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Pragmatische Übertragung auf soziotechnische Systeme – Wer kann kooperieren und welches Vehikel wird benötigt?

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Kooperation und Wertschöpfung
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Zusammenfassung

Im Folgenden ist es unsere Aufgabe nach der abstrakten Definition, nun lebensweltlicher zu werden. Dazu werden wir die Abstraktionsebene dissipativer Strukturen und des Phänomens der Vernunft verlassen und konkreter auf unsere alltägliche Erfahrungswelt Bezug nehmen. Doch sobald wir uns dieser Konkretisierung zuwenden, kommen in die Not, Begriffe wie „Wahl, Verantwortung, Zielorientierung etc.“ fundiert erklären zu müssen. Also müssen wir das Feld von ganz vorn aufrollen und bauen uns behutsam eine wissenschaftliche Ausgangslage auf, die wir dann später auf unseren Untersuchungsgegenstand „Kooperation“ anwenden können. Fragen wir uns dazu noch einmal: Wer kann kooperieren und welches Vehikel wird zur Interaktion dafür benötigt? Auf der Suche nach dem „Wer“ finden wir drei Anforderungen:

  • Instrumentelle Ausrichtung, hohe lebensweltliche Dinglichkeit,

  • Möglichkeiten der Interdisziplinarität bei Erklärungen komplexer Wirkgefüge,

  • Verallgemeinerbarkeit auf materielle und nicht materielle Erscheinungen.

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Notes

  1. 1.

    Dieser Satz lässt sich leicht hinschreiben, birgt aber eine immense Komplexität in sich, die wir im Verlauf unseres Vorhabens aufbrechen müssen: Inhalte, denen die Kooperateure eine Bedeutung beimessen, müssen zwischen den Beteiligten hin und her (also iterativ) übermittelt werden. Dabei verfolgen die Kooperateure bei der Übermittlung eine Absicht, also eine Intention. An späterer Stelle werden wir darum noch vertieft einsteigen in die Analyse dieser und benachbarter Begriffe.

  2. 2.

    An dieser Stelle sollen nur die grundlegendsten Begriffe erwähnt werden, damit wir uns nicht zu weit vom Thema der Kooperation entfernen. Für einen etwas tieferen Einstieg sei auf den Anhang 5.2 verwiesen.

  3. 3.

    [Bert50].

  4. 4.

    Die Identitätsvorstellung beantwortet die Frage nach dem „ich bin …“. Stellen wir uns ein Land mit einem Gerüst aus Fertigkeiten und Normen vor. Es wird sich je anders verhalten, wenn es zu sich sagt „Wir sind die Verlierer des Krieges, die den Schaden gutmachen müssen.“ versus „Wir sind die, die aus Ruinen die Heimat neu aufbauen.“. Ein weiteres Beispiel ist der Vertriebsmitarbeiter eines Unternehmens, der sich einmal als „Aushängeschild seines Unternehmens“ oder als „Klinkenputzer“ sieht.

  5. 5.

    Dazu genauer vgl. [Krüg00, S. 189 ff.].

  6. 6.

    nach [Capr96, S. 203].

  7. 7.

    Gemäß Luhmann „gilt als System einheitlich alles das, worauf die Unterscheidung eines spezifizierten Innen (S.) und eines spezifizierten Außen (→ Umwelt) anwendbar ist. Die Annahme des Bestehens von S.en beinhaltet die Annahme einer → Differenz von S.en und Umwelt (→ Komplexität, → System-Umwelt-Theorie). S. ist eine → Form, nämlich die Einheit der Differenz von S. und Umwelt. Ein S. verwendet spezifische → Elemente als seine Teile; jedes S. verwendet eigene Elemente, die nicht zugleich Elemente eines anderen S.s sein können.“ (Siehe [Krau01, S. 207.]).

  8. 8.

    [Krau01, S. 32].

  9. 9.

    Diese erkenntnistheoretische Position der Philosophie vertritt die Haltung, dass unser gesamtes Wissen über die Welt und das Lebens durch unseren Geist gemäß unseren Sinneswahrnehmungen entwickelt wird. Somit ist eine objektive Erkenntnis nicht möglich. Erkenntnis kann allein über die Daten unserer Sinnesorgane konstruiert werden. Die Welt ist somit nur via Beobachtung und Interpretation unseres Geistes zugänglich. Dieses Problem wird uns später noch beschäftigen, wenn im Sinne einer Kooperation sich die Kooperateure verstehen müssen. Für eine weiter gehende Beschreibung sei zunächst auf http://www.radikaler-konstruktivismus.de verwiesen.

  10. 10.

    Siehe [Capr96, S. 192 f.].

  11. 11.

    Vgl. [Krau01, S. 25].

  12. 12.

    Vgl. [Krau01, S. 212].

  13. 13.

    Das Individuum als Bestandteil der Gesellschaft bildet wiederum eine dissipative Struktur. Der Mensch als Bestandteil der entropisch gearteten Gesellschaft, die sich fortlaufend verändert, versucht in dieser nicht unterzugehen. Eine aktive Beteiligung und Interaktion in der Gesellschaft ist eine wesentliche Voraussetzung für das Bestehen des sozialen Wesens Mensch. Folglich bedarf es hier des negentropischer Prinzips, um den Trend des Verfalls bzw. Untergangs entgegenzuwirken bzw. hinauszuzögern. Auch rein biologisch betrachtet handelt es sich um eine dissipative Struktur, denn sobald der Prozess der Nahrungsaufnahme und Umsetzung nicht mehr funktioniert, zerfällt die Struktur, sprich: der Mensch, und stirbt.

  14. 14.

    Beispielhaft hierfür ist zum Beispiel die kulturell fortgeschrittenen Gesellschaften der mittel- und südamerikanischen Inka- und Aztekenstämme.

  15. 15.

    Etymologisch betrachtet steht das lateinische „communicare“ für „gemeinsam machen, vereinigen; teilen; sich verständigen“. Interessanterweise existiert das Teilverb „municare“ für sich alleine nicht, sondern kommt nur im Kompositum com-municare vor. Kommunikation findet also per Definition zwischen mindestens zwei Objekten bzw. Subjekten statt, die miteinander in Dialog treten. Da nichts in der Welt für sich alleine besteht, gibt es immer und überall mindestens eine Gegenpartei, mit der kommuniziert wird.

  16. 16.

    Vgl. das Kommunikationsmodell nach [Shan76].

  17. 17.

    Vgl. hierzu das Kommunikationsmodell von Watzlawick [Watz07].

  18. 18.

    Das Zuschlagen einer Tür oder der Aufmarsch von Truppen an einer Staatsgrenze stellt im verbalen Sinn keine Kommunikation dar, ist aber im Sinne des symbolischen Interaktionismus durchaus eine Kommunikation, denn der Empfänger der kommunikativen Handlung wird es zumeist als Provokation verstehen: inhaltlich als „Truppenaufmarsch“, Beziehungsbotschaft „Unser Staat hat keine Angst.“ und Mitteilung „Wir erklären euch den Krieg.“

  19. 19.

    Dieses Wissen ist natürlich subjektiv und gilt nur innerhalb des Systems als „faktisch richtig“.

  20. 20.

    So wie ein System eine empfangene Botschaft versteht, bedeutet es noch lange nicht, dass dieses auch das war, was das sendende System gemeint hatte.

  21. 21.

    Als Beispiel kann hier ein Mitarbeiter eines Unternehmens dienen. Er ist einerseits Mitarbeiter des Unternehmens, des Fachbereichs Personalwesen oder Konstruktion oder Produktionsplanung. Darüber hinaus kann er Führungskraft oder Sachbearbeiter oder gar Vorstand sein. Zu anderen Zeiten ist er Mitglied im Fußballverein, Familienvater oder Scheidungsopfer etc.

  22. 22.

    Die Formulierungen sind an dieser Stelle sensibel zu tätigen, da es zu vermeiden gilt, Möglichkeiten als mechanistisch wahr darzustellen. Wahr und möglich ist das, was in einem System als wahr und möglich angesehen wird. Im Kapitel zum Sozialdeterminismus werden wir noch tiefer darauf eingehen.

  23. 23.

    Sofern es im philosophischen Sinne überhaupt Inhalte gibt, die unabhängig von einem subjektiven Beobachter existieren.

  24. 24.

    Dieses „nicht“ ist an dieser Stelle sehr kategorisch gesetzt. Ein radikalkonstruktivistischer Wahrheitstheoretiker würde dieses „nicht“ unterstreichen, der Positivist würde sagen „doch es geht – weil es nur eine Wirklichkeit gibt“ und der gemäßigte Konstruktivist, der sich dem soziopragmatischen Konstruktivismus verschreibt, würde sagen, dass man sich durch Sozialisation zumindest einander annähern kann und auf eine anschlussfähige, sozusagen „fast gemeinsame“ Wirklichkeit zurückgreift.

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Krüger, J. (2012). Pragmatische Übertragung auf soziotechnische Systeme – Wer kann kooperieren und welches Vehikel wird benötigt?. In: Kooperation und Wertschöpfung. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-21791-3_6

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