Zusammenfassung
Die schnittfreie Logik ist „einfach“ in dem Sinne, dass ihre gültigen Aussagen auf direktem Wege bewiesen werden können. Als Konsequenz davon kann ihre Konsistenz unter Verwendung elementarer, aus der formalen Arithmetik stammender Mittel gezeigt werden. Die Konsistenz der Arithmetik selbst lässt sich mit solchen Mitteln nicht beweisen – das ist die Aussage von Gödels zweitem Satz. Ein Grund dafür besteht darin, dass die Arithmetik die Induktion über die natürlichen Zahlen, also über die Ordinalzahlen bis ω umfasst, so dass für die arithmetische Wahrheit (im Gegensatz zur logischen Wahrheit) unendliche Prozesse benötigt werden. Wenn man jedoch Hilfsmittel zulässt, die von außerhalb der formalen Arithmetik stammen, dann lässt sich indem so erweiterten System auch die Konsistenz der Arithmetik zeigen. Ein derartiges Hilfsmittel ist die transfinite Induktion, also die Induktion bis zu Ordinalzahlen, die oberhalb von ω liegen. Tatsächlich bewies der deutsche Mathematiker Gerhard Gentzen in den dreißiger Jahren, dass die Konsistenz der Arithmetik folgt, wenn man die transfinite Induktion bis zu einer bestimmten Ordinalzahl ε0 voraussetzt.
Notes
- 1.
Peano und Dedekind formulierten die Induktion (\(n\rightarrow n+1\)) für beliebige Eigenschaften \(\cal P\) der natürlichen Zahlen. Wie wir aus Kap. 1 wissen, gibt es überabzählbar viele solcher Eigenschaften. Das ist mehr, als in unserer Sprache der Arithmetik ausgedrückt werden kann, da diese Sprache (so wie jede von Menschen lesbare Sprache) nur abzählbar viele Zeichenketten enthält. Deshalb ist eine völlig allgemeine Formulierung der Induktion problematisch, und üblicherweise verlangt man die Induktion darum nur für Eigenschaften, die in einer hinreichend ausdrucksfähigen Sprache formuliert werden können. Schließlich wollen wir nur Aussagen beweisen, die sich in PA ausdrücken lassen, also sollten wir dafür auch nur Instanzen der Induktion benötigen, die sich ebenfalls in PA ausdrücken lassen.
- 2.
Dies widerspricht nicht dem in Abschn. 4.7 erwähnten Unendlichkeitslemma von König, weil es in einem Beweisbaum Ecken geben kann, von denen unendlich viele Kanten abgehen.
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Stillwell, J. (2014). Arithmetik. In: Wahrheit, Beweis, Unendlichkeit. Springer Spektrum, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-37844-7_5
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