Zusammenfassung
Das Bild, welches die Archive der deutschen Universitäten bieten, ist erschütternd. Mit dieser lakonischen Feststellung umschreibt Franz Gall eine Situation, die sich aus der geschichtlichen Entwicklung wie auch aus Unkenntnis und Interesselosigkeit bei den verantwortlichen Behörden ergeben hat1). Er nennt zwar einige Ausnahmen, aber an der Gesamtsituation ändert das nichts. Schon Karl Schrauf hat darauf hingewiesen, daß die Archive der europäischen Universitäten Unglücksfällen aller Art meist schutzlos preisgegeben waren, weil ihnen die Mittel und Wege fürstlicher Kanzleien, kirchlicher und kommunaler Institutionen zur Bewahrung oder Rettung ihrer Schätze gewöhnlich nicht zur Verfügung standen2). Die Umgestaltung der Rechtsund Verwaltungsorganisation, wie sie seit der Französischen Revolution in vielen Ländern erfolgt ist, hatte zudem auch eine Änderung der Universitätsverfassungen zur Folge. Ihre alten, zum Teil mittelalterlichen Grundlagen, manchmal bereits durch den absolutistischen Staat durchlöchert, wurden ihr entzogen, der Staat wurde zum Geldgeber, beaufsichtigte und beeinflußte die Verwaltung mehr oder weniger stark3). Damit wurde aber das alte Archiv der betroffenen Universität plötzlich zu einer Sammlung von Bänden, Pergamenten und Papieren, die für die beteiligten Hochschulund Staatsbehörden uninteressant geworden waren und oft genug in irgendeiner Ecke verstaubten. In einem Jahrhundert, das einen bis dahin nicht erlebten Aufschwung der Geschichtswissenschaft brachte, gingen nur zu viele Universitäten an den bis dahin geretteten Überresten ihrer Vergangenheit achtlos vorüber.
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Abbreviations
- GLA:
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Generallandesarchiv Karlsruhe
- Toepke:
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Die Matrikel der Universität Heidelberg, herausgegeben von Gustav Toepke, Band I, II, Heidelberg, 1884, 1886.
- UA:
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Universitätsarchiv Heidelberg
- UBH:
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Universitätsbibliothek Heidelberg. Unter dieser Signatur zitierte Akten befinden sich noch in der Registratur der Bibliothek.
- UH:
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Universität Heidelberg. Solche Signaturen kennzeichnen Akten des Universitätssekretariats.
- W:
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Urkundenbuch der Universität Heidelberg, herausgegeben von Eduard Winkelmann. Erster Band (W I) Urkunden, Zweiter Band (W II) Regesten. Heidelberg 1886. Für den ersten Band werden die Seiten, für den zweiten die Nummern der Regesten angegeben.
Literatur
Zur Geschichte des Wiener Univ.Archivs, Mitt. d. Inst. f. Österr. Gesch.Fschg., VI. Erg.Bd., 1901, S. 740 ff. Die Lit. über d. deutschen Univ.Archive bei Gall a. a. O. u. Adolf Brenneke, Archivkunde, bearb. v. W. Leesch, Lpzg. 1953, S. 507.
Zum Beispiel Winkelmann, Toepke; August Thorbecke, Statuten und Reformationen d. Univ. Heid, vom 16. bis 18. Jh., Lpzg. 1891; Richard August Keller, Gesch. d. Univ. Heid, im ersten Jahrzehnt nach der Reorganisation durch Karl Friedrich (1803–1813), Heidelberger Abhandlungen z. ma. u. neueren Gesch. 40, Heidelberg 1913; Friedrich Schneider, (gleicher Titel) a. a. O. 38; Hermann Brunn, Wirtschaftsgesch. d. Univ. Heid. v. 1558 bis zum Ende d. 17. Jh., Phil. Diss. (Mschschr.), Heidelberg 1950; Klaus Conrad, Die Gesch. des Dominikanerinnenklosters in Lambrecht bis zur Reformation, Preisschrift d. Phil. Fak. d. Univ. Heid. 1957. Wird demnächst gedruckt.
Die bei Wilhelm Wattenbach, Das Schriftwesen im MA, S. 629 f. (zitiert nach d. unveränderten Neudruck d. 3. Aufl. v. 1896, Graz 1958) geschilderte Funktion des Kopialbuchs unterstreicht diese Beobachtung und erweist die von ihm vorher mitgeteilte äußerliche Trennung der Hauptprivilegien von Kanzlei und Registratur lediglich als Sicherungsmaßnahme. Vgl. auch Brenneke a. a. O., S. 125.
Staatsarchiv Basel-Stadt, Erziehungsakten IX und Missiven B 32; gedruckt bei Alexander Persijn, Pfälzische Studenten u. ihre Ausweichuniversitäten während des Dreißigjährigen Krieges. Phil. Diss. Mainz, 1959, 127, 128.
Zum Beispiel Joh. Friedr. Hautz, Geschichte der Univ. Heidelberg, 2 Bde., Mannheim 1862 u. 1864, Band 2, S. 169 wie in Heid. Jbb. d. Lit. 45, 1852, 327, und danach Toepke, Bd. I, S. VI, für 1624, aber dann Toepke berichtigend Bd. II, 305, Anm. 3, mit der oben Anm. 43 mitgeteilten Stelle aus den Akten der Theol. Fak.
Bericht von Dr. Rudolf Schmidt, Volontär am GLA, der nach einer Erkrankung Kochs seit dem 19. 2. 1891 die Ordnungsarbeiten fortführte, a. a. O.
Vgl. Brunn, a. a. O., 42 ff. und Georg Poensgen, Die Universität im Stadtbild Heidelbergs vor 1700, Ruperto-Carola 15/16, 1954, 39–46, mit einem geglückten Rekonstruktionsversuch nach dem bekannten Merianstich.
Besonders deutlich bei Herbert Derwein, Heidelberg im Vormärz und in der Revolution von 1848/49, Neue Heidelberger Jbb. NF 1955/56, Heidelberg 1958.
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Krabusch, H. (1959). Das Archiv der Universität Heidelberg. In: Heidelberger Jahrbücher. Heidelberger Jahrbücher, vol 3. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-45935-1_2
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