Zusammenfassung
Durch immer effizientere Screeningmethoden zum Erkennen von fetalen Fehlbildungen wird die Pränataldiagnostik als Weg zur Menschenselektion angesehen. Pränataldiagnostik wird gleichgesetzt mit „find and destroy“. Nackentransparenzmessungen und maternale Blutuntersuchungen, die ausschließlich auf die Entdeckung von fetalen Fehlbildungen ausgerichtet sind, führen zu ethischen Konfliktsituationen, da ein Fortführen der Schwangerschaft von einem „optimalen“ Untersuchungsergebnis des Feten abhängig gemacht wird. Vor allem bei Chromosomenstörungen, die die Lebensqualität des Betroffenen kaum beeinträchtigen (z.B. Trisomie 21), ist eine Selektion ethisch problematisch. Die positiven Aspekte der Pränataldiagnostik (Frühzeitiges Erfassen von wachstumsretardierten Feten, intrauterine Behandlung von Anämien, optimales perinatologisches Management bei Fehlbildungen) können jedoch nicht als Rechtfertigung für ethisch bedenkliche Methoden herangezogen werden. Wenn Pränatalmedizin weiterhin als ärztliche Disziplin mit hohem ethischen Anspruch akzeptiert werden will, dann müssen die ethischen Probleme im Zusammenhang mit dem Abtöten von Feten nach Pränataldiagnostik unabhängig von den positiven Aspekten der Pränataldiagnostik diskutiert werden.
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Literatur
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Kainer, F. (2003). Pränataldiagnostik — Hilfe für die Schwangere oder Selektionsprozess? Ein Fazit für die Praxis. In: Bender, H.G., Dall, P. (eds) 54. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-18257-0_16
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