Zusammenfassung
Die elektronenmikroskopischen Kontraste an zwei-phasigen Polymeren (z.B. teilkristalline Polymere) sind nur sehr schwach, da sich „Absorption“bzw. Streuung der Elektronen an den Atomen in den beiden Phasen kaum unterscheiden. Kontrastierverfahren, die auf einem Einbau von stärker „absorbierenden“bzw. streuenden Atomen (z. B. Schwermetallatome) in eine der beiden Phasen beruhen, haben bisher die morphologischen Untersuchungen ermöglicht (2–4). Diese Verfahren haben jedoch den schwerwiegenden Nachteil, daß die molekulare Struktur und damit die thermischen und mechanischen Eigenschaften des Polymers verändert werden. Direkte Beobachtungen von Wachstumsprozessen der Rekristallisation oder von Strukturveränderungen während einer mechanischen Beanspruchung sind somit durch Kontrastieren nicht möglich.
Es erscheint daher wünschenswert, eine elektronenoptische Beobachtungsmethode zur Verfügung zu haben, die ohne Kontrastierbehandlung des Objekts auskommt. Eine solche Beobachtungsmethode wurde entwickelt durch die Anwendung des elektronenmikroskopischen Defokussierungskontrastes auf Polymere (5, 6). Beim Durchgang einer ebenen Elektronenwelle durch ein geeignet orientiertes zwei-phasiges Polymer ist die Amplitude der durchgehenden Welle näherungsweise überall die gleiche. Die durchtretende Elektronenwelle erleidet jedoch lokal unterschiedliche Phasenverschiebungen auf Grund des unterschiedlichen inneren Potentials in den amorphen und kristallinen Gebieten. Durch geringe Defokus-sierung der Objektivlinse des Elektronenmikrosko-pes (≈10000 Å) können diese Phasenverschiebungen ohne merkliche Verluste des Auflösungsvermögens sichtbar gemacht und zur direkten Abbildung der amorphen und kristallinen Bereiche verwendet werden (1, 5, 6). Der Defokussierungskontrast hat den Vorteil gegenüber den herkömmlichen Kontrastiermethoden, daß das Polymer vor der Beobachtung keiner chemischen Veränderung ausgesetzt wird. Diese Methode, speziell in Verbindung mit Braggkontrasten (7), erlaubt es, die Änderung der Morphologie von teilkristallinen Polymeren während der Rekristallisation und der Verformung zu beobachten (8, 9). Abb. 1 und 2 sind Beispiele von Defokussierungskontrasten an Polyäthylen und isotaktischem Polystyrol.
This is a preview of subscription content, log in via an institution.
Buying options
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Learn about institutional subscriptionsLiteratur
Petermann, J. und H. Gleiter, Phil. Mag. 31, 929 (1975).
Hock, C. W., J. Polymer Sci. A-2, 5, 471 (1967)
Kay, D., Techniques for Electron Microscopy S. 285 (Oxford, 1967).
Kanig, H, Kolloid-Z. und Z. Polymere 251, 783 (1973).
Hanszen, K.-J., Advances in Optical and Electron Microscopy (London) Vol. 4, S. 1 (1971).
Rüble, M. und M. Wilkens, Proc. Fifth Europ. Congress on Electron Microscopy, Vol. 1, S. 416 (1972).
Hirsch, P. B., A. Howie, R. B. Nicholson, D. W. Pashley und M. J. Whelan, in Electron Microscopy of Thin Crystals (London, 1965).
Petermann, J. und H. Gleiter, eingereicht in J. Macromol. Sci.-Phys.
Cayrol, B. und J. Petermann, Colloid and Polymer Sci., im Druck.
Author information
Authors and Affiliations
Editor information
Editors and Affiliations
Rights and permissions
Copyright information
© 1976 Dr. Dietrich Steinkopff Verlag · Darmstadt
About this paper
Cite this paper
Petermann, J., Gleiter, H. (1976). Direkte Beobachtung der Morphologie teilkristalliner Polymere durch Defokussierungskontraste (1). In: Fischer, E.W., Müller, F.H., Kausch, H.H. (eds) Kristallinität und Fehlordnung: Charakterisierung und technologische Bedeutung. Aktuelle Probleme der Polymer-Physik, vol 7. Steinkopff. https://doi.org/10.1007/978-3-642-47057-8_12
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-642-47057-8_12
Publisher Name: Steinkopff
Print ISBN: 978-3-7985-0457-8
Online ISBN: 978-3-642-47057-8
eBook Packages: Springer Book Archive