfassung

Im autonomen Nervensystem¹ laufen Erregungsvorgänge ab, auf die unser Wille keinen Einfluß hat. Man hat deshalb auch vom unwillkürlichen oder sympathischen Nervensystem gesprochen. Andere Autoren ziehen die Bezeichnung vegetatives Nervensystem vor, weil ein großer Teil „vegetativer“ Vorgänge durch Erregung vegetativer Nerven zustande kommen. Man muß jedoch darauf hinweisen, daß vegetativ überhaupt keiner klaren physiologischen Begriffsbestimmung entspricht. Vollends ist die Bezeichnung des hier zur Beschreibung vorliegenden Nervensystems mit Lebensnervensystem völlig unzutreffend: Große Teile des „Lebensnervensystems“ sind Versuchstieren (Hunden) entfernt worden, ohne daß die Tiere ihr Leben einbüßten, ja ohne daß diese Herausnahme den Tieren in ihrer „Lebens“-Führung wesentliche Nachteile brachte. Das sympathische System ist nicht lebenswichtig². Die regulierende Tätigkeit des autonomen Nervensystems hat mit dem Leben soviel oder sowenig zu tun, wie z. B. die Tätigkeit anderer Organsysteme, wie des Herzens oder der Leber. Es gibt gewiß eine große Anzahl in der Entwicklungsstufe niedrigstehender Lebewesen, die weder Nervensystem noch Leber oder Herz besitzen. Bei den höherstehenden Lebewesen werden die Vorgänge, die das Zelleben direkt regulieren, vom cerebrospinalen Nervensystem, vom autonomen Nervensystem, von den Produkten der endokrinen Organe und von den Gewebshormonen (s. darüber S. 363) geleitet.