Allgemeine Symptomatologie der Rückenmarksnerven und der Plexus

Zusammenfassung

Totale Unterbrechung eines peripheren Nerven hat einen Ausfall seiner gesamten Funktionen zur Folge; im Bereich seines Versorgungsgebietes sind die Motilität, Sensibilität und die Reflexe aufgehoben; es finden sich Störungen auf trophischem Gebiete. In den Grenzbezirken greifen die Endausbreitungen der motorischen und sensiblen Äste ineinander über, so daß eine Zone gemeinsamer Innervation entsteht. Auch senden die Nerven vielfach Anastomosen zu benachbarten Stämmen und nehmen so an der sensiblen und motorischen Innervation in deren Gebiete teil. Infolgedessen entspricht der Ausfall bei Läsion eines Nerven nicht dem, was bei seiner Verschonung und gleichzeitiger Läsion der benachbarten Stämme an Funktionen erhalten ist, sondern bleibt dahinter mehr oder weniger zurück. Das Übereinandergreifen der einzelnen Versorgungsgebiete unterliegt erheblichen individuellen Schwankungen. Auch die Anastomosen sind, wie die anatomischen Befunde zeigen, variabel, so daß auch bei völlig identischen Nervenläsionen die Symptombilder in den einzelnen Fällen nicht immer übereinstimmen. Das Ausmaß der gemeinsamen Innervation ist bei den einzelnen Nerven verschieden. So ist es etwa beim Trigeminus sehr gering, während bei dem Radialis- und Medianusgebiete sich die benachbarten Nerven erheblich an der motorischen bzw. der sensiblen Innervation beteiligen. Für die Diagnosenstellung ist die Kenntnis dieser Verhältnisse wichtig. Nur unter ihrer Berücksichtigung können Fehler bezüglich der Lokalisation und der Totalität der Läsion vermieden werden.