Zusammenfassung
Kapitel II behandelt das Vertrags- und Integrationsverhalten einer exogen gegebenen Anzahl von Händlern und eines Produzenten. Von Interesse ist die Neutralisierung von Allokationsverzerrungen, die aufgrund von doppelter Marginalisierung entstehen. Unter diesem Begriff wird in der vorliegenden Arbeit die Aufteilung der Marge zwischen dem vom Händler erzielten Absatzpreis und den gesamten Stückkosten (=Produktions- plus Handelsstückkosten) zwischen dem Produzenten und seinen Händlern verstanden. Wird der Transferpreis zwischen Produzent und Händler strikt zwischen dem Absatzpreis des Händlers und den Grenzkosten des Produzenten gesetzt, so teilt sich die Gesamtmarge in zwei Teilmargen, eine Händlermarge und eine Produzentenmarge.1 Da es unmöglich ist, daß beide Parteien die volle Gesamtmarge erhalten, entstehen Preis- und Anreizverzerrungen.
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Literatur
Wie schon in Kapitel I erwähnt, geht der Begriff der doppelten Marginalisierung auf einen Artikel von Spengler (1950) zurück, dessen Inhalt unten skizziert wird. In den meisten Literaturquellen wird “doppelte Marginalisierung” definitorisch mit dem Gegenstand von Spenglers Analyse gleichgesetzt. Jedoch treten äußerst ähnliche Effekte wie diejenigen, die durch Spengler untersucht werden, in den meisten Beiträgen über vertikale Beziehungen als Ursache der jeweils betrachteten Anreizstörung auf. Wegen der großen Verwandtschaft wird in dieser Arbeit die obige weite Definition des Begriffs “doppelte Marginalisierung” vorgenommen.
Vgl. Tirole (1988), S. 174–175.
An dieser Stelle soll darauf verzichtet werden, die ganze Palette möglicher Verträge zu betrachten, die hinreichend wären, die doppelte Marginalisierung zu beheben. Statt dessen sei wieder auf den exzellenten Überblick über vertikale Kontrolle zwischen Unternehmen durch Tirole (1988, Kapitel 4) verwiesen.
Eine Nebenwirkung, die allerdings nur am Rande dieser Arbeit steht, ist, daß durch den vertikalen Vertrag auch die Gesamtwohlfahrt (unter Einbeziehung der Konsumentenwohlfahrt) steigt.
Vgl. z.B. Telser (1960).
Vgl. Rey/ Tirole (1986), Tirole (1990) und Kapitel III.
In ihrem Artikel betonen Mathewson und Winter die Rolle der Externalitäten aufgrund von Werbung. Jedoch ist doppelte Marginalisierung allein bereits hinreichend für ihr Modellergebnis. Setzt man in ihrer Formel 9 (Mathewson/ Winter, 1984, S. 31) den “Externalitäts-Parameter”, α, gleich null, so bleiben die Modellergebnisse unverändert.
Vgl. Hotelling (1929).
In einem realistischeren Modell müßte dies endogenisiert werden. Dann aber würde unter den obigen Annahmen, den Originalannahmen von Hotelling, kein Gleichgewicht in reinen Strategien bezüglich der Positionswahl existieren. Hotellings “Prinzip der mimmalen Differenzierung” beruht auf einem algebraischen Fehler, auf den zuerst D’Aspremont/ Gabszewicz/ Thisse (1979) hinweisen. Deren Ergebnis maximaler Differenzierung in einem modifizierten Modell stellt wiederum eine algebraische Zufälligkeit dar. Allgemein wird man mittlere Differenzierung erhalten. Vgl. Böckem (1992, 1993).
Für eine vollständige Aufzahlung vertikaler Verträge, die hinreichend sind, die Ineffizienz zu eliminieren, sei auf den Artikel von Mathewson/ Winter (1984, S. 34) verwiesen.
Der Sprachgebrauch ist in der Literatur nicht einheitlich. Die in dieser Arbeit vorgenommene Klassifikation entstammt einer Vorlesung von Bengt Holmström, gehalten 1991 anläßlich der Sommerschule der Universität des Saarlandes über Vertragstheorie. Sie findet sich auch in dem Lehrbuch von Rasmusen (1990), S. 133–136.
Vgl. Holmström (1979), Hart/Holmström (1987) und Tirole (1988, Chapter 0).
Vgl. Hart/ Holmström (1987).
Vgl. Huang/ Litzenberger (1988), S. 41.
Analog zu Guesnerie/ Laffont (1984), Beweis zu Theorem 2.
Zur Existenz der Lösung vgl. Guesnerie/ Laffont (1984), S. 340.
Analog zu Baron/ Myerson (1982), S. 916–917.
Dies ist in allgemeineren Modellen mit mehrdimensionalen Typen der Agenten nicht so. Vgl. McAfee/ McMillan, 1988, S. 336.
Die Theorie des Yardstick-Wettbewerbs entspringt neben der Agency-Literatur der Literatur über Anreiz-Turniere. Vgl. Lazear/ Rosen (1981), Green/ Stokey (1983) und Nalebuff/ Stiglitz (1983). Die Verwandtschaft zur Mechanismus-Design-Literatur wird bei Shleifer (1985) deutlich.
Vgl. Schelling (1960), zitiert nach Fudenberg/ Tirole (1991), S. 19.
Einen Überblick liefert Palfrey (1992).
Vgl. Ma/ Moore/ Turnbull (1988) und Mookherjee/ Reichelstein (1990).
Ist eine Eigenschaft in allen Punkten einer meßbaren Menge C mit Ausnahme der Punkte einer Menge vom Maß null erfüllt, so sagt man, daß diese Eigenschaft fast überall auf C besteht. Vgl. Smirnow (1986), S. 295.
Vgl. Huang/ Litzenberger (1988) S. 42.
Vgl. Demski/ Sappington (1984) und Ma/ Moore/ Turnbull (1988).
Vgl. z.B. Auriol/ Laffont (1992).
Vgl. Myerson/ Satterthwaite (1983).
Vgl. z.B. Riordan (1984).
Eine Ausnahme betrifft den Fall, daß einer (oder mehrere) der Vertragspartner risikoavers sind. In dieser Arbeit wurde dies in Abschnitt 1.2.1 demonstriert.
Es existiert mittlerweile eine Reihe von Artikeln, die zu dieser Aussage kommen. Vgl. Samuelson (1985), Farrell (1987), Schweizer (1988), Illing (1992).
Vgl. Roberts (1983) und Baron/ Besanko (1984).
Vgl. Laffont/ Tirole (1988, 1990).
Für grundlegende theoretische Zusammenhänge sei auf die bereits angegebene Literatur und das Buch von Laffont und Tirole (1993), Kapitel 9 und 10, verwiesen.
Schumpeters bekanntem Bild der “Schlafmützenkonkurrenz” liegt dieses Wirkungsmuster zugrunde. Wenn die Konkurrenten eine vollzogene Innovation relativ kostengünstig imitieren können, so kann man aufgrund herrschenden Wettbewerbs keinen Gewinn aus einer Innovation erzielen. Dies antizipierend, werden die Unternehmer keine Investitionen für technischen Fortschritt tätigen. Als Lösung für dieses Problem werden Patente und die damit verbundene zeitweilige Monopolmacht angesehen. Vgl. Schumpeter (1942), S. 84. In der Betriebswirtschaftslehre hat das von Schmalenbach formulierte “Problem der fixen Kosten” eine analoge Struktur. Aufgrund zu hoher fixer Kosten und Wettbewerbsdrucks könnten die Betriebe in der freien Wirtschaft keine Gewinne erwarten, was nicht nicht nur die Betriebe, sondern auch die freie Wirtschaftsordnung vernichten würde. Vgl. z.B. Schmalenbach (1949), S. 83–97.
Das Modell von Mathewson/ Winter (1984) wurde in Abschnitt 1.1.2 dieses Kapitels vorgestellt.
Vgl. Milgrom (1981), S. 383.
Vgl. z.B. Mood/ Graybill/ Boes (1974), S. 423.
Es herrscht sogar Äquivalenz zwischen dieser Eigenschaft und der Annahme. Da wir jedoch lediglich die Implikation benötigen, beweisen wir nur diese. Für die Äquivalenz vgl. Milgrom (1981), S. 382–383. Des weiteren impliziert Annahme II.4, daß (∂g(θ|y)/∂y)/g(θ|y) steigend in θ ist, eine Eigenschaft, die häufig in Hidden-Action/ Moral-Hazard-Modellen ausgenutzt wird, aber hier keine weitere Rolle spielt. Vgl. Milgrom (1981), S. 386 und Holmström (1979), S. 79.
Zu einer Illustration der Eigenschaft der stochastischen Dominanz erster Ordnung vgl. Abschnitt 1.2.1.
Vgl. z.B. die Literatur zum Human Capital Approach der Chicago School (Becker, 1964).
Diese wird freilich erst später diskutiert, wenn die Allokation von Property Rights endogenisiert wird.
Vgl. Rubinstein (1982). Die hier besprochene Version findet sich auch bei Bolton/ Whinston (1993). Sie ist sehr ähnlich zu einem Vorläufer des Rubinstein-Modells, der von Stahl (1972) und von Krelle (1975) entwickelt wurde (zitiert nach Osborne/ Rubinstein (1990).
Vgl. hierzu Tirole (1988), S. 430.
Die folgende Kritik trifft in sehr ähnlicher Weise auch auf das Modell von Tirole (1986) zu.
Vgl. Grossman/ Hart (1986), Fußnote 14, S. 703.
Eine weiterführende Untersuchung hierzu stammt von Rubinstein/ Wolinski (1992).
Vgl. auch Chung (1991).
Für einen mathematischen Beweis vgl. Tirole (1988), S. 391.
Dieses Argument wird Schumpeter zugeschrieben. Vgl. Tirole (1988), S. 390.
Das folgende Modell ist technisch sehr ähnlich zu dem von Schnitzer (1991). Schnitzer erklärt mit Hilfe einer Zwei-Zustands-Variante dieses Modells, wieso es aufgrund der Drohung einer Unternehmensübernahme zu Unterinvestitionen seitens des alten Managements kommt.
Vgl. Mathewson/ Winter (1984).
Vgl. Abschnitt 1.1.2 (S. 34) dieses Kapitels.
Vgl. Fisher (1989), Sutton (1990).
Vgl. neben Coase (1960) auch Alchian (1965), Demsetz (1967) sowie Furubotn/ Pejovich (1974).
Vgl. z.B. Eschenburg (1978, S. 9–11), Hesse (1983, S. 80), Leipold (1983, S. 188), Schmidtchen (1983, S. 9), Wegehenkel (1980, S. 109 ff).
Vgl. Varían (1993), S. 551–554.
Vgl. Abschnitt 1.3 dieses Kapitels.
Vgl. Furubotn/ Pejovic (1974), S. 4.
Vgl. Kapitel 9 (Ownership and Property Rights) des Buches von Milgrom und Roberts (1992).
Grossman/ Hart (1986), S. 695.
Vgl. Alchian/ Demsetz (1972), S. 119.
Tirole (1988), S. 24.
Ein entsprechendes Moral-Hazard-Modell für eine Lieferanten-Abnehmer-Beziehung ist dem Autor zwar nicht bekannt, jedoch kann dies z.B. aus dem Aufsatz von Cooper und Ross (1985) über optimale Produkthaftung geschlossen werden. Für den Adverse-Selection-Fall wird diese These durch das Modell von Myerson/ Satterthwaite (1983) untermauert. Bei dem dortigen Unmöglichkeitsresultat wird die konkrete Eigentumsstruktur offengelassen, was zeigt, daß eine pareto-effiziente Allokation für jede solche Struktur nicht erreichbar ist.
Grossman/ Hart (1986).
Man vergleiche das Ergebnis von Myerson/ Satterthwaite (1983) mit dem des Modells aus Abschnitt 1.2.4.
Dieses Modell wurde in Abschnitt 2.1.1 vorgestellt.
Vgl. Lyons (1991 a, 1991 b) und Lyons/ Bailey (1991).
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© 1994 Physica-Verlag Heidelberg
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Schiller, U. (1994). Vertikale Verträge als Mittel zur Steigerung der internen Effizienz. In: Vertikale Unternehmensbeziehungen. Wirtschaftswissenschaftliche Beiträge, vol 97. Physica-Verlag HD. https://doi.org/10.1007/978-3-642-46950-3_2
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