Zusammenfassung
Religion ist also der Versuch, mit der Überwältigung klarzukommen, der sich der Mensch aussetzt, wenn er den holistischen Blick auf die Welt einnimmt und dadurch das Sakrale erfährt. Dabei ist aus prinzipiellen Gründen ausgeschlossen, dass es mit Hilfe der Religion gelingen könnte, das Problem, vor das uns die Anschauung des Sakralen stellt, endgültig zu lösen. Denn das ist ja gerade das Wesen des Sakralen: dass man es nicht unter Kontrolle bringen, das Problem also gerade nicht lösen kann. Es kann deshalb bestenfalls nur darum gehen, die Belastungen, denen die Person im Angesicht des Sakralen ausgesetzt ist, erträglicher zu machen, indem das Individuum eine gewisse spirituelle Flexibilität und Durchlässigkeit entwickelt, um auf diese Weise den Ansturm des Sakralen überleben zu können. Religiöse Praxis vermag, wenn sie gelingt, das Erleben des Sakralen abzumildern, aber sie kann dieses Erlebnis nicht verhindern. Religion ist niemals in der Lage, dem Sakralen seine Furchtbarkeit und seinen Schrecken zu nehmen. Kein noch so süßliches Weihnachtslied wird daran je etwas ändern.
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Notes
- 1.
Konsumist ist jemand, für den Konsum eine ersatzreligiöse Funktion erfüllt, Konsument ist jemand, der gelegentlich zur Befriedigung seines Bedarfs als Nachfrager auf dem Markt auftritt.
- 2.
Die Zeloten waren eine Partei in Palästina um die Zeitenwende, die das Reich Gottes auf Erden mit physischer Gewalt herbeiführen wollte. Die letzte große Festung der Zeloten, die Festung Masada, wurde im Jahre 73 von den Römern vernichtet.
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Tiedemann, P. (2012). Die a-religiöse Option. In: Religionsfreiheit - Menschenrecht oder Toleranzgebot?. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-32709-4_7
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