Zusammenfassung
Die Arbeitsteilung zwischen Ökonomie und Psychologie war bereits Gegenstand der Analyse in Zusammenhang mit der Frage endogener Präferenzbildung. Viele Ökonomen scheinen davon überzeugt zu sein, daß die ihren Theorien zugrundeliegenden Annahmen so naheliegend und realistisch sind oder zu sein haben, daß sie für ihren Ansatz einen weites Feld ökonomischer und sozialer Beziehungen zu erklären können glauben. Den bekannten Rationalitätspostulaten des homo oeconomicus wird ein solcher Charme unterstellt, daß sie in der Lage sind, jegliche Austauschhandlung zwischen Individuen und Gruppen auf das Entscheidungskalkül bzw. die damit verbundene Zielfunktion eines dem homo oeconomicus entsprechenden Agenten zurückzuführen. Es verwundert, wie rigide von der Mehrzahl der Ökonomen an der Arbeitsteilung zwischen Ökonomie und anderen Sozialwissenschaften — nicht nur für Umweltnutzungsentscheidungen — festgehalten wird. Dies ist umso mehr erstaunlich, wenn man sich vergegenwärtigt, wie oft gerade dem Strukturwandel und den damit einhergehenden Änderungen von Arbeitsteilungen von der ökonomischen Forschungsgemeinschaft eine bedeutende Rolle für die Dynamik der Wirtschaftsentwicklung zugesprochen wird. Diese dynamischen Anforderungen scheinen demnach für die Sozialwissenschaften nicht zu gelten.
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Literatur
Vgl. hierzu und im folgenden Holzheu (1987).
Man denke beispielsweise an die Ursachen des Waldsterbens oder die Wirkungen des Betriebs von Kernkraftwerken oder Müllverbrennungsanlagen.
Vgl. Hirshleifer, Riley (1979), S. 1376f. Vgl. 265 Im Hinblick auf eine durch diese Überlegungen nicht unbeeinflußte Informationspolitik sowie die Allokation von Forschungsmitteln ist diese Frage natürlich entscheidend, und es kann für unseren Bereich durchaus von der letzten Hypothese ausgegangen werden; vgl. dazu Arrow (1951a), Edmonds, Reilly (1985), S. 288 und Simon (1976), S. 142. Sinn (1980), S. 17, Fußnote 12, unterstützt dies, indem er Einstein zitiert, der sich nicht vorstellen konnte, daß Gott würfele, und ausführt, daß das Phänomen der Wahrscheinlichkeit nicht mit wahrer Indeterminiertheit erklärt werden muß.
Man kann entsprechend dem Bekanntheitsgrad der Wahrscheinlichkeiten bzw. der Wahrscheinlichkeitshierarchien unterschiedliche Entscheidungstypen unterscheiden. Vgl. Sinn (1980), S. 22.
Vgl. Arrow (1951a), S. 425. Diese Methode erhebt keinesfalls den Anspruch, eine kardinale Nutzenfunktion für Entscheidungen ohne Risiko zu evaluieren oder anzubieten; vgl. Hirshleifer, Riley (1979), S. 1380. Allerdings wird die Existenz einer solchen Funktion implizit unterstellt, da sonst ein Sicherheitsäquivalent nicht konsistent abgeleitet werden kann; vgl. Shoemaker (1988), S. 533.
Dies hängt mit dem Unabhängigkeitsaxiom zusammen; vgl. Machina (1982), S. 425.
Vgl. Friedman, Savage (1948) für eine Nutzenfunktion, die bei geringen Geldwerten Konvexität und damit Risikofreudigkeit und bei hohen Geldwerten Konkavität und damit Risikoaversion bedingt. Vgl. für eine Erweiterung durch wahrnehmungstheoretische Gesetze Sinn (1985).
Vgl. hierzu und im folgenden Arrow (1951a).
Zur vertiefenden Diskussion vgl. Arrow (1951a), S. 410–420 und die dort angegebene Literatur.
Vgl. dazu auch Muth (1961), wodurch sich die Beziehung zwischen dieser Konvergenzthese und der Theorie rationaler Erwartungen offenbart.
Informationen können dann im Bayesianischen Sinne als eine Beobachtung interpretiert werden, die effektiv die Wahrscheinlichkeitsabschätzung bedingter Ereignisse verändert; vgl. Arrow (1984), S. 199.
S. Sinn (1980), S. 32. Dies bedingt beispielsweise unsere ex ante richtige Einschätzung der Eintrittswahrscheinlichkeit von 1/6 einer Würfelzahl, die durch Häufigkeitsbeobachtungen verifiziert werden kann.
Dies ist der Vorgang, den die Chicago School als survival of the fittest charakterisiert. Vgl. beispielsweise Alchian (1950). Strategische Komplementaritäten sowie kleine Abweichungen vom Rationalverhalten können diesen Vorgang allerdings in Frage stellen; vgl. Haltiwanger, Waldmann (1989) bzw. Akerlof, Yellen (1985). Für Umweltnutzungen spielen diese Effekte aber keine Rolle.
Vgl. Klopstech, Selten (1985). Auch Arrow (1951a), S. 435, weist darauf hin, daß eine Konvergenz hin zu optimalem Verhalten unmöglich sei, wenn sich die grundlegenden Bedingungen ständig nach einem unbekannten Entwicklungsmuster verändern.
Vgl. Baumol, Oates (1971) sowie die Ausführungen in Abschnitt 2.4.1. Später hat Simon zwischen dem Anspruch der Ökonomie an substantive Rationalität und prozeduraler Rationalität unterschieden, wobei letztere dann erfüllt sei, wenn das Ergebnis ein Ergebnis angemessener Überlegungen sei. Substantive Rationalität sei nur dort in Form der Maximierung des subjektiven erwarteten Nutzens zu erwarten, wo einfache und transparente Spielsituationen vorliegen, was hauptsächlich auf die begrenzten Verarbeitungsmöglichkeiten des Individuums zurückzuführen sei. Zu der These, daß subjektive und objektive Wahrscheinlichkeiten koinzidieren, führt Simon aus, daß dies nur dann gegeben sei, wenn alle Möglichkeiten vorab wirklich bekannt sind. Vgl. hierzu Simon (1976). Die Unterscheidung von Rationalitätsbegriffen hat an sich keinen hohen analytischen Wert, weil es allein auf die mit den Annahmen verbundenen realen Implikationen ankommt. Deshalb unterbleibt hier eine nähere Diskussion; vgl. zu diesem Standpunkt Sen (1977), S. 343.
Für einen aktuellen Überblick vgl. Machina (1987) und Munier (1988). Vgl. als Originalquellen die Beiträge in Allais, Hagen (1979) und Hagen, Weinstop (1984).
Vgl. Sinn (1980), S. 50 und S. 51 für einen tabellarischen Überblick über alle Ansätze.
Integration, daß “… psychological economics may also need a modern-day Alfred Marshall.” S. Earl, (1990), S. 751.
Vgl. beispielsweise Heijdra (1988), der eine Ökonomie der Experimente vor der experimentellen Ökonomie eingefordert.
Vgl. dazu auch Samuelson, Zeckhauser (1988). Wir werden auf die Experimente nicht im einzelnen eingehen; vgl. für einen Überblick Kahneman, Tversky (1979), S. 263–273.
Vgl. für eine Substitution deterministischer durch stochastische Experimentbelohnungen und die daraus folgende größere Validität der Ergebnisse für reale Entscheidungen Bolle (1990) und für die Resistenz von Anomalien Frey, Eichenberger (1989b), S. 88.
Karl (1987), S. 220f., weist darauf hin, daß in der Realität private und öffentliche Risiken vermischt werden, da aus Umweltressourcennutzungen resultierende Gefährdungen auch evtl. einen Vermögensverlust für den Verursacher - gerade bei Unfallgefährdungen - bedeuten. Dieser potentielle Verlust ist für eine adäquate Gefährdungsabwägung beim Verursacher ohne kollektive Rahmensetzung nicht hinreichend, wie bereits in den Standardüberlegungen des Abschnitts 2.5 angedeutet wurde.
Vgl. zu dem Gesamtkomplex der Haftungsrisiken Adams (1985).
Vgl. Karl (1987). Utzig (1988) erläutert dies am Beispiel der Haftung für gentechnologische Unfälle in einer Kritik an den entsprechenden Vorschlägen der Enquete-Kommission Technologiefolgenabschätzung des Deutschen Bpndestages, die eine Haftungsobergrenze vorschlägt.
S. Sieben (1987b), S. 179. Vgl. zur präventiven Umweltpolitik die Beiträge in Simonis (1988).
Vgl. dazu in einer Anwendung für die Szenariotechnik Nordhaus, Yohe (1983) bzw. allgemein Arrow (1982).
Vgl. zu der Unmöglichkeit einer objektiven Darstellung basierend auf einer objektiven Kodierung Shoemaker (1982), S. 556.
Vgl. Frey, Eichenberger (1989a), S. 424. Vgl. auch Earl (1990), S. 723.
Vgl. hierzu und im folgenden Samuelson, Zeckhauser (1988). Eine Ursache kann auch im bereits erwähnten infiniten Regreß bei Entscheidungen über Entscheidungen, etc., liegen. Dieses Problem kann anscheinend wirklich nur durch die Betrachtung von Anspruchsniveauüberlegungen der Agenten gelöst werden. Vgl. hierzu auch Earl (1990), S. 721.
Vgl. Samuelson, Zeckhauser (1988), S. 46. Arrow bietet eine Erklärung analog des Integrabilitätsproblems an, wonach es einer zusätzlichen Annahme bedarf, daß lokale Indifferenzkurven entsprechende globale bedingen, welche große Veränderungen adäquat erklären können. Vgl. Arrow (1988), S. 504. Arrow selbst schätzt diese Möglichkeit der Inkonsistenz allerdings als gering ein, da es nach seiner Ansicht empirisch meist nur um kleine Veränderungen geht, bei denen dieses Problem vernachlässigt werden kann. Dies trifft für die Evaluierungen der meisten Agenten sicher zu, obgleich das Umweltproblem selbst größere Dimensionen haben kann.
Vgl. Abschnitt 3.1 und Weizsäcker (1971). Vgl. Abschnitt 3.4 und Kirsch (1988).
Vgl. auch Eichenberger, Frey (1990), S. 272. Dieser Effekt wurde von Ökonomen zuerst auf Kunstmärkten beobachtet. Vgl. Pommerehne, Frey (1987).
Frey und Eichenberger weisen darauf hin, daß durch eine solche Integration “… neuartige Phänomene allzu schnell auf bisher übliche Begriffe und Aspekte reduziert und damit trivialisiert werden.” S. Frey, Eichenberger (1989b), S. 89f.
Die Analyse von de Meza, Dickenson (1984) zeigt, daß aus einer isolierten Sicht nach Erleiden eines Verlustes Versicherungen gemäß der Prospect Theory nicht abgeschlossen werden dürften.
Wir gehen nicht so weit, die Exogenisierung in Form der Standardsetzung als eine Kapitulation der Ökonomie vor kollektiven Entscheidungsfindungen zu interpretieren; vgl. zu diesem Standpunkt Weimann (1987), S. 331.
Vermögenswertvariationen können auch in einkommensbezogener Verantwortung allein deshalb nicht vollständig auf das Management übertragen werden, da auch für dieses Risikoaversität zu unterstellen ist; vgl. Arrow (1985), S. 45. Deshalb werden die Vermögenswertvariationen in der Realität nahezu ausschließlich von den Kapitalgebern getragen.
Arkes und Blumer ergänzen hier die Prospect Theory, die den ursächlichen Grund nicht aufzeigt, warum sichere Verluste nicht realisiert werden, wenn die vage Möglichkeit eines Gewinns in einer weit entfernten Zukunft besteht. Vgl. Arkes, Blumer (1985), S. 132, die die psychologischen Bindungen auch im Verhältnis zu anderen Theorien untersuchen; vgl. ebenda, S. 137–139.
Vgl. hierzu und im folgenden Staw.(1976) und Staw, Fox (1977), S. 432–450.
Hierzu nennt Dawes (1988) in Kapitel 2 einige prägnante Beispiele.
Zu einer solchen Differenzierung vgl. Frey, Eichenberger (1989a), S. 427.
Vgl. zu den unterschiedlichen Auffassungen über Existenz, Verstärkung und Eliminierung von Anomalien auch das Schaubild in Frey, Eichenberger (1989b), S. 86.
Vgl. Cansier (1975), S. 37f., der für die entwickelten Länder eine Orientierung an den letzten beiden Zielkategorien präferiert.
Vgl. auch zu den möglichen Koordinationserfolgen innerhalb einer Gruppe (von der wir Pluralismus am ehesten ohne äußeren Anlaß erwarten können) Rothenberg (1988).
Knights Analyse, die sich mit der Existenz.von Gewinnen beschäftigte, war zudem dahingehend ungenau, daß viele der von ihm so beschriebenen Entscheidungen unter Ungewißheit doch so viele Eigenschaften der Entscheidungen unter Risiko aufweisen, was Arrow dazu veranlaßte, die Sinnhaftigkeit dieser Unterscheidung in Frage zu stellen. Vgl. Arrow (1951a), S. 417 und S. 426.
Vgl. hierzu und im folgenden Ellsberg (1961) und auch Fellner (1961). In Ellsbergs erstem Experiment sehen sich die Agenten zwei Urnen gegenüber, die beide rote und schwarze Kugeln enthalten. Aus einer dieser beide Kugelfarben enthaltenen Urnen wird eine Kugel gezogen, die je nach vorher abgeschlossener Wette und der gezogenen Farbe den Gewinn identischer Auszahlungen bedeuten kann. Urne I enthält 100 rote und schwarze Kugeln, deren Verhältnis jedoch völlig unbekannt ist, Urne II enthält exakt 50 rote und 50 schwarze Kugeln. Ellsberg stellt vier Fragen im Hinblick auf die Präferenz oder Indifferenz verschiedener Wettangebote, nämlich zwischen Rot aus Urne I und Schwarz aus Urne I, zwischen Rot aus Urne II und Schwarz aus Urne II, zwischen Rot aus Urne I und Rot aus Urne II, und zwischen Schwarz aus Urne I und Schwarz aus Urne II. Die Agenten sind mehrheitlich im Hinblick auf die erste und zweite Alternative indifferent, allerdings zieht die Mehrheit der Agenten Rot aus Urne II Rot aus Urne I
Vgl. Tsebelis (1989), der diesen Irrtum so bezeichnet, da Robinson Crusoe auf der einsamen Insel seine Strategie fälschlicherweise ändert, indem er Eintrittswahrscheinlichkeiten endogenisiert, als er einen Fußabdruck sieht, der ihm die Existenz eines rationalen Gegenspielers suggeriert.
Heijdra (1988) unterscheidet Ökonomen und Psychologen dahingehend, daß Ökonomen Verzerrungen in der Forschung, Psychologen dagegen Verzerrungen in der Entscheidungsfindung der Agenten vermuten.
Ansonsten wäre der Staat auch einfach in der Lage, entsprechende Informationen selbst bereitzustellen. Öffentliche Informationen sind jedoch nicht in jedem Fall vorteilhaft. Es ist nämlich zu beachten, daß öffentliche Informationen prinzipiell effiziente Risikoverträge privater Risiken auch zerstören können; vgl. Arrow (1984). Eine öffentliche Informationspolitik muß sich deshalb auf soziale Risiken konzentrieren.
Vgl. zu Ungewißheiten und Ausleseprozessen auf Märkten den grundlegenden Aufsatz von Alchian (1950).
Vgl. dazu als grundlegenden Aufsatz Stigler (1961).
Gerade hier trifft die Einschätzung von Arrow zu, daß “… the critical impact of information on the optimal allocation of risk-bearing is not merely its presence or absence but its inequality among economic agents”; s. Arrow (1971), S. 13.
Vgl. zum Argument der Emotionen auch Boehmer-Christiansen (1990).
Schon Schumpeter hatte von der Rolle der Information im Verhältnis zwischen Agenten und Politikern eine ähnliche Vorstellung. “So sind denn Informationen und Argumente, für die schlagende Beweise vorgebracht werden, zumeist die Diener politischer Absichten. Da der Mensch immer und als erstes für seine Ideale zu lügen bereit sein wird, fen wir erwarten und finden wir auch tatsächlich, daß eine wirksame Information beinahe immer verfälscht und ausgewählt ist und daß eine wirksame Argumentation in der Politik hauptsächlich darin besteht, gewisse Behauptungen zu Axiomen zu erheben und andere von der Traktandenliste zu streichen…” S. Schumpeter (1980), S. 419.
Vgl. Ducot, Lubben (1980), S. 51, sowie hierzu und im folgenden Stähler (1988), der seine Überlegungen anhand von Weltenergieszenarien zur Abschätzung zukünftiger CO2-Emissionen verdeutlicht. Beachtenswert für diese Diskussion ist auch die Tatsache, daß das französische “le scénario” mit Drehbuch zu übersetzen ist.
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Stähler, F. (1991). Kollektive Umweltnutzungen und anomaliebeeinflußtes Verhalten. In: Kollektive Umweltnutzungen und individuelle Bewertung. Umwelt und Ökonomie, vol 4. Physica-Verlag HD. https://doi.org/10.1007/978-3-642-48226-7_4
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