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Vorgeschichte des Problems

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Genetische Graphologie
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Zusammenfassung

Die Notwendigkeit, den Gegenwartsbefund einer Handschriftanalyse durch eine genetische Betrachtungsweise zu ergänzen, ist als Forderung von namhaften Graphologen der Gegenwart ausgesprochen worden. So betont Steinitzer1, daß die spezifische Sinndeutung eines graphischen Merkmals nicht allein aus dem Ganzen des jeweilig vorliegenden Schriftbildes zu gewinnen ist. Seiner Auffassung nach gehört dazu auch der Einblick in Schriftproben, die aus verschiedenen, bis in die Jugend des Schrifturhebers zurückreichenden Zeiten stammen. Mit einer solchen Ausweitung des handschriftlichen Materials könnte man von einer bloßen „Zustandsgraphologie“zu einer „genetischen“, nach dem „Warum“ebenso wie nach dem „Was“fragenden Graphologie übergehen, die die aufdeckbaren Entstehungsursachen der Einzelbefunde nach Möglichkeit miteinbezieht. Das ist ohne Zweifel richtig. Sogleich aber tauchen da neue Fragen auf. Die „Zustandsgraphologie“beruht auf der erscheinungswissenschaftlichen Methode, die allein aus dem Ganzen des Erscheinungsbildes, der simultanen Gegebenheit der Schriftmerkmale das „Was“, die individuelle Wesensart, abliest. Fragt man aber nach den Entstehungsursachen der Einzelbefunde, so ist klar, daß die erscheinungswissenschaftliche Methode durch das sachwissenschaftliche Verfahren ergänzt werden muß, daß die aus verschiedenen Lebensstadien herrührenden Zustandsbilder, aneinandergereiht, eine Sukzession ergeben, die ohne Heranziehung der Ursachenforschung nicht in ihrem Zusammenhang aufgehellt werden kann.

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Literatur

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© 1957 Johann Ambrosius Barth München

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Hager, W. (1957). Vorgeschichte des Problems. In: Genetische Graphologie. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-46885-8_2

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