Zusammenfassung
Das Programm meiner Vorlesungen, Sie jedesmal an der Hand einiger weniger prägnanter Fälle in die Pathologie des betreffenden Organs einzuführen, stoßt bei der Leber auf besondere Schwierigkeiten. Es ist hier fast unmöglich, eine einheitliche Basis zu finden, von der aus sich die Leberpathologie zweckmäßig überblicken läßt. Denn die Krankheitsbilder, die durch Leberaffektionen verursacht werden, sind mannigfacher als sonst. Der Grund dafür liegt darin, daß die häufigsten und wichtigsten Leberaffektionen sich nicht von einer „Functio laesa“ der spezifischen Leberfunktion ableiten lassen, wie es sonst meist der Fall ist. Ich meine folgendes: Der Begriff der Herzinsuffizienz, die mechanischen Folgen der einzelnen Klappenfehler konnten wir aus der Physiologie des Kreislaufs, aus dem Mechanismus der einzelnen Klappenfehler weitgehendst ableiten. Bei den Gehirn- und Rückenmarks- krankheiten lassen sich die Symptome großenteils aus der Topographie der Läsionen geradezu konstruieren. Eine Rekapitulation der Anatomie und Physiologie ist für viele Kapitel ein notwendiger Bestandteil meines Vortrages gewesen. Bei den Leberkrankheiten können wir die Physiologie, wenigstens einen großen Teil derselben, getrost etwas stiefmütterlich behandeln. Sie haben in der Physiologie die mannigfachen Funktionen der Leber eingehend kennen gelernt. Die Gallenproduktion ist nicht ihre wichtigste. Die Synthese des Harnstoffs und die Rolle der Leber bei der Bildung und Abgabe des Glykogens sind wohl an erster Stelle erörtert worden, ferner ihre Fähigkeit, allerlei schädliche Substanzen durch Kuppelung unschädlich zu machen (z. B. die Ätherschwefelsäurebildung), ferner ihre Verarbeitung des Blutfarbstoffs. Dann ist vielleicht auch ihre harnsäurezerstörende Fähigkeit erwähnt, und schließlich ist Ihnen erzählt worden, daß der Leber, besonders von französischen Autoren, eine wichtige Rolle bei der Entgiftung schädlicher Verdauungsprodukte zudiktiert wird. In deutschsprechenden Landen erfreuen sich diese Lehren viel weniger Anhänger als in denen französischer Zunge.
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Magnus-Alsleben, E. (1922). Leberkrankheiten. Gallensteine, Leberzirrhose, katarrhalischer Ikterus. In: Vorlesungen über Klinische Propädeutik. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-47610-5_13
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