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Anreize

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Kooperation und Wertschöpfung
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Zusammenfassung

Nachdem wir uns im letzten Kapitel Gedanken über die Möglichkeiten, das Können, bzw. allgemein die Prozesse massierten, geht es in diesem Kapitel nicht um die Fähigkeiten, sondern um all das, was uns dazu bringt etwas zu tun oder auch zu lassen. Es lässt sich leicht sagen, dass wir tun, was wir wollen, bzw. das tun, wozu uns unsere Umwelt bringt. Lassen wir an dieser Stelle einmal die philosophischen Fragen beiseite, die uns immer wieder auch die Freiheit des Willens werfen, und konzentrieren uns stattdessen auf die Begriffe Reiz, Anreiz, Motiv, Motivation. In unserem Vorhaben können wir sicherlich nicht das riesige Feld der psychologischen Forschungen zu den Fragen des „Wollens“ aufrollen, aber wir wollen dennoch versuchen, einen Überblick über einige Ansätzen aufzubauen und diese in ein Modell einzuordnen, welches uns anschließend erlaubt, Handlungsalternativen und „das-was-uns-dazu-bringt-etwas-zu-tun-oder-zu-lassen“ in eine Zusammenhang zu bringen.

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Notes

  1. 1.

    Was (!) als Straftat gilt müssen wir immer als soziokulturell kontextualisiert verstehen! D. h. jemand begeht eine Handlung, die innerhalb eines sozialen Systems als verwerflich gilt, aufgrund der dort vorherrschenden Normen. Deutlich wird dieses z. B. am 17 jährigen „Marco“, der als Deutscher in der Türkei mit einer Minderjährigen sexuellen Kontakt hatte. In Deutschland gilt das verfolgen dieses Triebes, Reizes oder Motivs als „normal“, während es in der Türkei aber als strafbar gilt.

  2. 2.

    Aussprüche folgender Art kennzeichnen solche Situationen: „Ich lasse mich doch nicht zwingen!“ Oder: „Ich wollte ihr/ihm doch eine Freude machen und jetzt zahlt er dafür!“.

  3. 3.

    Ein sehr plastisches Beispiel ist dafür unsere Steuergesetzgebung: Der Staat möchte uns zu einem bestimmten Verhalten motivieren, wie z. B. Investitionen in die Wirtschaft. Dazu werden z. B. Zinseinkünfte besteuert, Investitionen in eine eigene Immobilie werden hingegen sogar gefördert. Bei einer solchen Steuergesetzgebung verwundert es sicher jeden von uns, dass in Deutschland noch große Milliardenbeträge auf Sparbüchern lagern, obgleich diese Einkunftsart besteuert wird. D. h. der Anreiz ist vielen, insbesondere älteren Menschen nicht transparent und darum wird auch nach wie vor Geld auf Sparbücher eingezahlt, statt gewinnbringendere Anlageformen zu wählen.

  4. 4.

    Im Kap. 7 des zweiten Teils dieses Buches haben wir uns auch bereits einige Modelle aufgebaut, die uns das menschliche Verhalten verstehen lassen. Allerdings näherten wir uns dort dem Thema eher philosophisch, während die Schilderungen an dieser Stelle eher psychologisch zu verstehen sind.

  5. 5.

    Der Begriff der Moral verkörpert ein System von Werten und Normen sowie deren Umsetzung im täglichen Leben ([Garm03], S. 110). Oft wird ein Zusammenhang zur Sittlichkeit unterstellt. Moralvorstellungen unterliegen jedoch allgemein einem historischen Wandel – sie können sowohl individuell als auch gemeinschaftlich gebildet werden. Dabei sind Individualmoral und gesellschaftliche Moral nicht unbedingt kongruent. Die Fähigkeit zur Unterscheidung zwischen, falsch und richtig ist ein Ergebnis von Erziehung und Sozialisation. Im traditionellen Moralschema gilt die Religion als wichtige oder gar beispielhafte Instanz. Die Moral stellt den für die Menschen grundlegenden normativen Rahmen für ihr Verhalten vor allem gegenüber ihren Mitmenschen dar ([Männ00], S. 15). Mit dem Ziel ein System kooperativer Anreizstrukturen zu formen, stellen sich notwendige Fragen nach dem richtigen Leben, nach dem letztgültigen Ziel jeden Handelns sowie nach den Prinzipien des Zusammenlebens und -arbeitens der Menschen. Die geltende Moral bildet sich aus einem Komplex von Verhaltensregeln, Wertmaßstäben und Vorstellungen. Die Basisformulierungen einer Moral beschäftigen sich mit den Richtlinien, an denen sich menschliches Handeln ausrichten soll. Die daraus abgeleitete Ethik erhebt daher Forderungen, die bei Befolgen moralisch richtiges Handeln zur Folge haben und im Umkehrschluss bei Nichtbefolgen als unmoralisches Verhalten verurteilt werden.

  6. 6.

    Homann wählt hier spieltheoretische Ansätze, in denen er die Anreize so wählt, dass Eigennutz und Gemeinnutz keine sich widersprechenden Größen darstellen. Im Detail werden wir uns damit im Kap. 13.4 beschäftigen.

  7. 7.

    [Homa01a].

  8. 8.

    [Homa01a].

  9. 9.

    [Homa01a].

  10. 10.

    [Homa01a].

  11. 11.

    Vgl. dazu [Homa01a].

  12. 12.

    Das was wir als Vorteil ansehen (!), können wir auch im Sinne des soziopragmatischen Konstruktivismus betrachten, denn einerseits ist es unsere privatpersönliche Vorstellung von „Vorteil“, die andererseits soziokulturell kontextualisiert ist.

  13. 13.

    Sofern „Freiheit“ als ein Vorteil empfunden wird. Denn in einer kollektivistischen Gesellschaft würden wir eine Freiheit eher als Einsamkeit oder ein „Nicht-kümmern“ verstehen und es wäre eher ein Nachteil!.

  14. 14.

    Vgl. dazu [Homa01a].

  15. 15.

    [Homa01a].

  16. 16.

    Ein Gedankenspiel: A und B mögen ein Team bilden. Jeder bekomme einen Grundlohn auf Basis der eigenen Leistung also 0...100 € je nach Leistung. Der zweite Teil des Lohnes errechne sich auf Basis der Gruppenleistung auch wieder 0...100 €. Nun wird jeder Mitarbeiter ein Interesse haben, die Gruppenleistung gut werden zu lassen. Ein interessantes Gedankenspiel ist die Situation, in der der Lohn von A zu 100 % vom Erfolg von B abhängt und umgekehrt! Doch Vorsicht: Bei solchen Gedankenspielen landen wir schnell im Sozialismus, der ja bekanntermaßen gescheitert ist.

  17. 17.

    Hier liegt meines Erachtens nach der Kern von Homanns Lehre.

  18. 18.

    Denn bei geschlossenen Märkten bedeutet das Wachstum des Einen ein Schrumpfen für den Anderen. Der Kuchen ist also immer gleich groß und wird aufgeteilt. So wurde in der Historie eine an der Natur bzw. Umwelt ausgerichtete Handlungsethik entwickelt, die für den bis zum 19. Jahrhundert lebenden Menschen maßgebend war aber nicht mehr ausreichend für die heutige Zeit ist [Homa01], S. 242–245.

  19. 19.

    In diesem Falle wächst der Kuchen und es gibt mehr zu verteilen.

  20. 20.

    [Tofa03], S. 12.

  21. 21.

    Denn wir sind diejenigen, die „Gut“ und „Schlecht“ konstruieren. Ethik ist damit dem Konstruktivismus sehr nahe.

  22. 22.

    [Homa98], S. 151.

  23. 23.

    Quadranten II und III im Gefangenendilemma.

  24. 24.

    [Homa98], S. 153.

  25. 25.

    Dieses Konzept können wir uns anhand der folgenden Überlegungen verdeutlichen, wobei ein Unternehmen und ein Sportspiel als Illustration dienen. Die Grundlage des Wettbewerbs in den Spielzügen ist ein Konsens über die Spielregeln und die Durchsetzung dieser Spielregeln durch den Schiedsrichter bzw. in einem Unternehmen durch das obere Management. Auf der Grundlage des Konsenses wird Wettbewerb getrieben. In beiden Fällen handelt es sich nicht (!) um eine antagonistische Gesellschaft, in der alle gegen alle kämpfen.

    Der Wettbewerb auf dem Spielfeld dient den Zuschauern bzw. den Kunden (dabei bezeichnen wir die unternehmensinternen Abnehmer des weiterzuverarbeitenden Produktes ebenfalls als Kunden). Die Spieler wollen gewinnen, die Zuschauer ein interessantes Spiel sehen bzw. gute und preiswerte Produkte erhalten. Die Motive von Spielern und Zuschauern, von Unternehmen und Konsumenten fallen auseinander. Das bedeutet ökonomisch, dass der Wohlstand aller nicht vom Wohlwollen der Marktkonkurrenten abhängt, sondern von dem Regelsystem bzw. der Wirtschaftsordnung, welche das eigeninteressierte Handeln der Akteure voraussetzt.

  26. 26.

    Unter unvollständigen Verträgen verstehen wir Verträge, in denen gewissermaßen nur das Grundgerüst (schriftlich) fixiert ist und die konkrete, unter wechselnden Umständen erst erfolgende Ausfüllung offen bleibt – und auch offen bleiben muss, damit sie ihre Flexibilität und Anwendbarkeit nicht verlieren.

  27. 27.

    [Axel00], S. 54–60.

  28. 28.

    Die Struktur der sozialen Fallen ist absurder Weise im Gros der deutschen Konzerne infolge der Anreizstrukturen vorgeschrieben.

  29. 29.

    Verhindert werden muss ein Verhalten wie bei der ausländischen Tochter einer deutschen Großbank, als vor einigen Jahren die Anlageberater, angestachelt von hohen Erfolgsprämien, sich gegenseitig mit immer besseren Konditionen zu Lasten ihres eigenen Hauses die Anleger abwarben. Das Ergebnis waren mehrstellige Millionenverluste für die Bank.

  30. 30.

    [Tofa03], S. 12.

  31. 31.

    Die Anreizmoral beziehungsweise Anreizethik können wir – jeweils im Gegensatz zur Tugendethik – auch als Ordnungs-, Institutionen-, System- oder Strukturethik bezeichnen.

  32. 32.

    [Homa01], S. 266.

  33. 33.

    Natürlich ist dieses extrem simplifiziert und spiegelt in einer solchen Einfachheit auch nicht die Komplexität der Möglichkeiten wieder. Nichts desto trotz finden wir hier genau diejenigen Anreizstrukturen, denen die Produktionsplaner beim Lieferanten und die Lieferabrufsteuerer beim Kunden ausgesetzt sind.

  34. 34.

    A verdient aktuell 50 und B verdient auch 50. Nun hat A eine Idee und handelt so dass er 100 verdient, dies geht aber nur, wenn B mitmacht. Allerdings geht es zulasten von B geht, der dadurch nur noch 40 verdient. Auf die Art kann B nicht einsteigen. Wenn A allerdings auf mindestens 10 verzichtet und diese B gibt, so dass B zumindest wieder seine 50 wieder hat könnte B mitmachen. Hierzu gibt es auch vielfältige Untersuchungen, was soziokulturell als „fair“ betrachtet wird: Durch die Idee von A liegen 140 im Topf. Bereits bei einer Aufteilung von A = 89 und B = 51 hätte B einen rationalen Grund, die Idee von A zu unterstützen. Je nach Kultur wir aber eine Aufteilung von 70:70 oder 80:60 etc. als fair empfunden.

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Krüger, J. (2012). Anreize. In: Kooperation und Wertschöpfung. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-21791-3_13

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  • Publisher Name: Springer, Berlin, Heidelberg

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