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Axiome der Unendlichkeit

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Zusammenfassung

Die beiden von Cantor entdeckten Wege zur Unendlichkeit – über die Diagonalkonstruktion und über die abzählbaren Ordinalzahlen – stellen sich als nur zwei von vielen Möglichkeiten heraus, das riesige Universum der überabzählbaren Mengen zu begreifen. In den 1930er Jahren hatten die Mathematiker begonnen, Mengen zu betrachten, die so groß waren, dass mit ihnen das Universum selbst modelliert werden kann: die sogenannten unerreichbaren und messbaren Kardinalzahlen. Auch diese unfassbar großen Mengen haben einen Einfluss auf das Wesen der Unendlichkeit und den Bereich des Beweisbaren. Wenn man daher (als Unendlichkeitsaxiom) ihre Existenz voraussetzt, dann ergeben sich Auswirkungen, die sogar bis in den Bereich der Arithmetik und der natürlichen Zahlen hineinreichen. Demnach hängt ein besseres Verständnis endlicher Objekte letztlich auch von einem besseren Verständnis der Unendlichkeit ab.

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Notes

  1. 1.

    Das oberste „Axiom“ in Kanamoris Diagramm ist „\(0=1\)“. Es spiegelt die Tatsache wider, dass einige der vorgeschlagenen Axiome großer Kardinalzahlen sich als falsch herausgestellt haben. Das ist das Risiko, das man bei der Jagd auf Axiome eingeht, die mehr und mehr Aussagen von ZF implizieren. Ein falsches Axiom hat maximale Stärke in dem Sinne, dass es jede Aussage impliziert; normalerweise wünscht man sich jedoch Axiome, die nicht ganz so stark sind.

  2. 2.

    Dies beruht auf Gödels Arithmetisierung formaler Systeme, wie in den Abschn. 3.3 und 3.4 besprochen. Con(ZF) ist äquivalent zu einer Aussage, die besagt, dass eine bestimmte Berechnung (welche Sätze in ZF erzeugt) eine bestimmte Zahl (welche die Aussage „\(0=1\)“ codiert) nicht erzeugen wird.

  3. 3.

    Tatsächlich verstand Zermelo Gödels Verwendung des Diagonalarguments nicht und glaubte deshalb nicht, dass dessen Sätze korrekt seien. Selbst nachdem Gödel ihm im Jahr 1931 einen langen Brief geschrieben hatte (nachgedruckt in Gödel (2003), S. 422), begriff er die Idee nicht. Das bestätigt vielleicht, dass Zermelos Unvollständigkeitssatz einfacher ist als Gödels.

  4. 4.

    Jetzt war die Reihe an Gödel, etwas nicht zu verstehen. In einem Brief an Tarski, den er aufsetzte, aber wahrscheinlich nicht abschickte, schrieb er im August 1961 (vgl. Gödel (2003), S. 273):

    Wie ich hörte, ist bewiesen worden, dass es kein zweiwertiges, abzählbar additives Maß für die erste unerreichbare Kardinalzahl gibt. Ich kann noch immer nicht glauben, dass dies wahr ist …

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© 2014 Springer-Verlag Berlin Heidelberg

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Stillwell, J. (2014). Axiome der Unendlichkeit. In: Wahrheit, Beweis, Unendlichkeit. Springer Spektrum, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-37844-7_7

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