Zusammenfassung
Kein geringerer als A.L. Lavoisier prägte den Begriff „Radikal“ 1787 im Rahmen seiner Theorie der Säuren, für Körper, die mit Sauerstoff zu Säuren werden. Diese seien „jedoch nicht allein isoliert, wohl aber mit Wärmestoff verbunden“ [4, 21]. Während diese Säuretheorie allerdings nur kurz aktuell blieb, setzte sich die Idee der Radikale in den Köpfen der Chemiker so fest, daß sie über 100 Jahre und gerade während der wichtigen Periode der Entwicklung der organischen Strukturtheorie durch Männer wie Berzelius, Liebig, Kekulé und Von Baeyer die Grundlage vieler theoretischer Spekulationen bildete [4, 6, 22, 23]. Als Radikale bezeichnete man Gruppen von Elementen, die bei chemischen Reaktionen unverändert blieben. Sie sollten in der organischen Chemie die Funktion einnehmen, die in der anorganischen Chemie den — seinerzeit meist ebenfalls nicht isolierbaren — Elementen als Grundbausteine der Mineralstoffe mit so großem Erfolg zugeteilt wurde. Es wurde in dieser Periode begonnen, die experimentell analysierte stoffliche Zusammensetzung organischer Verbindungen auf der Basis von Molekülen und Molekülformeln zu interpretieren. So beschäftigten sich Gay Lussac (1815) intensiv mit dem Cyanradikal, Liebig und Wöhler (1832) mit dem Benzoylradikal, das in Benzaldehyd, Benzoesäure, Benzoylchlorid, Benz-amid und Benzoylcyanid vorkam und bei der gegenseitigen Umwandlung dieser Stoffe als Teilstruktur unverändert blieb [4].
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Rüchardt, C. (1992). Die Periode der Begriffsklärung. In: Radikale. Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, vol 1992 / 4. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-46784-4_2
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