Zusammenfassung
Trotz einer gewissen Tradition der Zukunftsforschung ist festzuhalten, dass sie sich als Disziplin noch in einem sehr frühen Entwicklungsstadium befindet. Bis dato existiert keine Theorie der Zukunftsforschung. Eine Theorie der Zukunftsforschung im klassischen Sinne würde aller Voraussicht nach an die Grenzen bestehender wissenschaftstheoretischer Anforderungen stoßen.
Zumindest die Entstehung von Zukunftsforschung kann jedoch durch einen systemtheoretisch getragenen Differenzierungsansatz nachvollzogen werden. Dabei hat Zukunftsforschung im deutschsprachigen Raum bisher keine entsprechende wissenschaftliche Gemeinschaft ausgebildet, weshalb einige für eine wissenschaftliche Disziplin übliche Charakteristika wie spezifische Fachzeitschriften oder Fachkongresse fehlen. Zumindest provisorisch scheint eine tragfähige Grundlage für eine wissenschaftliche Zukunftsforschung aber auf folgendem Weg erreicht werden zu können: Bis zur Entwicklung eines weitergehenden Theoriekonzeptes wird Zukunftsforschung als Integration der zumindest in der Praxis erfolgreichen Instrumentenkästen von Technologiefrüherkennung, Technikfolgenabschätzung und Foresight aufgefasst. Die Einordnung dieser drei Perspektiven der Zukunftsforschung als Teile eines innovationsbegleitenden Managements erleichtert sowohl die Selektion relevanter Forschungsgegenstände als auch die Nutzung der Ergebnisse für eine zielführende Begleitung von Innovationsprozessen. Dies unterstreicht zugleich den potenziellen Wert der Ergebnisse von Zukunftsforschung für die strategische Planung und deren Implementation in Politik und Wirtschaft, ohne sie durch zu hochgesteckte unmittelbare Gestaltungsansprüche ins Ideologische abgleiten zu lassen.
Um andererseits den Gegenstandsbereich der Zukunftsforschung nicht auf die Entwicklung technisch-wissenschaftlicher Perspektiven zu verengen, ist es bei Beschreiten diesesWeges erforderlich, sowohl die Technikfolgenabschätzung und Foresight als auch den Innovationsbegriff selbst in einem umfassenden gesellschaftlichen Sinne zu verstehen.
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Notes
- 1.
Gerne werden hier Jungk (1952), Kahn und Wiener (1967) und vor allem Flechtheim (1970) angeführt.
- 2.
Eine fiktive, vollständige Simulation des Kosmos würde den gesamten Bestand seiner Atome beinhalten. Auf welcher materiellen Basis aber sollte dann die Simulation erfolgen, wenn sie nicht Teil der Betrachtung sein soll? Dies lässt sich auch für kleinere Einheiten, in denen der Simulator Teil des Simulanz ist, als paradox herausarbeiten.
- 3.
Eine in diesem Zusammenhang interessante Reflexion bietet Grunwald (2009). Er schlägt vor, neben dem für wissenschaftliche Situationen verwendeten Korrespondenzprinzip (These und folgende empirische Überprüfung) für prognostische Aussagen auch das Kohärenzprinzip der Wahrheit zuzulassen. Hier wird die Frage gestellt, inwieweit sich eine aufgeworfene (Zukunfts-)These in den aktuell verfügbaren Wissensstand einfügt. Ein Verfahren, das zumindest umgangssprachlich bereits in der Zukunftsforschung Fuß gefasst hat, wenn von plausiblen Prognosen gesprochen wird.
- 4.
- 5.
Z. B. notwendige empirische Belegung von Ergebnissen, vgl. dazu Rust (1997 und 2009); Pfadenhauer (2004).
- 6.
Siehe Institut Futur unter: http://www.institutfutur.de/_de/index.php.
- 7.
Siehe Zentrum für Zukunftsstudien unter: http://www.fhs-forschung.at/zfz.
- 8.
In gewisser Hinsicht eine über die Methodentriangulation (Flick 2008) hinausgehende Diziplinentriangulation, aber das ist ein anderes Thema.
- 9.
Im Rahmen der Diskussion um Technikfolgenabschätzung wurde hier der Begriff der Technikfolgenforschung genutzt (Zweck 1993, S. 130).
- 10.
Siehe oben: Adressierung über das Erkenntnisinteresse hinaus.
- 11.
Wie z. B. Zukunft der Familie oder neue Formen des Zusammenlebens.
- 12.
Auch als Technikbewertung bekannt, vgl.VDI 1991.
- 13.
Siehe: http://www.netzwerk-ta.net/.
- 14.
Bidirektionaler Technologietransfer.
- 15.
Zu Technologietransfer als Teil des Innovationsmanagements siehe z. B. Meißner (2001).
- 16.
Hier bezogen auf Forschung und Innovation.
- 17.
Im Sinne einer summarischen Evaluation.
- 18.
Im Sinne einer formativen Evaluation.
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