Zusammenfassung
Der Beitrag befasst sich mit organisationalen und individuellen Einflussfaktoren, die das Gelingen der sozialen und fachlichen Integration von Zeitarbeitnehmer/innen beeinflussen. Hierbei werden sowohl die Motivlage der Zeitarbeitnehmer/innen und ihre beruflichen Ziele beachtet als auch die Einsatzlogik der Unternehmen, die Zeitarbeit nutzen. Sowohl in den durchgeführten Felduntersuchungen als auch im Experiment zeigte sich, dass Zeitarbeit für die Arbeitnehmer/innen im Vergleich zur Normalbeschäftigung wenig attraktiv ist. Die Ursachen hierfür liegen insbesondere in der als gering eingeschätzten Arbeitsplatzsicherheit. In einem anderen Experiment wurden Stereotype gegenüber Zeitarbeitnehmer/innen untersucht. Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass Personalentscheider weder einen Makel noch einen Vorteil in einer Phase der Zeitarbeit sehen und nur eine Minderheit Vorurteile gegenüber Zeitarbeitnehmer/innen hat. Bei Zeitarbeitnehmer/innen dominiert der Wunsch nach einer Übernahme durch den Kunden. Die Übernahmechancen sind allerdings relativ gering und Zeitarbeitnehmer/innen erhalten nur selten Weiterbildungsangebote vom Kunden oder ihrem Personaldienstleister. Der Grund für den Einsatz von Zeitarbeitnehmer/innen entscheidet letztlich darüber, ob das Kundenunternehmen bereit ist, in die externen Arbeitskräfte zu investieren. Stehen Kontenersparnis und Flexibilisierung im Vordergrund, sieht es für die Zeitarbeitnehmer/innen eher schlecht aus.
Die Integration im Kundenunternehmen läuft meist ad hoc ab und weder von Seite der Kundenunternehmen noch seitens der Personaldienstleister gibt es systematische Maßnahmen zur Integration der externen Mitarbeiter/innen. So liegt es am Verhalten der Führungskräfte im Kundenunternehmen, inwiefern sich die Zeitarbeitnehmer/innen akzeptiert oder als Außenseiter fühlen. In vielen Unternehmen werden Unterscheidungspraktiken zwischen internen und externen Mitarbeiter/innen angewandt. Hierzu gehört z. B. eine Kennzeichnung der Zeitarbeitnehmer/innen durch andere Arbeitskleidung. Grundsätzlich haben derartige Praktiken einen negativen Einfluss auf die Einstellung und das Wohlbefinden der Zeitarbeitnehmer/innen. Andere Ergebnisse zeigen zudem, dass auch negative Effekte auf die Einstellungen der Stammbeschäftigten beim Einsatz von Zeitarbeit möglich sind. Der Beitrag schließt mit Empfehlungen für eine gelungene Integration von Zeitarbeitnehmer/innen im Kundenunternehmen.
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Notes
- 1.
Zeitarbeit wird in den meisten europäischen Ländern der temporären Beschäftigung zugerechnet, da die Vertragsdauer meist mit der Einsatzdauer synchronisiert ist und fast ausschließlich befristete Verträge abgeschlossen werden (Storrie 2002). In Deutschland überwiegen unbefristete Arbeitsverhältnisse in der Zeitarbeit. Die hohe Fluktuation in der Zeitarbeit (Antoni & Jahn 2009) als auch die temporären Einsätze im Kundenunternehmen lassen die Zeitarbeit aus der Perspektive der Beschäftigten jedoch durchaus den temporären Beschäftigungen zurechnen.
- 2.
Beispielitem: „Mein Einsatzunternehmen gibt mir das Gefühl, dazuzugehören“.
- 3.
Beispielitem: „Ich fühle mich als Außenseiter in dieser Organisation“.
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Galais, N., Sende, C., Moser, K. (2014). Soziale und fachliche Integration von Zeitarbeitnehmerinnen und Zeitarbeitnehmern im Kundenunternehmen. In: Schlick, C., Moser, K., Schenk, M. (eds) Flexible Produktionskapazität innovativ managen. Springer Vieweg, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-39896-4_5
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