Gonorrhoische Erkrankung der Lymphgefäße und Lymphdrüsen

Zusammenfassung

Die Gonokokken breiten sich nach ihrer Ansiedlung auf der Schleimhaut vor allem dadurch aus, daß sie rasenartig an der Oberfläche und zwichen den Zellen der Oberschicht weiterwuchern. Dabei wachsen sie auch in die Ausführungsgänge der Schleimhautdrüsen hinein. Gleichzeitig dringen die Gonokokken aber auch schnell zwischen den gelockerten Epithelien, insbesondere des Cylinderepithels, bis ins Bindegewebe vor und können so trotz der Abwehrmaßnahmen des Körpers in die Lymph- (und Blut-) wege übertreten. Dieser Übertritt in die Lymph wege kann von jeder Stelle im Körper aus erfolgen, an der sich Gonokokken angesiedelt haben. Die verhältnismäßige Gutartigkeit der gonorrhoischen Lymphgefäß- und Lymphdrüsenentzündung und ihre Neigung zur Ausheilung ohne Einschmelzung sprechen dafür, daß die Gonokokken auch in den Lymphbahnen im allgemeinen rasch zugrunde gehen. Es ist daher wohl anzunehmen, daß sie häufiger auch in die Lymphbahnen (ebenso wie in die Blutbahn) übertreten, ohne daß wir es klinisch nachweisen könnten. Umgekehrt wird eine entzündliche Lymphgefäß- und Lymphdrüsenveränderung, die von tiefer gelegenen gonorrhoisch erkrankten Gebilden (hintere Harnröhre des Mannes, Gebärmutter und beider Anhänge) ausgeht und die im Becken gelegenen Lymphgefäße und Lymphdrüsen betrifft, meist dem Nachweis entgehen. Die bei weiterer Ausbreitung der Gonokokken (besonders bei solcher auf dem Blutwege) auftretenden Immunitätsvorgänge machen es vielleicht erklärlich, daß Lymphbahn- und Lymphdrüsenentzündungen, die von Metastasen des Trippers ausgehen, kaum beobachtet worden sind.