Zusammenfassung
Bis heute wird die Bedeutung gelungener Sexualität für die Erhaltung und Wiederherstellung psychischer Gesundheit, für Lebensqualität und -Zufriedenheit weithin unterschätzt. Demzufolge finden sexuelle Störungen in der psychiatrisch-psychotherapeutischen Therapie und Rehabilitation keine angemessene Beachtung (Weig 2000). Betroffene beklagen mangelnde Hilfsmöglichkeiten, Umfragen zeigen erschreckende Wissenslücken bei Ärzten und anderen Fachleuten des Gesundheitswesens auf diesem Gebiet. In Untersuchungen etwa zu Nebenwirkungen von Psychopharmaka wird der Einfluss auf die Sexualität aus methodischen Gründen systematisch unterschätzt (Dreher et al. 1999).
Ein Blick in die sexualwissenschaftliche Forschung belegt, dass Sexualität im Leben der weit überwiegenden Mehrzahl der Menschen eine zentrale Rolle spielt, der Mensch geradezu als Sexualwesen definiert ist. In Anlehnung an eine Formulierung von Sigmund Freud lässt sich die Aussage rechtfertigen, Liebe, Sexualität und Genuss seien der notwendige Gegenpol zu Arbeit und Realitätsbewältigung für die Entwicklung psychischer Gesundheit und Stabilität (Beier et al. 2001). Gerade wegen mangelnder Kompensationsmöglichkeiten gilt diese Aussage für chronisch psychisch Kranke und seelisch behinderte Menschen eher verstärkt (Zettl u. Hartlapp 1997).
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Weig, W. (2004). Sexualität. In: Rössler, W. (eds) Psychiatrische Rehabilitation. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-18823-7_62
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