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Investitionscontrolling

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Interne Unternehmensrechnung

Part of the book series: Springer-Lehrbuch ((SLB))

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Zusammenfassung

Das Investitionscontrolling beschäftigt sich vor allem mit der Planung und Steuerung von dezentral getroffenen Investitionsentscheidungen im Unternehmen. Bereichsmanager sollen Anreize erhalten, aus Sicht des Gesamtunternehmens optimale Investitionsprogramme zu implementieren. Bei Vernachlässigung von Interessenkonflikten und asymmetrischen Informationsverteilungen lassen sich diese Fragen durch „traditionelle“ Simultanansätze behandeln. Diese Ansätze können zunächst unmittelbar an der eigentlich angestrebten Zielgröße (zB Endwert, Entnahmestrom) anknüpfen. Es existiert aber stets auch eine Kapitalwertformulierung des Problems, ebenso gibt es Äquivalenzdarstellungen in Form des Gewinns (einschließlich der Gewinne aus Finanzinvestitionen) und des Residualgewinns. Die Schwierigkeit dieser Formulierungen besteht allerdings in der Bestimmung der endogenen Kalkulationszinssätze. Diese Zinssätze kennt man nämlich im Grunde erst dann, wenn auch die optimale Lösung des Planungsproblems bekannt ist.

Beim Vorliegen von Interessenkonflikten und asymmetrischer Informationsverteilung sind die angesprochenen Planungsansätze nicht mehr ohne weiteres verwendbar. Der Zentrale fehlen nämlich die genauen Informationen, um eine Optimierung selbst vornehmen zu können. Und sie kann sich auch nicht unbesehen auf eine wahrheitsgemäße Berichterstattung seitens der Bereichsmanager verlassen, weil diese die Verwendung ihrer Berichte durch die Zentrale antizipieren werden. Wichtig sind demnach Anreizsysteme, die für eine wahrheitsgemäße Berichterstattung von Informationen sorgen und/oder richtige Entscheidungen der Bereichsmanager induzieren. Diese Anreizsysteme müssen auf die konkret vorliegende Situation des Unternehmens bezogen sein. Maßgeblich dafür ist die Art der Managerinteressen einerseits sowie die Knappheit der Finanzmittel andererseits. Daraus lassen sich für die Analyse von Anreizsystemen verschiedene Konstellationen gewinnen, die jeweils bestimmte Beurteilungsgrößen und Verfahren ihrer Ermittlung erfordern.

Wenn die Finanzmittel nicht knapp sind und die Manager nur finanzielle Interessen haben, führt eine Beurteilung (Entlohnung) der Manager nach Maßgabe des bereichsbezogenen Residualgewinns zu einer insgesamt optimalen Investitionspolitik, unabhängig davon, ob eine Investment Center- oder eine Profit Center- Organisation vorliegt. Bei Verwendung des Gewinns kommt es dagegen regelmäßig zu Überinvestitionsanreizen.

Die Verwendung des ROI und verwandter Rentabilitätskennzahlen kann mit gravierenden Abweichungen vom Optimum einhergehen, weil die alleinige Maximierung der Rendite keinen Bezug zu den Kapitalkosten hat. Im Ergebnis treten in den meisten Fällen Unterinvestitionsprobleme auf. Insofern ist der ROI – ungeachtet seiner praktischen Verbreitung – ein problematisches Kriterium zur Bereichssteuerung.

Wenn die Finanzmittel knapp sind, bestehen neben den personellen auch sachliche Koordinationsprobleme. Diese erfordern Beurteilungsgrößen, die auch die Situationen in den anderen Bereichen berücksichtigen. In dieser Situation kommt ein Gewinnbeteiligungssystem in Betracht, wonach jeder Manager mit einem bestimmten Anteil am gesamten Unternehmensgewinn bzw am gesamten Residualgewinn beteiligt ist. Hier stellt die allseits wahrheitsgemäße Berichterstattung ein Nash-Gleichgewicht dar. Als weitere Möglichkeit wurde das Groves -Schema betrachtet, wonach der Manager einen Anteil an seinem erzielten Gewinn und der Summe der berichteten Gewinne der anderen Bereiche erhält. Hier ist die allseits wahrheitsgemäße Berichterstattung eine dominante Politik; dies schließt andere Nash-Gleichgewichte dennoch nicht aus. Ein Nachteil des Groves-Schema besteht in seiner Anfälligkeit für Absprachen zwischen den Bereichsmanagern.

Wenn die Manager auch nichtfinanzielle Interessen in Form von Ressourcenpräferenzen besitzen, führt die Verwendung des Residualgewinns nicht mehr zum Optimum, weil die Manager wegen ihrer Präferenzen für den Umfang zugeteilter Ressourcen zu Überinvestitionen neigen. Dieses Problem kann aber durch eine Erhöhung des für die Residualgewinnberechnung angewandten Zinssatzes ausgeschaltet werden. Diese Zinssatzerhöhung hängt von der Intensität der Ressourcenpräferenzen und dem Beteiligungsprozentsatz des Managers ab. Dadurch wird das von der Zentrale bereitgestellte Kapital gerade so verteuert, dass es die Ressourcenpräferenzen des Managers kompensiert. Sofern eine Investment Center-Organisation vorliegt, führt dieses Beurteilungssystem zur optimalen Investitionspolitik. Bei einer Profit Center-Organisation müssen dagegen zusätzliche Bindungsmechanismen für die Zentrale (zB Führungsgrundsätze) angewandt werden, um einer verzerrten Entscheidung bei der Zentrale nach dem Empfang der Managerberichte vorzubeugen.

In einer Situation mit knappen Finanzmitteln können modifizierte Gewinnbeteiligungssysteme oder Groves -Schemata, beide auf der Basis modifizierter Residualgewinne, bei denen für einen Manager der Residualgewinn des eigenen Bereiches mit einem erhöhten Zinssatz berechnet wird, für eine zutreffende Informationsweitergabe sorgen. Die Zinssatzerhöhungen dienen auch hier ausschließlich zur Neutralisierung der Ressourcenpräferenzen. Sie haben nichts mit der Knappheit der Finanzmittel zu tun; daher weisen sie keine Beziehung zu den endogenen Zinssätzen eines „traditionellen“ Modells der simultanen Investitions- und Finanzplanung auf, bei denen der Knappheitsaspekt eine maßgebliche Rolle spielt. Die Finanzbeschränkung wird explizit im Rahmen der Planungsüberlegungen der Zentrale berücksichtigt, so dass der Kapitalkostensatz von dieser Funktion entlastet wird. Daraus folgt, dass bei der Gestaltung der Parameter optimaler Koordinationsmechanismen oftmals gänzlich andere Überlegungen maßgebend sein können, als sie aus eher „traditionellen“ Ansätzen nahegelegt werden.

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Ewert, R., Wagenhofer, A. (2014). Investitionscontrolling. In: Interne Unternehmensrechnung. Springer-Lehrbuch. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-35961-3_9

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