Zusammenfassung
Charles Malik, der libanesische Philosoph und Mitautor der UN-Menschenrechtserklärung von 1948 sagte einmal: „Wenn wir uns nicht darüber einig sind, was mit Menschenrechten gemeint ist, dann sind wir uns nicht darüber einig, was die Menschennatur ist.“ Diese Worte bringen anschaulich zum Ausdruck, worum es eigentlich geht, wenn man sich Gedanken macht über die Beziehung des Islam zum Verfassungsstaat. Letztlich gilt es zu klären, welchem Menschenbild sich der Konstitutionalismus verpflichtet fühlt.
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Notes
- 1.
Zitiert bei M. A. Glendon, A World made New, New York 2003, 39.
- 2.
Vgl. Benedikt XVI, Begegnung mit Vertretern der Gesellschaft Grossbritanniens, Westminster Hall, London 17.9.2010.
- 3.
Konzilserklärung Dignitatis Humanae, Nr. 12.
- 4.
Vgl. dazu M. Rhonheimer, Die „Hermeneutik der Reform“ und die Religionsfreiheit, in Die Tagespost 29.9.2009.
- 5.
R. Ceylan, Die Prediger des Islam, Freiburg 2010, 17.
- 6.
Siehe dazu L. Wick, Islam und Verfassungsstaat – Theologische Versöhnung mit der politischen Moderne, Würzburg 2009, besonders Kap. 6. Darin werden die Schriften von zwei verstorbenen Vorstehern der Al-Azhar (Mahmud Schaltut, Muhammad Sayyid Tantawi) sowie Bücher des algerischen Salafisten Baschir al-Ibrahimi und des ägyptischen Reformtheologen Muhammad Ahmad Khalaf Allah analysiert.
- 7.
Siehe dazu L. Berger, Islamische Theologie, Wien 2010; T. Nagel, Geschichte der islamischen Theologie, München 2008; L. Gardel/G.C. Anawati, Introduction à la théologie musulmane, Paris 1948.
- 8.
Ergänzung d. Hrsg.: Im Mittelpunkt dieser Lehre steht die Einheit Gottes, was nicht nur die Anerkennung Gottes als Herrn der Schöpfung impliziert, sondern auch, dass Gott der einzige Gegenstand der Anbetung und Verehrung ist. Durch diesen radikalen Monotheismus werden u. a. alle Spielarten volkstümlicher religiöser Verhaltensweisen abgelehnt, so z. B. Mittlerdienste für andere Menschen bei Gott durch Gräberbesuche etc. Siehe R. Peters, Erneuerungsbewegungen im Islam, in: W. Ende/U. Steinbach (Hrsg.), Der Islam in der Gegenwart, München 52005, S. 96 f.
- 9.
Angesichts solcher Umtriebe und deren radikalislamisch-terroristischer Auswüchse sind nun allerdings Länder wie Marokko dazu übergegangen, wahhabitisch inspirierten Gruppen die Deutungshoheit über Koran und Sunna streitig zu machen. Meist handelt es sich dabei aber um staatliche Initiativen, die politischem Kalkül folgen und die Unabhängigkeit theologischer Autoritäten in Zweifel ziehen. Vgl. L. Slimani, „La bataille du livre“, in Jeune Afrique, 10.8.2010; abrufbar unter http://www.jeuneafrique.com/Articles/Dossier/ARTJAJA2586p038-042.xml0/maroc-distribution-edition-livrela-bataille-du-livre.html (1.10.2010).
In der Türkei gibt es mittlerweile muslimische Theologen, die sich um eine zeitgemäßere Hermeneutik des Islam bemühen und sich dabei teilweise stark an christlichen Vorgaben ausrichten. Vgl. F. Körner, Alter Text – neuer Kontext, Freiburg 2006.
- 10.
Vgl. M. Kadivar, „Islam und Demokratie, ein Widerspruch?“, in: Unterwegs zu einem anderen Islam – Texte iranischer Denker, K. Amirpur (Hg.), Freiburg 2009, 74.
- 11.
M. Šaltūt, Min tawğihāt al-islam, Kairo 81982.
- 12.
Vgl. T. Nagel, Allahs Liebling – Ursprung und Erscheinungsformen des Mohammedglaubens, München 2008.
- 13.
Vgl. T. Nagel, Mohammed – Leben und Legende, München 2008.
- 14.
Vgl. A. A. Al-Raziq, Der Islam und die Grundlagen der Herrschaft, übersetzt von A. Hefny, Frankfurt 2009.
- 15.
Vgl. S. Muslim, Kitāb al-qadar, Kap. 6; Al-Buchari, Kitāb al-Qadar, Kap. 3; siehe auch www.alhamdulillah.net/modules.php?name=Hadith-Bukhari bzw. www.alhamdulillah.net/modules.php?name=Hadith-Muslim
- 16.
Vgl. Commission théologique international, A la recherche d’une éthique universelle: Nouveau regard sur la loi naturelle, Vatikan 2008, Pkt. 17; G. Gobillot: La fiṭra. La conception originelle, ses interprétations et fonctions chez les penseurs musulmans, Kairo 2000.
- 17.
Vgl. A. Ezzati, Islam and Natural Law, London 2002, 70.
- 18.
Vgl. F. Scheich Nuri, „Refutation of the Idea of Constitutionalism“, in Islam in Transition, J. Esposito (Hg.), Oxford 1982, 293 ff.
- 19.
Vgl. dazu W. Waldstein, Ins Herz geschrieben, Augsburg 2010.
- 20.
Zu erwähnen wären aber auch die Gleichberechtigung von Mann und Frau in Fragen der Erbschaft, Ehe etc.
- 21.
Vgl. M. Khorchide, Der Islamische Religionsunterricht zwischen Integration und Parallelgesellschaft, Wiesbaden 2009; dazu auch Wiener Zeitung 29.1.2009/NZZ 29.1.2009.
- 22.
Vgl. J. Habermas, Ein Bewusstsein von dem, was fehlt, in Neue Zürcher Zeitung 10.2.2007.
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Wick, L. (2012). Islam und Verfassungsstaat in der Perspektive einflussreicher islamischer Theologen. In: Häberle, L., Hattler, J. (eds) Islam - Säkularismus - Religionsrecht. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-21367-0_4
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