Zusammenfassung
„Wir haben uns in unserer Firma schon vor langer Zeit dem Tamagochi-Business verschrieben. Tamagochis sind künstliche Menschen. Ursprünglich waren sie als eine Art Zeichentrickfilmfigur gedacht, die sich so benimmt, wie man ihr mit dem Joystick oder mit der Maus sagt. Es gab dann später Frauenfiguren, die am Anfang des Spiels mit wenig Textilien im Bett lagen und die erst dann aufstehen wollten, wenn man ihnen per Mausklick Tee an das Bett brachte und dann ein Continental Breakfast zum Beispiel. Wenn sie endlich wach waren, was schon eine schöne Plackerei am Bildschirm ist, duschen sie nur und wollen nicht die Zähne putzen. Alles in allem muss der Spieler ganz schön aufpassen, wenn die Tamagochis alles richtig machen sollen. Die Spiele sind meist so angelegt, dass man Minuspunkte bekommt, wenn ein Tamagochi zu wenig Vitamine isst oder Sonntags zum Kirchgang nicht anständig angezogen ist. Viele Tamagochi sind recht fordernd, manche benehmen sich sogar sehr unverschämt, wenn sie nicht streng erzogen werden. Das kostet den Spieler sehr viel Zeit, so eine richtige Erziehung. Einige von meinen Freunden haben mir gezeigt, dass ich im Optionenmenü besondere Einstellungen vornehmen kann, so dass die Tamagochis schon eine gewisse Grundbravheit besitzen. Das erleichtert die Bildschirmerziehung sehr. Allerdings ist es keine besondere Kunst, voreingestellt brave Tamagochis zu erziehen. Unsere Nachbarin hat einen Tamagochimann, dem sie seit drei Jahren das Rauchen abgewöhnen will. Ohne jeden Erfolg. Sie gibt ihm Hausarrest und lässt ihn die Hände auf die Herdplatte legen oder aus dem Fenster springen, aber er raucht weiter, wahrscheinlich nur, um sie zur Weißglut zu bringen. So ein Spiel ist sehr zweischneidig: Einerseits kann ich Tamagochis quälen, was ich bei echten Menschen mir nicht trauen würde, sie ins Feuer werfen zum Beispiel, andererseits tut es Tamagochis nichts. Die Schreierei kommt ja nur aus dem Lautsprecher und sie rauchen, wie gesagt, weiter, als wäre niemals ein Feuer gewesen. Meiner Tamagochifrau habe ich das Rauchen an zwei Tagen abgewöhnt, weshalb mich unsere Nachbarin sehr hoch achtet. Sie weiß natürlich nicht, dass ich meine Tamagochifrau im Optionenmenü ruhiggestellt habe. Ich bin geschieden, weil ich mit Frauen nicht klarkomme. Da hatte ich nur die Option, mit so etwas in echt aufzuhören.
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Dueck, G. (2013). My Workpet. In: Die beta-inside Galaxie. Springer Vieweg, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-34938-6_8
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