Schädigungen durch Salvarsan

Zusammenfassung

17 Jahre sind seit den ersten Mitteilungen Ehrlich-Hatas über das Präparat 606 vergangen, und während der ganzen Zeit wurde das neue Mittel und seine Abkömmlinge reichlichst in praktische Verwendung gezogen. Es 1st nunmehr seit Jahren weder über überraschende Effekte noch über besondere Schäden berichtet worden, so daß die Zeit als gegeben erachtet werden kann, um voraussichtlich abschließend über den therapeutischen Wert und insbesondere über die im Gefolge der Salvarsanbehandlung auftretenden Schäden und Zwischenfälle zu berichten. Wie die Erwartungen, die man anfänglich auf das Salvarsan setzte, sich nicht in dem Maße erfüllten, als man es hoffte, so haben sich auch die in der ersten Zeit alarmierenden Berichte über Schäden als zu pessimistisch erwiesen. Die gehäuften Schäden in der ersten Zeit der Salvarsanverwendung sind leicht erklärlich, wenn man die Unsicherheit der Dosierung, die ungewohnte und schwierige Technik, sowie die noch nicht scharf umschriebene Indikationsstellung berücksichtigt. Ehrlichs Meinung, durch eine einmalige Verabreichung einer großen Dosis mit einem Schlag die Syphilis zu heilen (Sterilisatio magna) hat vielfach zu Überdosierung, sowohl bei Einzelinjektionen, als auch bei der im Verlauf einer Kur gegebenen Gesamtmenge geführt. Oft war die Ursache von Salvarsanschäden die fehlerhafte Lösung des Präparates, die eine sorgfältige Neutralisation voraussetzte, oft die nicht entsprechende Berücksichtigung der leichten Oxydationsfähigkeit des Salvarsans. Die schwierige Lösung brachte es mit sich, daß das Salvarsan oft zu lange der Luft ausgesetzt war, andererseits wurde bisweilen nicht erwogen, daß das Präparat auch in der geöffneten Phiole durch Oxydation eine besondere Giftwirkung erlange.