Biologische Wirkungen der Röntgenstrahlen auf die verschiedenen Organe

Zusammenfassung

Albers-Schoenberg erzielte 1903 durch Abdominalbestrahlungen bei Kaninchenböcken eine Aufhebung der Potentia generandi bei erhaltener Potentia coeundi. Als Ursache für diese Schädigung wurde von Frieben, Seldin u. a. ein degenerativer Prozeß in den spezifischen Epithelien der Hodenkanälchen festgestellt. Die weiteren hauptsächlichsten Untersuchungen stammen von Simmonds, Regaud, Schinz und Slotopolski. Es findet sich bei den bestrahlten Testikeln eine Verschmälerung der Kanälchen und Verminderung der Epithelschicht; die Spermatogenese erlischt und schließlich sind in den Kanälchen nur noch die Sertolishen Zellen vorhanden. Vermehrtes Zwischengewebe füllt die durch Verkleinerung der Kanälchen entstandenen Lücken teilweise aus. Wie bei kaum einem anderen Organ ist hier deutlich der Mechanismus der Strahlenwirkung zu erkennen. Schon wenige Stunden nach der Bestrahlung ist der Prozeß der Kernteilung an den Spermatogonien aufgehoben, die Mitosen verschwinden, später zeigt sich Vakuolisierung des Protoplasmas und Kerndegeneration, Pyknose, Verklumpung des Chromatins usw. Mit dieser Schädigung der Spermatogonien ist das Fundament der Spermatogenese erschüttert. In etwa drei Wochen hat sich die Schädigung der Spermatogonien ausgewirkt; die noch vorhanden gewesenen Spermatocyten und Spermatiden haben ihre normale Weiterentwicklung genommen, die daraus gebildeten Spermatozoen sind abgewandert und die Kanälchen liegen nun leer da. Es genügt also lediglich die Aufhebung des Teilungsmechanismus der Spermatogonien, um das aktive Zellleben in dem spezifischen Hodenepithel zu beseitigen (Regaud).