Lokale DNS-Replikationen in Riesenchromosomen

Zusammenfassung

Nach der Polytäniehypothese [21,1], entstehen die Riesenchromosomen der Dipteren durch endomitotische Vermehrung der Chromatiden. Untersuchungen über den Verlauf des Chromosomenwachstums mit Hilfe von Kerngrößenmessungen [12,4], und cytophotometrischen Bestimmungen des DNS-Gehalts [22,35,36],konnten zeigen, daß der Polytänisierungsprozeß rhythmisch und in Verdopplungsschritten abläuft. Darauf stützt sich die Annahme, daß der überwiegende Teil der chromosalen DNS bei der Polytänisierung in geometrischer Progression zunimmt. Zweifel daran, daß sämtliche Anteile der Chromosomen gleichmäßig an dem Wachstum beteiligt werden, bestehen seit Beginn der Riesenchromosomenforschung. Durch Untersuchungen an mitotischen und polytänen Chromosomen von Drosophila-Arten hat Heitz [10,11], erkannt, daß sich Teile des Heterochromatins, das sog. α-Heterochromatin, in geringerem Ausmaß an dem Riesenwachstum beteiligen als die ß-heterochromatischen und euchromatischen Abschnitte. Die Frage, ob in diesem Zusammenhang auch die DNS-Zunahme im α-Heterochromatin gehemmt wird, ist erst in jüngerer Zeit aktuell geworden. Mit Hilfe von Cytophotometrie [31,29], und Autoradiographie [5] konnte inzwischen nachgewiesen werden, daß die DNS des Heterochromatins während des polytänen Wachstums der Chromosomen nicht in dem gleichen Ausmaß repliziert werden muß, wie die übrige chromosomale DNS. Damit ist grundsätzlich festgestellt, daß während des Riesenwachstums eine strenge Proportionalität der DNS-Zunahme längs der Chromosomen nicht obligatorisch ist.