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Privacy und Gesellschaft: Eine spannungsvolle Beziehung

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Technikfolgenabschätzung in der Telekommunikation

Part of the book series: Schriftenreihe des Wissenschaftlichen Instituts für Kommunikationsdienste ((WISS.INSTITUT,volume 12))

Zusammenfassung

Die öffentliche Debatte und auch die wissenschaftliche Diskussion haben sich bisher stark darauf konzentriert, welche Auswirkungen neue Telekommunikationstechniken wie die Digitalisierung der Vermittlungsstellen und die Integration der Fernmeldenetze im ISDN auf den Datenschutz haben. Die Beiträge von Katz und Kubicek1 zeigen, daß die nicht-intendierten Folgen der Technik ein quasi “natürliches” Recht auf Privacy bedrohen. Diese Bedrohung wird in einzelnen Staaten und sogar in einzelnen Bundesstaaten der USA (s. das Beispiel der Rufhummernanzeige) unterschiedlich eingeschätzt und in den einschlägigen Datenschutzverordnungen unterschiedlich geregelt.2 Interpretationsdifferenz und unterschiedliche Regelungspraxis führen zu der Annahme, daß die Einschätzung und die darauf basierenden Datenschutzvorschriften wesentlich von der in einer Gesellschaft gültigen Einordnung von “Privacy” und “Datenschutz” auf der Werteskala abhängen.3 Bevor allerdings nach spezifischen Differenzen dieser Art gefragt und gesucht werden kann, ist zunächst die analytische Durchdringung des Zusammenhangs von Privacy und Gesellschaft und anschließend die Analyse der potentiellen Reaktionsmuster des Handlungssystems “Gesellschaft” auf eine Veränderung der Balance von Privacy und Gesellschaft durch Implementation neuer Techniken notwendig.

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Literatur

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Garbe, D. (1991). Privacy und Gesellschaft: Eine spannungsvolle Beziehung. In: Garbe, D., Lange, K. (eds) Technikfolgenabschätzung in der Telekommunikation. Schriftenreihe des Wissenschaftlichen Instituts für Kommunikationsdienste, vol 12. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-46748-6_6

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