Zusammenfassung
Wie wir im letzten Kapitel gesehen haben, treten bei der Operationalisierung des Nachhaltigkeitskonzeptes Bewertungsprobleme auf. Die Zuverlässigkeit der aus den Operationalisierungsansätzen resultierenden Managementregeln, d.h. die Wahrscheinlichkeit, daß ein Einhalten der Regeln auch tatsächlich zu einer nachhaltigen Entwicklung fuhrt, hängt entscheidend davon ab, inwiefern es gelingt, diese Bewertungsprobleme zu lösen. In der Ökonomik wurde eine umfassende Werttheorie entwickelt, die zur Lösung dieser Bewertungsprobleme in Frage kommt. Den Kern dieser neoklassischen Werttheorie bildet die sogenannte Allgemeine Gleichgewichtstheorie. Mit ihr läßt sich erklären, wie es auf Märkten zu einem einheitlichen Preissystem für die Güter kommt und wie sich in diesen Preisen die individuellen Wertschätzungen der Wirtschaftssubjekte widerspiegeln.
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Literatur
Es sei hier auf Debreu 1959, Arrow/Hahn 1971, Malinvaud 1985 und Varian 1994 verwiesen.
Falls die Präferenzen eines Individuums vollständig, reflexiv, transitiv und stetig sind sowie lokale NichtSättigung vorliegt, existiert eine stetige Nutzenfunktion, die diese Präferenzen repräsentiert (Varian, 1985: 118).
Wir werden weitere Probleme des Pareto-Kriteriums in Abschnitt 4.3.2 im Zusammenhang mit der Kosten-Nutzen-Analyse diskutieren.
Die Begriffe „Effizienz“, „Pareto-Effizienz“und „Pareto-Optimalität“werden in der Literatur häufig synonym verwendet (Malinvaud 1985: 81; Arrow/Hahn 1971: 91). Wir schließen uns diesem Sprachgebrauch an. Einige Autoren (z.B. Bernholz/Breyer 1993: 17–20) differenzieren: sie verwenden „Effizienz“, um damit einen Zustand zu charakterisieren, bei dem effizient produziert wird, d.h. bei dem keine Produktionsmittel verschwendet werden, wohingegen sie einen gesamtwirtschaftlichen Zustand dann Pareto-optimal nennen, wenn kein Wirtschaftssubjekt besser gestellt werden kann, ohne daß ein anderes schlechter gestellt wird. Produktionseffizienz ist, NichtSättigung vorausgesetzt, eine notwendige, aber keine hinreichende Bedingung für Pareto-Optimalität.
Ein Beispiel für ein Modell, in dem der erste Wohlfahrtssatz nicht mehr gilt, kann für den Fall unendlichen Zeithorizontes und überlappender Generationen konstruieren werden (Varian 1994: 369).
Die Entscheidungssituation, die von Debreu (1959: Kap. 7) als Unsicherheitssituation (uncertainty) bezeichnet wird, wird ansonsten häufig nach Knight (1921: 232) als Risikosituation (risk) bezeichnet. Knight zufolge liegt eine Risikosituation vor, wenn dem Entscheider für jede Handlungsalternative die Eintrittswahrscheinlichkeiten der verschiedenen Umweltzustände bekannt sind. Von einer Unsicherheitssituation spricht er hingegen, wenn der Entscheider die Wahrscheinlichkeitsverteilung der Umweltsituationen nicht kennt.
Vgl. Neumann/Morgenstern (1944); siehe auch Varian (1994: 172–176).
Einen guten Überblick über Modelle mit überlappenden Generationen bietet Geanakoplos(1987).
Man beachte, daß die Güter auch nach den Zuständen der Welt, bei denen sie zur Verfügung stehen unterschieden werden (vgl. Abschnitt 4.2.2).
Ein weiterer häufiger Grund für Marktversagen, das Auftreten von Monopolen (aufgrund von zunehmenden Skalenerträgen), wird in der Regel nicht mit Umweltproblemen in Verbindung gebracht.
Transaktionskosten (d.h. Verletzung von Prämisse 4) sind bei externen Effekten ebenfalls von Bedeutung. Coase (1960) hat darauf aufmerksam gemacht, daß bei Abwesenheit von Transaktionskosten und wohldefinierten Eigentumsrechten Schädiger und Geschädigter in privaten Verhandlungen trotz des externen Effektes zu einer Pareto-effizienten Einigung gelangen.
Beispielsweise wird in Hartwicks Modellen (1977, 1978a, 1978b) „intergene-rational equity“mit konstantem Konsumstrom gleichgesetzt.
Die konvexe Form der Menge aller möglichen Wohlfahrtskombinationen erhält man beispielsweise, wenn man von einem Modell ausgeht, bei dem eine nicht-erneuerbare Ressource zwischen den beiden Generationen aufgeteilt wird und die Wohlfahrtsfunktionen, die allein von dieser Ressource abhängen, bei beiden Generationen abnehmende Grenzwohlfahrt aufweist (Woodward/Bishop 1995: 103–104).
Es wird damit die Annahme getroffen, daß der Nutzen der Individuen kardinal meßbar ist und ein interpersoneller Vergleich der Nutzenniveaus möglich ist. Diese Annahmen werden benötigt, um Aussagen über die Fairneß einer Verteilung machen zu können. Einwände gegen diese Annahmen sind in diesem Falle nicht so gewichtig, da mit Hilfe des Modells nur ein Beispiel dafür gegeben werden soll, daß ein Pareto-effizienter Zustand nicht notwendigerweise nachhaltig ist.
Gegen diese Definition können Einwände erhoben werden. Betrachtet man eine Situation, in der beiden Generationen die gleichen Möglichkeiten zur Bedürfnisbefriedigung (insbesondere die gleichen Mengen an Ressourcen) zur Verfügung stehen, die eine Generation aber aufgrund von selbstverschuldeten Ineffizienzen in der Produktion nicht das gleiche Wohlfahrtsniveau erreicht wie die andere. Man kann sich auf den Standpunkt stellen, daß diese Situation ebenso als nachhaltig bezeichnet werden sollte, weil die Möglichkeiten zur Bedürfnisbefriedigung fair verteilt waren (Woodward/Bishop 1995: 104).
Vgl. Fußnote 2 in diesem Kapitel.
Wie aus Abbildung 4.3 ersichtlich, sind nicht alle Punkt der Kurve NN’ Pareto-optimal, wenn man alle möglichen Güterverteilungen in den Situationen vor und nach der Durchführung der Maßnahme vergleicht. Die Pareto-optimalen sind in diesem Fall nämlich durch die Kurve N’OM gegeben.
Cummings, Brookshire und Schulze (1986: 35) geben eine Liste von acht Studien mit insgesamt 15 Messungen an, bei denen die Entschädigungsforderungen die Zahlungsbereitschaften um den Faktor 1,5 bis 13 übertreffen.
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© 1998 Physica-Verlag Heidelberg
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Klauer, B. (1998). Bewertungsmethoden der neoklassischen Theorie und Nachhaltigkeit. In: Nachhaltigkeit und Naturbewertung. Umwelt und Ökonomie, vol 25. Physica-Verlag HD. https://doi.org/10.1007/978-3-642-47026-4_4
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-642-47026-4_4
Publisher Name: Physica-Verlag HD
Print ISBN: 978-3-7908-1114-8
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