Zusammenfassung
Dekohärenz ist eine zwingende Konsequenz der Schrödingergleichung unter realistischer Berücksichtigung der natürlichen Umgebung eines Systems – unabhängig von Interpretationsfragen. Sie beruht auf einer universellen „Verschränkung“ praktisch aller physikalischen Systeme, die lange Zeit einfach übersehen oder fehlinterpretiert worden ist. Der Dekohärenzprozess ist inzwischen auch experimentell – zuerst durch Serge Haroche (Paris) – direkt nachgewiesen worden. Zur theoretischen Untersuchung dieses Phänomens haben neben Wojciech Zurek (Los Alamos) vor allem Erich Joos (früher Heidelberg) und Claus Kiefer (Freiburg) beigetragen. Max Tegmark, Koautor des Artikels, auf den sich dieser Kommentar bezieht, ist vornehmlich durch seine Anwendung der Dekohärenz auf Gehirnprozesse bekannt geworden; damit hat er den spekulativen Vorschlägen von Roger Penrose und Stuart Hameroff, wonach menschliches Denken auf kohärenten Quantenprozessen beruhe oder gar einen durch Gravitation induzierten „Kollaps der Wellenfunktion“ einschließe, den Boden entzogen.
Kommentar aus dem Spektrum der Wissenschaft vom April 2001 zum Artikel von M. Tegmark und J.A. Wheeler über „100 Jahre Quantentheorie“ (s. a. Dossiers 4/2010) - genehmigter Nachdruck
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Notes
- 1.
Bei der Abfassung dieser Buchversion muss ich allerdings hinzufügen, dass in jüngster Zeit diverse Autoren erneut Nebelkerzen durch Berufung auf eine vorgeblich fundamentale und abstrakte „Quanteninformation“ zu werfen versuchen – ein Pseudo-Begriff, der nichts erklärt. Er ist ganz im Sinne von Max Tegmarks Alternative „Many Worlds or Many Words“ zu verstehen.
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Zeh, H.D. (2012). Ist das Problem des quantenmechanischen Messprozesses nun endlich gelöst?. In: Physik ohne Realität: Tiefsinn oder Wahnsinn?. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-21890-3_8
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