Zusammenfassung
Konstruktive Besonderheiten des Wandbaues ermöglichen die hochgradige Erweiterung der Scheide unter der Geburt. Doch ist der Dehnbarkeit des elastisch-muskulösen Systems durch die morphologische Verknüpfung mit dem kollagenen Grundgerüst der Scheidenwand eine Grenze gesetzt. Das kollagene Fasergeflecht ist nach Art eines Scherengitters aufgebaut. Die Längsdiagonalen der Gitterrhomben liegen bei der nicht entfalteten Scheide in Richtung der Rugae vaginales. Nach dem Prinzip der „Nürnberger Schere“ ist auf diese Weise bereits ohne Faserdehnung unter Verkürzung des Vaginalschlauches eine beachtliche Lumenerweiterung möglich (Schreiber und Born 1943). Die nur wenig dehnbaren kollagenen Fasern zeigen im entspannten Zustande einen wellenförmigen Verlauf. Die Streckung der Fasern bringt einen ersten Raumgewinn. Kurz nach dem Eintreten einer Schwangerschaft wird das Fasergerüst aufgelockert. Die mesenchymalen Bestandteile verändern sich in Richtung auf den jugendlichen Zustand des Bindegewebes. Die kollagenen Fasern weichen auseinander und erscheinen teilweise gesprengt, die Fibrillenstruktur wird undeutlich (Riehm 1951). Durch Hypertrophie der fixen Bindegewebszellen verringert sich der intercelluläre Abstand; dadurch wird eine starke Zellvermehrung vorgetäuscht (Stieve 1925). Die Zellvermehrung spielt jedoch gegenüber der Hypertrophie der cellulären und fibrillären Elemente im Zuge der Schwangerschaftsveränderungen eine untergeordnete Rolle.
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© 1966 Springer-Verlag, Berlin · Heidelberg
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Horstmann, E., Stegner, HE. (1966). Die Vagina während der Gravidität und im Wochenbett. In: Horstmann, E., Stegner, HE. (eds) Harn- und Geschlechtsapparat. Handbuch der Mikroskopischen Anatomie des Menschen, vol 7 / 4. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-47983-0_19
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