Verpasste distale Bizepssehnenruptur

Zusammenfassung

Ein 45-jähriger Fahrzeugschlosser verspürt beim Heben einer schweren Last am 20.03.2011 einen stechenden Schmerz in seiner linken Ellenbeuge bei Linkshändigkeit. Es wird vorerst eine Muskelzerrung diagnostiziert und entsprechend behandelt. Da die Beschwerden mit einem gewissen Kraftverlust insbesondere bei physisch anspruchsvoller Arbeit persistieren, wird der Patient 2 Monate nach dem Initialtrauma in einem peripheren Krankenhaus neu beurteilt. Mit einer MRI-Untersuchung wird die Verdachtsdiagnose einer distalen Bizepssehnenruptur mit Retraktion des Sehnenstumpfs bestätigt (Abb. 34.1). Der Patient wird zur chirurgischen Therapie an uns überwiesen.

Am 20.06.2011 beurteilen wir den Patienten in unserer Klinik im Hinblick auf die chirurgische Revision. Klinisch zeigt sich eine nahezu symmetrische Ellbogenbeweglichkeit mit Flexion/Extension links von 130/5/0°, rechts von 130/0/0° bei freier, symmetrischer Pro/Supination von 90/0/90°. Es besteht eine deutliche Druckdolenz über dem distalen Bizepsmuskelbauch. Die Bizepssehne ist in der Ellenbeuge links im Gegensatz zur rechten Seite nicht palpierbar. Radiologisch finden sich unauffällige ossäre Strukturen (Abb. 34.2). Die Ultraschalluntersuchung bestätigt den distalen Bizepssehnenabriss ohne Gelenkerguss bei resorbiertem Hämatom. Die Indikation zur Refixation ist gegeben. Der Patient wird informiert, dass mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Allograftinterponat notwendig sein wird. Dies kann jedoch erst intraoperativ definitiv entschieden werden.