Zusammenfassung
In der großen Reihe der Krankheiten und Todesursachen können wir ganz grob unterscheiden zwischen vermeidbaren und nichtvermeidbaren Krankheiten; aber natürlich wird hier die Grenze keine scharfe sein können; denn einmal können manche Krankheiten vermieden werden durch prophylaktische Maßnahmen,die aber selbst im Laufe der Zeit sich einer wechselnden Wertschätzung erfreuen, sodann aber auch durch wirtschaftliche Besserstellung ganzer Volkskreise und schließlich durch die Auffindung neuer Heilmittel. So gilt uns der Krebs heute als unvermeidbare Krankheit, da wir kein einziges Schutzmittel nach irgendeiner der erwähnten Richtungen gegen ihn kennen. Kommt aber einmal der Tag, wo ein Heilmittel gegen ihn gefunden wird, so gehört er zu den heilbaren Krankheiten und damit vermeidbaren Todesursachen. Die mechanischen Verletzungen, von denen 1890 198 706 und 1905 605 652 als Unfälle gemeldet waren, und die eine Steigerung von 14,52 auf 29,92 berechnet auf 1000 Unfallversicherto erfuhren, sind doch wohl ohne weiteres als vermeidbare Krankheiten anzusehen, und doch sehen wir trotz aller Vorkehrungen diese Vermehrung der Unfälle. Eine Gruppe von vermeidbaren Erkrankungen spielt nun besonders eine große Rolle, das sind die Infektionskrankheiten. Nach unserer Krankenhausstatistik betrug ihr Anteil Ende der siebziger Jahre 20,4 % aller Krankheitsfälle, Anfang dieses Jahrhunderts 18,6 %; oder aber, wenn wir die preußische Todesursachenstatistik nehmen, zu entsprechenden Zeitpunkten 27,6 % gegen 17,2 %.
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Literatur
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Ewald, W. (1911). Die Epidemiologie als Grundlage der Seuchenbekämpfung. In: Soziale Medizin. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-47460-6_3
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