Skip to main content

Die Entwicklung der Handschrift

  • Chapter
Genetische Graphologie
  • 41 Accesses

Zusammenfassung

Wenn wir nun daran gehen, die Entwicklung der Handschrift selber etwas schärfer unter die Lupe zu nehmen, so müssen wir uns bewußt bleiben, daß es vorläufig nur darum geht, den Rahmen abzustecken, in dem sich eine künftige Forschung wird bewegen müssen. Wenn uns dabei schon beim ersten Überblick einige Erkenntnisse in den Schoß fallen, umso besser! Sie werden uns ermutigen, den betretenen Pfad weiter zu verfolgen. Denn nur in gemeinsamer, systematischer Forschungsarbeit können die hier waltenden Zusammenhänge aufgedeckt und sowohl für die charakterologische Wissenschaft wie für die graphologische Deutungstechnik nutzbar gemacht werden. Versuchen wir also zu ermitteln, was uns eine gegebene Handschrift, Normalbedingungen ihrer Beschaffenheit vorausgesetzt, über das augenblickliche Entwicklungsstadium wie überhaupt über den Entwicklungshabitus des Schreibers auszusagen vermag. Unser Ziel ist, eine Art Schlüssel zu finden, der uns in konkreten Fällen erlaubt, das vorgefundene Schriftbild im Lichte der Entwicklung des Schreibers zu sehen. Wir wollen diesen Schlüssel in Anlehnung an einen physikalischen Ausdruck das „Entwicklungs-Modul“nennen. Wir verstehen darunter die individuelle Abwandlungsweise des Entwicklungsgeschehens, die uns in zahllosen Varianten nach Richtung, Tempo, Spannweite und Gestörtheitsgraden begegnet.

This is a preview of subscription content, log in via an institution to check access.

Access this chapter

Chapter
USD 29.95
Price excludes VAT (USA)
  • Available as PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever
eBook
USD 44.99
Price excludes VAT (USA)
  • Available as PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever
Softcover Book
USD 59.99
Price excludes VAT (USA)
  • Compact, lightweight edition
  • Dispatched in 3 to 5 business days
  • Free shipping worldwide - see info

Tax calculation will be finalised at checkout

Purchases are for personal use only

Institutional subscriptions

Preview

Unable to display preview. Download preview PDF.

Unable to display preview. Download preview PDF.

Literatur

  1. Vgl. Erich Neumann: Zur Psychologie des Weiblichen. Zürich 1953, S. 31/32.

    Google Scholar 

  2. Vgl. Kungtse: Gespräche. Nach der Ausgabe von Richard Wilhelm. Vgl. auch Erwin Rousselle: Das Mysterium der Wandlung. Darmstadt 1923, bes. S. 39 ff.

    Google Scholar 

  3. Näheres bei B. Kihn: Über die menschliche Reife in: Lindauer Psychotherapiewoche 1950, hrsg. v. E. Speer, Stuttgart 1950, S. 36 ff.

    Google Scholar 

  4. Vgl. G. R. Heyer: Bildnereien aus dem Unbewußten, in: Lindauer Psychotherapiewoche 1950, S. 30.

    Google Scholar 

  5. Wie wir bereits (S. 21) erwähnt haben, hat auch Wilhelm Müller darauf hingewiesen, daß für den Grapholgen das Kriterium der Bildsamkeit in der Elastizität des Strichs liegt. Vgl. Müller-Enskat: Angst in der Handschrift. Über Wesen und Erscheinungsformen der Angst. Berlin 1951, S. 72.

    Google Scholar 

  6. Vgl. Maria Loofs: Beitrag zur Graphologie der Handschriftenentwicklung. — Inaug. Diss. Freiburg i. B. 1946. Diese verdienstliche Arbeit, die einzige monographische Behandlung unseres Themas, die uns bekannt geworden ist, arbeitet mit dem Begriffsrüstzeug der Heißschen Schule. Da wir uns diesen methodischen Richtlinien nicht anschließen können, sehen wir von einer eingehenden Würdigung dieser Untersuchung ab. Sie verbietet sich auch aus anderen Gründen. Das von M. Loofs zusammengetragene Handschriftenmaterial ist zum großen Teil leider durch den Krieg verloren gegangen. Es besteht also keine Möglichkeit mehr, die graphischen Befunde im einzelnen nachzuprüfen. Ob die Verfasserin die Absicht hat, eine Nachprüfung selber vorzunehmen oder allenfalls durch neue Untersuchungen mit zusätzlichem Material zu ergänzen, entzieht sich unserer Kenntnis.

    Google Scholar 

  7. Vgl. Carl Gross: Vitalität und Handschrift. Forschungsmethoden — Erscheinungsformen — Deutung — Verifikation mit zahlreichen Schriftproben im Zweifarbendruck. 1. Aufl. Bonn 1941; 2. Aufl. Bonn 1950.

    Google Scholar 

  8. Diese Vorgänge werden hier von einer der Persönlichkeitsentwicklung sozusagen immanenten Gesetzmäßigkeit aus gesehen. In jeder Persönlichkeitsentfaltung müssen derartige Spannungen stärkeren oder geringeren Grades auftreten. Wir wollen jedoch nicht verfehlen, darauf hinzuweisen, daß sich solche Konflikte außerordentlich verschärfen können, wenn zeitbedingte Krisenereignisse die Einzelseele aus ihrem Geleise bringen. Der Zerfall des Kulturkanons wirkt sich auch auf die schöpferische Künstlerpersönlichkeit aus und erzeugt ein unheimliches Phänomen, in dem sich die ganze Verzweiflung unserer Zeit ausdrückt. Es ist kein Zufall, daß die schöpferische Gestaltung der Jetztzeit von einem Paradox beherrscht wird, so wie es Thomas Mann in seinem Doktor Faustus (S. 573) von der Apokalypse seines Helden Leverkühn sagt, „daß die Dissonsanz darin für den Ausdruck alles Hohen, Ernsten, Frommen und Geistigen stehe, während das Harmonische und Tonale der Welt der Hölle, in diesem Zusammenhang also einer Welt der Banalität und des Gemeinplatzes, vorbehalten ist.“— Vgl. Erich Neumann: Kunst und Zeit. Eranos-Jahrbuch 1951, S. 37. Einen ähnlichen Standpunkt vertritt Fritz Heinemann, wenn er die innere Struktur der Menschen, insbesondere ihre Grundstruktur der Disharmonie, von der inneren Schichtung ihres Zeitalters abhängig sieht. Die Bewußtseinsphilosophie, aufgebaut auf dem Einheits- und Harmonieprinzip, wurde abgelöst von dem Prinzip der Disharmonie, das sich in allen Lebenserzeugnissen der tragischen Philosophie ausprägte, im besonderen in einzelnen bedeutenden Persönlichkeiten. Heinemann sucht dies an der Zwischennatur eines Ernst Troeltsch aufzuzeigen. Vgl. „Neue Wege der Philosophie“. Leipzig 1929, Seite 209. Das Verführerische des Gedankens verliert sein Bedenkliches, wenn man ihn nur als den Versuch eines zeitkritischen Verstehens wertet. Eine absolute Geltung darf er nicht beanspruchen. Hier dürfte nur eine eindringliche kultur-psychologische Analyse des Harmonieprinzips den rechten Weg weisen.

    Google Scholar 

  9. ) Vgl. Ungern-Sternberg: Goethes Handschrift im Gedicht aus Marienbad und Ulrike von Levetzows Handschrift. In: Graphologische Praxis. München 1903, III. Bd. S. 53–60.

    Google Scholar 

  10. Siehe Max Pulver: Goethe in seiner Handschrift. In: Auf Spuren des Menschen. Zürich-Leipzig, 1942, S. 114 ff.

    Google Scholar 

  11. Vgl. Rudolf Pophal: Die Handschrift als Gehirnschrift. — Rudolstadt 1949, S. 254 f. Pophal legt ein Faksimile der Iphigenie-Handschrift Goethes zugrunde (Leipzig 1938) Abb. 25.

    Google Scholar 

  12. Lutz Wagner: Goethes Handschrift. — Zeitschr. f. Menschenkunde, VIII (1932), 3, S. 180/86.

    Google Scholar 

  13. Siehe Ernst Hoferichter: Geist, Wille und Gefühl. Goethe in seiner Handschrift. Neue Zeitung 26. August 1949. Abb. 30 (a und b).

    Google Scholar 

  14. Auf die Problematik, die im Merkmal des Ebenmaßes steckt und von jeher eine crux der graphologischen Deutungstechnik bildete, ist neuerdings das Augenmerk gelenkt worden durch eine Aufsatzreihe, die in der neuerschienenen Zeitschrift für Menschenkunde veröffentlicht wurde. Vgl. Lutz Wagner: Kritik und Fortbildung der Klagesschen Ebenmaßlehre. XVII (1954), Heft 3/4, S. 90–122.

    Google Scholar 

  15. Ferner: Herbert Hönel: Ebenmaß und Gleichmaß. Zum Problem der Massenverteilung in der Handschrift. XVIII (1954), Heft 1, S. 161–183, und Heft 2, S. 215–223. — Diese Aufsätze sind erst nach Fertigstellung der vorliegenden Arbeit erschienen und konnten darum nicht mehr berücksichtigt werden. Da die Kontroverse noch nicht abgeschlossen ist, wäre auch eine kritische Würdigung der Fragestellungen untunlich gewesen. Obgleich der genetische Gesichtspunkt in beiden Aufsätzen nicht zur Sprache kommt, also unser Thema nicht unmittelbar berührt, erscheint eine grundsätzliche Auseinandersetzung mit den dort aufgeworfenen Fragen unerläßlich.

    Google Scholar 

  16. Werner Danckert: Goethe. Der mythische Urgrund seiner Weltschau. Berlin 1951.

    Google Scholar 

  17. Franz Overbeck und Friedrich Nietzsche: Eine Freundschaft. Nach ungedruckten Dokumenten und im Zusammenhang mit der bisherigen Forschung dargestellt von Carl Albrecht Bernoulli. 2 Bde. Jena 1908. I 332 f.

    Google Scholar 

Download references

Authors

Rights and permissions

Reprints and permissions

Copyright information

© 1957 Johann Ambrosius Barth München

About this chapter

Cite this chapter

Hager, W. (1957). Die Entwicklung der Handschrift. In: Genetische Graphologie. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-46885-8_3

Download citation

  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-642-46885-8_3

  • Publisher Name: Springer, Berlin, Heidelberg

  • Print ISBN: 978-3-540-79666-4

  • Online ISBN: 978-3-642-46885-8

  • eBook Packages: Springer Book Archive

Publish with us

Policies and ethics