Zusammenfassung
Die vergleichende Untersuchung zahlreicher Eiweißkörper des Tier- und Pflanzenreiches hat im Gegensatz zu früheren Vorstellungen ergeben, daß bei der totalen Hydrolyse die gleichen Bausteine, nämlich Aminosäuren, erhalten werden. Groß sind dagegen die Unterschiede in den Mengen, in denen sie in den Angehörigen der einzelnen Eiweißgruppen enthalten sind. Es kommt auch vor, daß bestimmte Bausteine einzelnen Eiweißkörpern vollkommen fehlen. Der Unterschied in der biologischen Wertigkeit der einzelnen Proteine als Nahrungsstoffe ist im wesentlichen durch die mehr oder weniger günstige Zusammensetzung an einzelnen Aminosäuren bedingt. Leider verfügen wir zur Zeit noch nicht über Methoden, die ganz allgemein gestatten, jeden einzelnen Eiweißbaustein quantitativ zu bestimmen. Dieser Umstand erschwert an und für sich die Entscheidung der Frage, ob Eiweißkörper, die sich auf Grund ähnlicher oder gleicher physikalischer und physikalisch-chemischer Eigenschaften als verwandt erweisen, sich auch in chemischer Hinsicht nahestehen. Der Ausfall biologischer Reaktionen, es sei z. B. die Präzipitinreaktion genannt, beweist, daß die Zahl der in der Natur vorhandenen Eiweißstoffe eine außerordentlich große sein muß. Es konnte der Artcharakter von Eiweiß- Stoffen bewiesen werden, die auf Grund der Erforschung ihrer Eigenschaften und ihres chemischen Aufbaues sich ohne Zweifel sehr nahe stehen, und zwar auch in Hinsicht auf die biologische Funktion. So lassen sich mit Albuminen, Globulinen des Blutplasmas verschiedener Tierarten spezifische Präzipitinreaktionen auslösen. Nun darf man nicht übersehen, daß Eiweißstoffe, die bei der Hydrolyse genau die gleichen Mengen an einzelnen Aminosäuren liefern, dennoch nicht identisch zu sein brauchen, weil in der Anordnung der einzelnen Bausteine eine unendliche Mannigfaltigkeit mögüch ist.
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Abderhalden, E. (1936). Mit Mitteln der Kaiser Wilhelm-Gesellschaft ausgeführte physiologische Forschungen des Geh. Med.-Rats. In: Hartmann, M. (eds) 25 Jahre Kaiser Wilhelm-Gesellschaft ƶur Förderung der Wissenschaften. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-47338-8_39
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