Zusammenfassung
Generell gilt die Integration des Islam als die zentrale Baustelle des deutschen Staatskirchenrechts. Die Debatte spannt sich von technischen Detailfragen bis hin zu Grundsatzfragen, die über die Grenzen der Rechtsanwendung weit hinausreichen. Freilich darf man nicht vergessen, dass der Islam pars pro toto steht, wenn es um die Zukunftsfähigkeit des geltenden Religionsrechts geht. Denn die Präsenz des Islam in Deutschland ist Teil eines weitreichenden Veränderungsprozesses der Religion in unserer Gesellschaft. Noch in den 1960er Jahren waren mehr als 95 % der Bevölkerung Mitglied einer der beiden großen christlichen Kirchen. Heute sind es noch gut 60 %. Das Ausmaß der Entkirchlichung berührt inzwischen die Substanz der über Jahrhunderte gewachsenen Volkskirche in Deutschland; Christen sind in Großstädten und weiten Teilen Ostdeutschlands schlicht in der Minderheit.
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Notes
- 1.
U. Barth, Religion in der Moderne, 2003, S. 129 ff.
- 2.
Vgl. die Nachweise bei U. Barth, Religion in der Moderne, 2003, S. 129 Fn. 5.
- 3.
Bezugspunkte waren etwa das Werk von G. J. Halyake, Secularism, 1854 und die secular society in London; hierzu H. Lübbe, Säkularisierung, 2. Aufl. 1975, S. 49 ff.
- 4.
F. Gogarten, Verhängnis und Hoffnung der Neuzeit (1953), 1966, S. 143.
- 5.
U. Barth, Religion in der Moderne, 2003, S. 132.
- 6.
F. Gogarten, Verhängnis und Hoffnung der Neuzeit (1953), 1966, S. 146.
- 7.
Nachweise bei U. Barth, Religion in der Moderne, 2003, S. 132 ff.
- 8.
W. Pannenberg, Systematische Theologie, Bd. 3, 1993, S. 67.
- 9.
Meldung von KNA am 6. November 2011; abrufbar unter http://www.katholisch.de/Nachricht.aspx?NId=5193 (abgerufen am 16. November 2011).
- 10.
H. Blumenberg, Legitimität der Neuzeit, Neuausgabe 1988.
- 11.
Zum Weltanschauungsbegriff des Grundgesetzes ausführlich C. Mertesdorf, Weltanschauungsgemeinschaften, 2008, S. 86 ff.
- 12.
Entscheidungen des Bundesverfassungsgerichts (BVerfGE) 102, 370 Ls. 1b).
- 13.
Verwaltungsgericht (VG) Berlin, Neue Zeitschrift für Verwaltungsrecht (NVwZ)-Rechtsprechungsreport (RR) 2000, 606.
- 14.
C. Mertesdorf, Weltanschauungsgemeinschaften, 2008, S. 345 ff.
- 15.
J.-P. Willaime, Frankreich: Laizität und Privatisierung der Religion, in: G. Besier/H. Lübbe (Hrsg.), Politische Religion und Religionspolitik, 2005, S. 343 ff.
- 16.
S. Toscer-Angot, Zur Genealogie der Begriffe „Säkularisierung“ und „Laizität“, in: M. Koenig/J.-P. Willaime (Hrsg.), Religionskontroversen in Frankreich und Deutschland, 2008, S. 39 (45 ff.).
- 17.
J.-P. Willaime, La secularization: une exception européenne?, Revue Francaise de Sociologie 47 (2006), 755 ff., zitiert nach einer Übersetzung von Th. Laugstien.
- 18.
BVerfGE 93, 1 ff.
- 19.
BVerfGE 102, 282 (300).
- 20.
BVerfGE 102, 282 (309).
- 21.
Siehe etwa S. Huster, Der Grundsatz der religiös-weltanschaulichen Neutralität des Staates, 2004, S. 14 ff.
- 22.
H. M. Heinig, Verschärfung der oder Abschied von der Neutralität, in: Juristenzeitung (JZ) 2009, 1136 ff.; siehe auch ders., Verschleierte Neutralität, JZ 2010, 357 ff. in Reaktion auf S. Huster, Neutralität ohne Inhalt?, JZ 2010, 354 ff.
- 23.
Wissenschaftsrat, Empfehlungen zur Weiterentwicklung von Theologien und religionsbezogenen Wissenschaften an deutschen Hochschulen, 2010.
- 24.
P. Bahr, Vom Sinn öffentlicher Religion, in: H. M. Heinig/C. Walter (Hrsg.), Staatskirchenrecht oder Religionsverfassungsrecht?, 2007, S. 73 ff.
- 25.
Zu Begriff und Bedeutung näher etwa H. M. Heinig, Art. Säkularisierung/Säkularisation, in: Ev. Soziallexikon, 2001, Sp. 1363 ff.; G. Marromao, Die Säkularisierung der westlichen Welt, 1996; H.W. Stätz/H. Zabel, Art. Säkularisation/Säkularisierung, in: Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 5, 1984, S. 789 ff.; jüngst C. Taylor, A Secular Age, 2007 (deutsch: Ein säkulares Zeitalter, 2009).
- 26.
J. Casanova, Europas Angst vor der Religion, 2009.
- 27.
Zur ideengeschichtlichen Tradition G. Haverkate, Verfassungslehre, 1992, S. 166 ff.
- 28.
Tendenzen in diese Richtung etwa in der Erklärung des Rates der EKD, Christentum und politische Kultur. Über das Verhältnis des demokratischen Rechtsstaates zum Christentum, 1997.
- 29.
Zu solchen Modellen m.w.N. (kritisch) C. Waldhoff, Neue Religionskonflikte und staatliche Neutraltiät, Gutachten D zum 68. DJT, 2010, S. 48 ff.
- 30.
E.-W. Böckenförde, Die Entstehung des Staates als Vorgang der Säkularisation, in: ders., Recht, Staat, Freiheit, 1991, S. 92 (112 f.).
- 31.
H. M. Heinig, Öffentlich-rechtliche Religionsgesellschaften, 2003, S. 39 ff.
- 32.
E.-W. Böckenförde, Der säkularisierte Staat, 2006, S. 11 ff.
- 33.
E.-W. Böckenförde, Der säkularisierte Staat, 2006, S. 32.
- 34.
E.-W. Böckenförde, Der säkularisierte Staat, 2006, S. 35.
- 35.
Zur Wehrhaftigkeit eines solchen Modells H. M. Heinig, Das Religionsrecht zwischen der Sicherung freiheitlicher Vielfalt und der Abwehr fundamentalistischer Bedrohungen, in: G. Besier/H. Lübbe (Hrsg.), Politische Religion und Religionspolitik, 2005, S. 197 ff.
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Heinig, H. (2012). „Säkularismus“ und „Laizismus“ als Anfragen an das säkulare Religionsrecht in Deutschland. In: Häberle, L., Hattler, J. (eds) Islam - Säkularismus - Religionsrecht. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-21367-0_7
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