Zusammenfassung
Die Interaktionen zwischen Prädatoren und Beute finden in den meisten Fällen nicht nur zwischen zwei, sondern unter Beteiligung mehrerer Arten statt. Mehrere Prädatorenarten beeinflussen die Population einer gemeinsamen Beuteart auf unterschiedliche Weise. Faktoren, die sich bei solchen Beziehungen auf die Abundanz der Beutepopulation auswirken können, sind vor allem durch die Reaktionen der Beutetiere auf die Anwesenheit von Fressfeinden bedingt (was insgesamt zu einer Erhöhung oder zu einer Verringerung des Prädationsrisikos führt) sowie durch das Verhalten der Prädatoren selbst (die sich z.B. beim Beuteerwerb ein- oder wechselseitig fördern oder behindern).
Prädatoren, die ihrerseits mehrere Arten als Beute haben, beeinflussen deren Populationen in der Regel nicht mit der jeweils gleichen Intensität. Die entsprechenden Effekte werden durch die Präferenzen der Prädatoren sowie durch die Individuendichte der einzelnen Beutearten bestimmt. Im Extremfall können Artenpopulationen durch Prädation sogar zum Aussterben gebracht werden. Über diese direkten Wirkungen hinaus finden als Folge von Prädation vielfach auch indirekte Veränderungen in der Biozönose statt. Ein wesentlicher Mechanismus hierfür ist die Veränderung der Konkurrenzverhältnisse, von denen nicht nur die Beutearten, sondern auch andere Mitglieder der Gemeinschaft betroffen sein können. Prädatoren können durch ihren Einfluss die Konkurrenz zwischen anderen Arten verringern oder erhöhen. Im ersten Fall wird dadurch unter Umständen eine höhere Artenvielfalt aufrecht erhalten, im zweiten Fall kann dies dazu führen, dass Arten aus der Gemeinschaft verdrängt werden.
Nicht nur Prädatoren, sondern auch Arten weiterer trophischer Ebenen können die Struktur von Populationen, die Zusammensetzung einer Biozönose oder sogar Ökosystemprozesse in höherem Maße beeinflussen als andere. Zu den Arten oder funktionellen Gruppen, die diesbezüglich eine besondere Stellung einnehmen, zählen vor allem (a) ökologische Schlüsselarten, deren An- oder Abwesenheit wesentliche Merkmale einer Gemeinschaft oder des gesamten Ökosystems verändern, (b) Parasiten, die durch ihre Wirkungen auf die Populationen verschiedener Arten entscheidenden Einfluss auf die Interaktionen in Biozönosen nehmen können sowie (c) invasive Arten, die vielfältige Wirkungen auf die Gemeinschaften in den Gebieten ihrer Ausbreitung haben und durch überlegene Konkurrenz, durch Prädation oder durch Herbivorie eine Reduktion oder das Verschwinden von Populationen einheimischer Arten und im Extremfall den Umbruch der Struktur und Funktion des ursprünglichen Ökosystems verursachen.
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Martin, K., Allgaier, C. (2011). Interaktionen in Biozönosen. In: Ökologie der Biozönosen. Springer-Lehrbuch. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-20628-3_9
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