Zusammenfassung
Francis Galton (1822–1911) gilt nach einhelligem Urteil der Fachwelt41 als ein, wenn nicht der ‚Begründer‘ der Psychologie individueller Differenzen. Besonderer Wert wird von der überwiegenden Zahl der Autoren (vgl. Anm. 41) darauf gelegt, daß Galtons Interesse an der Messung interindividueller Differenzen weitgehend persönlicher und rein theoretisch-wissenschaftlicher Natur gewesen sei, wenn er natürlich auch die zukünftige praktische Bedeutung von Testverfahren vorausgesehen habe. Lediglich Watson (1968) und Young (1923) bilden unter den genannten Autoren eine Ausnahme; Watson, indem er einräumt, daß Galtons Versagen, die Einflüsse der Umwelt auf die Entwicklung von Intelligenz richtig einzuschätzen, wahrscheinlich seiner gesellschaftlichen Stellung im,Establishment’ zuzuschreiben sei; Young, indem er die wissenschaftliche Arbeit Galtons in den Zusammenhang der zeitgenössischen Forderung nach quantitativen Verfahren und des Interesses an sozialer Kontrolle stellt. Über solche punktuellen Hinweise hinausgehend, fordert Buss (1976) die Ableitung der Genese von Ideen und Konzeptionen (wie der Genese der differentiellen Psychologie), aus der Gesamtheit der jeweiligen sozioökonomischen Verhältnisse, die einerseits die Bedingungen für die Entstehung solcher Ideen abgäben, in die andererseits diese Ideen zurückwirkten. Es soll in Verfolgung des von Buss geltend gemachten Anspruchs versucht werden, im sozialen, politischen und intellektuellen Rahmen der Viktorianischen Zeit die Bedingungen aufzufinden, die nicht nur für die wissenschaftliche Beschäftigung mit individuellen mentalen Differenzen allgemein, sondern auch — soweit dies möglich ist — für die spezifische Art des (Galtonsehen) Zugangs als maßgeblich anzusehen sind.
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© 1980 Dr. Dietrich Steinkopff Verlag GmbH & Co KG, Darmstadt
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Grünwald, H. (1980). Zu Entstehung und Konzeption der Psychologie individueller mentaler Differenzen in England. In: Die Sozialen Ursprünge Psychologischer Diagnostik. Psychologie und Gesellschaft, vol 10. Steinkopff. https://doi.org/10.1007/978-3-642-48438-4_4
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-642-48438-4_4
Publisher Name: Steinkopff
Print ISBN: 978-3-7985-0569-8
Online ISBN: 978-3-642-48438-4
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