Syphilitische Veränderungen der Venen

Zusammenfassung

Der italienische Arzt Carlo Guattani, ein Zeitgenosse Morgagnis, beschrieb bei einer bestehenden Lues eine aneurysmatische Erweiterung und Wandverdickung der Vena poplitea. Trotz dieser frühzeitigen Mitteilung sind in der Folgezeit im Schrifttum die Venenveränderungen bei der Syphilis im Verhältnis zu den Arterien sehr spärlich, und erst in der Mitte des 19. Jahrhunderts wird durch Veröffentlichungen vor allem von englischer, französischer und deutscher Seite den Venen wieder mehr Beachtung geschenkt. Wird in dieser Zeit die Lues vor allem von klinischer Seite oft als ätiologisches Moment der beobachteten Venenerkrankung hingestellt, so blieb es doch erst dem Anfang des 20. Jahrhunderts überlassen, genaue, besonders pathologisch-anatomische Untersuchungen hierüber auszuführen, und noch heute ist Manches auf diesem Gebiete ungeklärt und heiß umstritten. Die Syphilis, bekannt durch die Vielgestaltigkeit ihres Auftretens, wahrt diesen Charakter auch bei den durch sie hervorgerufenen Venen Veränderungen. Meine Aufgabe soll es nun sein, aus dem großen Gebiet der Venenbeteiligung bei syphilitischen Vorgängen nur die Veränderungen näher zu betrachten, die sich primär an den Venen abspielen. Es kommen hierbei nur die großen und mittelgroßen Venen in Frage, die extraparenchymatös gelegen sind, weil ja die intraparenchymatös gelegenen, kleinen Venen im engsten Zusammenhang mit dem betreffenden Organ stehen und deshalb nur mit diesem zusammen abgehandelt werden können.