Skip to main content

J. Internationale Umweltpolitik bei akkumulierender und asymmetrischer Verschmutzungsdynamik

  • Chapter
  • First Online:
Zukunftsfähige Wirtschaftspolitik für Deutschland und Europa
  • 2806 Accesses

Zusammenfassung

Der Umgang mit dem globalen Klimawandels ist in erster Linie ein zentrales ökonomisches und politisches Problem. Bei der Gestaltung einer global effizienten und zugleich gerechten Politik erschweren insbesondere die starken ökonomischen und technischen Asymmetrien zwischen den entwickelten Ländern (dem Norden) und den Entwicklungs- und Schwellenländern (dem Süden) die Suche nach einer Lösung. Daher beschäftigt sich dieser Beitrag mit der Identifikation einer effizienten, aber auch gerechten Klimapolitik, die die Asymmetrien zwischen den beteiligten Akteuren berücksichtigt. Zwei Ergebnisse werden herausgearbeitet: 1) Zunächst wird deutlich, dass es effizient ist, wenn eine CO2-Reduktion vor allem dort vorgenommen wird, wo sie mit dem geringsten Aufwand erfolgen kann. Dies trifft wahrscheinlich für die Entwicklungs- und Schwellenländer zu, da die Effizienz der Verschmutzungsvermeidung dort gegenwärtig besonders gering ist. Hier kann wahrscheinlich mit relativ geringen Kosten eine starke Reduktion erreicht werden. Der entwickelte Norden müsste einen großen Aufwand betreiben, um die bereits effizienten Technologien weiter zu verbessern. Die daher aus Weltsicht effiziente Maßnahme wäre, den Süden so lange mit effizienzverbessernder Technologie auszustatten, bis im Süden ein ähnliches Grenzeffizienzniveau wie im Norden erreicht wäre. Unabhängig von der Frage, wer die Kosten trägt, wäre dies zunächst global effizient. Während es also effizient wäre, den Süden zunächst auf das technologische Niveau des Nordens bei der Verschmutzungsvermeidung zu bringen, also die massivsten Investitionen zur Verschmutzungsvermeidung in den Süden zu kanalisieren, muss simultan die Frage beantwortet werden, wer die entstehenden Kosten zu tragen hat. Die Trägerschaft der Kosten dieser Maßnahme ist eine Frage der globalen Gerechtigkeit. 2) Es ist evident, dass die reichen Länder (klassische Industrieländer) in der Vergangenheit am stärksten zur Gesamtverschmutzung beigetragen haben. Die Verschmutzung durch die reichen Länder in der Vergangenheit war eine globale Ressourcennutzung, für die noch nicht bezahlt wurde. Darüber hinaus sind diese Länder durch ihr deutlich höheres Einkommens- und Entwicklungsniveau eher in der Lage, die Ressourcen aufzubringen, die für verschmutzungsreduzierende Investitionen erforderlich sind. Effizient und sowohl nach dem Verursacher- als auch nach dem Leistungsfähigkeitsprinzip gerecht wäre es somit, den Süden mit effizienzverbessernder Technologie auszustatten und die dafür nötigen Ressourcen durch den Norden bereitzustellen. Offen bleibt jedoch die Frage, wie eine solche effiziente und gerechte Lösung in Abwesenheit einer Weltregierung politisch implementiert, durchgeführt und kontrolliert werden kann.

Für die große Unterstützung bei der Entstehung dieses Beitrags danke ich PD Dr. S. Jungblut, A. Kilian und B. Wilmes.

This is a preview of subscription content, log in via an institution to check access.

Access this chapter

Chapter
USD 29.95
Price excludes VAT (USA)
  • Available as PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever
eBook
USD 119.00
Price excludes VAT (USA)
  • Available as EPUB and PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever
Hardcover Book
USD 129.99
Price excludes VAT (USA)
  • Durable hardcover edition
  • Dispatched in 3 to 5 business days
  • Free shipping worldwide - see info

Tax calculation will be finalised at checkout

Purchases are for personal use only

Institutional subscriptions

Notes

  1. 1.

    Nach Milanovic und Yitzhaki (2002) wird diese Gruppe als G7 äquivalent gebildet. Damit werden alle Länder zusammengefasst, die mindestens das Pro-Kopf-Einkommen der G7-Länder erreichen.

  2. 2.

    Zu den reichen nördlichen Ländern der G20-Gruppe gehören: USA, Deutschland, Japan, Großbritannien, Frankreich, Italien, Kanada und Australien.

  3. 3.

    Zu den ärmeren südlichen Ländern der G20-Gruppe gehören: China, Brasilien, Russland, Indien, Südkorea, Mexiko, Türkei, Indonesien, Saudi Arabien, Südafrika und Argentinien.

  4. 4.

    Zum Zusammenhang von Entwicklungs- und Aufholprozessen, internationaler Integration und Strukturwandel siehe auch Gries (1995) und Gries und Jungblut (1997a, b).

  5. 5.

    Vgl. für potenzielle Szenarien z. B. OECD (2005, 2009a, b).

  6. 6.

    Vgl. zu verschiedenen Vorschlägen OECD (2005, 2009a, b).

  7. 7.

    Die Idee der Internalisierung externer Effekte von öffentlichen Gütern geht auf Arbeiten von Pigou (1920) zurück. Später wurden diese Ansätze im Rahmen der Umweltökonomik von Baumol und Oates (1971, 1988) weiterentwickelt und ausgebaut.

  8. 8.

    Vgl. z. B. Dales (1968); Cansier (1996) oder Dorn (1996).

  9. 9.

    Siehe für einen Vergleich z. B. Giraudet und Quirion (2008) oder Oikonomou et al. (2008). Für akkumulierende Verschmutzung siehe auch die Diskussion zum Vergleich von Hoel und Karp (2002).

  10. 10.

    Vgl. z. B. Christiansen et al. (2005) oder Convery (2009).

  11. 11.

    Vgl. z. B. Rose et al. (1998).

  12. 12.

    Vgl. hierzu z. B. Bommer und Schulze (1999) oder Neary (2006).

  13. 13.

    Vgl. OECD (2009b).

  14. 14.

    Diese Angaben sind aus Ott et al. (2009, S. 11) entnommen.

  15. 15.

    Für eine Diskussion über die Finanzierung siehe z. B. Ott et al. (2009) und Harmeling et al. (2009).

  16. 16.

    Vorschläge hierzu werden z. B. von Watanabe (2008) oder Harmeling et al. (2009) diskutiert.

  17. 17.

    Vgl. OECD (2009a), auch wenn OECD (2009b) die Möglichkeiten internationaler Kooperation und Hilfe einschließt, werden keine global koordinierten Programme diskutiert.

  18. 18.

    Dieses Modell basiert im Wesentlichen auf den Darstellungen bei Perman et al. (2003), Kap. 16. Für weitere theoretische Modelle siehe z. B. Farzin (1996) und Lieb (2004). Für eine Diskussion in einem OLG-System siehe Guruswamy Babu et al. (1997).

  19. 19.

    Die Berücksichtigung heterogener Agenten bei akkumulierenden Verschmutzungsbeständen ist nur in wenigen Beiträgen diskutiert. Vgl. hierzu z. B. Xabadia et al. (2005), (2008) oder Hoel und Karp (2002).

Literatur

  • Baumol WJ, Oates WE (1971) The use of standards and prices for protection of the environment. Swedish J Econ 73:42–54

    Article  Google Scholar 

  • Baumol WJ, Oates WE (1988) The theory of environmental policy, 2. Aufl. Cambridge University Press, Cambridge

    Book  Google Scholar 

  • Bommer R, Schulze GG (1999) Environmental improvement with trade liberalization. Europ J Polit Economy 15:639–661

    Article  Google Scholar 

  • Cansier D (1996) Umweltökonomie. 2. Aufl. Lucius & Lucius, Stuttgart

    Google Scholar 

  • CDIAC (2009) Carbon Dioxide Information Analysis Center, Fossil-Fuel CO2 Emissions

    Google Scholar 

  • Christiansen AC, Arvanitakis A, Tangen K, Hasselknippe H (2005) Price determinants in the EU emissions trading scheme. Clim Policy 5:15–30

    Google Scholar 

  • Convery FJ (2009) Reflections – the emerging literature on emissions trading in Europe. Rev Environ Econ Policy 3:121–137

    Article  Google Scholar 

  • Dales JH (1968) Pollution, property and prices. University of Toronto Press, Toronto

    Google Scholar 

  • Dorn R (1996) Effizienz umweltpolitischer Instrumente zur Emissionshinderung. Technische und ökonomische Kriterien. Schmidt, Berlin

    Google Scholar 

  • Farzin YH (1996) Optimal pricing of environmental and natural resource use with stock externalities. J Public Econ 62:31–57

    Article  Google Scholar 

  • Giraudet L-G, Quirion P (2008) Efficiency and distributional impacts of tradeable white certificates compared to taxes, subsidies and regulations. Fondazione Eni Enrico Mattei, Nota di lavoro 88.2008, International Energy Markets

    Google Scholar 

  • Gries T (1995) Wachstum, Humankapital und die Dynamik der komparativen Vorteile. Habil, Tübingen

    Google Scholar 

  • Gries T, Jungblut S (1997a) Catching-up and structural change. Econ Int 50(4):3–24

    Google Scholar 

  • Gries T, Jungblut S (1997b) Catching-up of economies in transformation. In: Welfens PJJ, Wolf HC (Hrsg) Banking, international capital flows and growth in Europe. Springer, Heidelberg, S 297–311

    Chapter  Google Scholar 

  • Guruswamy Babu P, Kavi Kumar KS, Murthy NS (1997) An overlapping generations model with exhaustible resources and stock pollution. Ecolog Econ 21:35–43

    Article  Google Scholar 

  • Harmeling S, Bals C, Sterk W, Watanabe R (2009) Funding sources for international climate policy. Briefing Papers, März 2009

    Google Scholar 

  • Hoel M, Karp L (2002) Taxes versus quotas for a stock pollutant. Resource Energy Econ 24:367–384

    Article  Google Scholar 

  • IAE (2009) Online Data Service, Country Indicators, International Energy Agency

    Google Scholar 

  • IPCC (2007) Publications Data, IPCC Data Distribution Centre, International Panel of Climate Change

    Google Scholar 

  • Lieb CM (2004) The environmental kuznets curve and flow versus stock pollution: the neglect of future damages. Environ Resource Econ 29:483–506

    Article  Google Scholar 

  • Malthus TR (1798) An essay on the principle of population. Johnson, London. (Neue Aufl.: Flew A (Hrsg) (1970) Penguin, Baltimore)

    Google Scholar 

  • Milanovic B, Yitzhaki S (2002) Decomposing world income distribution: does the world have a middle class? Rev Income Wealth 48(2):155–178

    Article  Google Scholar 

  • Neary JP (2006) International trade and the environment: theoretical and policy linkages. Environ Resource Econ 33:95–118

    Article  Google Scholar 

  • OECD (2005) Bridge over troubled water,OECD Environmental Directorate, Climate Change

    Google Scholar 

  • OECD (2009a) Intergratiing climate change adaption into development co-operation, OECD Environmental Directorate, Climate Change

    Google Scholar 

  • OECD (2009b) The economics of climate change migration – policies and options for global actions beyond 2012, OECD Environmental Directorate, Climate Change

    Google Scholar 

  • Oikonomou V, Jepma C, Becchis F, Russolillo D (2008) White certificates for energy efficiency improvement with energy taxes: a theoretic economic model. Energy Econ 30:3044–3062

    Article  Google Scholar 

  • Ott H, Mersmann F, Sterk W, Watanabe R, Wegmann B, Curtius H (2009) Internationale Finanzmittel für den Klimaschutz. Wuppertal Papers, Nr 181, Juni 2009

    Google Scholar 

  • Perman R, Ma Y, Mcgilvray J, Common M (2003) Natural resource and environment economics, 3. Aufl. Pearson, Essex

    Google Scholar 

  • Pigou AC (1920) The economics of welfare. McMillan, London

    Google Scholar 

  • Rose A, Stevens B, Edmonds J, Wise M (1998) International equity and differentiation in global warming policy, an application to tradeable emission permits. Environ Resource Econ 12:25–51

    Article  Google Scholar 

  • Stern N (2006) The economics of climate change. The Stern Review, Cambridge

    Google Scholar 

  • UNFCCC (2007) Database, National Reports and GHC Data, United Nations Framework Convention on Climate Change

    Google Scholar 

  • Watanabe R (2008) Who Should Pay for Climate Protection, Wuppertal Institute for Climate, Environment and Energy

    Google Scholar 

  • World Penn Table (2009) World Penn Table, Center for International Comparisons of Production, Income and Prices

    Google Scholar 

  • Xabadia A, Goetz RU, Zilberman D (2005) Control of accumulating stock pollution by heterogeneous producers. J Econ Dyn Control 30:1105–1130

    Article  Google Scholar 

  • Xabadia A, Goetz RU, Zilberman D (2008) The gains from differentiated policies to control stock pollution when producers are heterogeneous. Am J Agr Econ 90(4):1059–1073

    Article  Google Scholar 

Download references

Author information

Authors and Affiliations

Authors

Corresponding author

Correspondence to Thomas Gries .

Editor information

Editors and Affiliations

Appendices

Anhang A: Eine homogene Welt

1.1 Modell 1: Optimale Umweltpolitik bei akkumulierender Verschmutzungsdynamik

Repräsentative Konsumenten

Die Welt ist homogen. Es gibt keine Unterschiede zwischen Ländern und Regionen in Gestalt unterschiedlicher Konsumenten mit entsprechenden Präferenzen oder in Gestalt unterschiedlicher Produzenten und Technologien. Damit gibt es nur einen repräsentativen Konsumenten, der aus dem Weltprodukt C konsumiert. Die Umweltverschmutzung ist global und die daraus entstehenden Umweltschäden E müssen vom repräsentativen Konsumenten (innerhalb seiner Nutzenentscheidungen U(C, E)) ertragen und berücksichtigt werden. Der Wohlstand in der Welt ist unter Berücksichtigung auch zukünftiger Generationen beschrieben durch

$$ W = \int_0^\infty U{\kern -1.5pt}({C, E} ) {e^{- \rho \tau }}d\tau \quad {U_C}> 0\quad {U_E} < 0. $$
(1)

Umweltschäden

Die Umweltschäden E entstehen durch den Verbrauch fossiler Rohstoffe R und in Kombination mit dem bereits erreichten Zustand an Umweltverschmutzung A.

$$ E = E{\kern -1pt}({R, A} ) \quad {E_R}> 0, \quad {E_A}> 0 $$
(2)

Produktion

Produziert wird das aggregierte Gut Q mit den Produktionsfaktoren erschöpfbare Ressource R und akkumulierbares Kapital K. Die Umweltschäden E wirken zu einem Teil direkt als negative Externalität auf den Produktionsprozess.

$$ Q = Q(R,\,K,\,E),\quad {Q_R}> 0,\quad {Q_K}> 0,\quad {Q_E} < 0 $$
(3)

Schadensbeseitigungstechnologie

Die Schadensbeseitigung ist nicht Schadensvermeidung. Während die Schadensvermeidungstechnologie direkt zur Verminderung der Entstehung des Schadens beiträgt, ist die Schadensbeseitigungstechnologie F in der Lage, einen entstandenen Schaden zu reduzieren. Da V die eingesetzten Kosten der Schadensbekämpfung sind, verbessert sich die Schadensbeseitigung mit stärkeren Anstrengungen.

$$ F = F(V)\quad F_V^{}> 0 $$
(4)

Ressourcenbestand und Verschmutzungsbestand

Der Ressourcenbestand S nimmt mit der Entnahme und dem Verbrauch im Produktionsprozess R ab.

$$ \dot S =- R $$
(5)

Der Verschmutzungsbestand (z. B. CO2-Bestand) ändert sich mit dem Verschmutzungszuwachs durch den aktuellen Verbrauch M(R) abzüglich des natürlichen Abbaus durch Regeneration mit der Regenerationsrate a und abzüglich der beseitigten Schäden durch die Schadensbeseitigungstechnologie.

$$ \begin{aligned} \dot A(t) &= M{\kern -2pt}\left(R \right) - \alpha A - F(V)\\ A(t) &= \int_0^t\left({\kern -1.5pt}{M{\kern -2pt}\left( R \right) - \alpha A - F(V)} \right){\kern -1.5pt}d\tau\\\end{aligned} $$
(6)

Budgetrestriktion des Konsumenten

Da beide Regionen bis auf den gemeinsamen Verschmutzungszusammenhang völlig getrennt sind, haben beide auch getrennte Akkumulations- und Konsumentscheidungen.

$$ \dot K = Q - C - V $$
(7)

1.2 Optimales Kontrollproblem und Lösung

Gegenwartswert Hamilton-Gleichung:

Ein weltweites Optimierungsproblem wird durch einen fiktiven Weltplaner gelöst.

$$ \begin{aligned}H &= U{\kern -2pt}\left({C, E} \right) + P({\kern -2.5pt}-{\kern -2.5pt}R) + \omega \left[ {Q{\kern -2pt}\left({R, K, E} \right) - C - V} \right] \\ & \quad + \mathit {\lambda} \left[ {M{\kern -2pt}\left( R \right) - \alpha A - F(V)} \right]\end{aligned} $$
(8)

Bedingungen erster Ordnung:

Konsum- und Akkumulationsbedingung:

$$ \frac{{\partial H}}{{\partial C}} = {U_C} - \omega= 0. $$
(9)

Ressourcennutzung:

$$ \frac{{\partial H}}{{\partial R}} = {U_E}{E_R} + {U_E}{E_R} - P + \omega {Q_R} + \mathit{\lambda} {M_R} = 0 $$
(10)

Verschmutzungssäuberung:

$$ \frac{{\partial H}}{{\partial V}} =- \omega- \mathit{\lambda} {F_V} = 0 $$
(11)

Schattenpreisentwicklungen:

$$ \begin{aligned}\dot P =&-{\kern -2pt}\frac{{\partial H}}{{\partial S}} + \rho P \Leftrightarrow \dot P = \rho P \\\dot \omega=&-{\kern -2pt}\frac{{\partial H}}{{\partial K}} + \rho \omega\Leftrightarrow \dot \omega= \rho \omega- {Q_K}\omega\\\dot \lambda=&-{\kern -2pt}\frac{{\partial H}}{{\partial A}} + \rho \lambda\Leftrightarrow \dot \lambda= \alpha \lambda+ \rho \lambda- {U_E}{E_A} \\\end{aligned} $$
(12)

Aus diesen Bedingungen erster Ordnung lassen sich die für das jeweilige Problem optimalen Politikstrategien entwickeln. Dies soll insbesondere für den Preispfad der Ressource geschehen. Insbesondere ist der korrigierte Preispfad (P net) bei einer weltweit optimalen Steuerung darzustellen:

$$ {P^{net}} = \omega {Q_R} = P - {U_E}{E_R} - {U_E}{E_R} - \lambda {M_R} $$
(13)

Ergebnis einer effizienten Weltpolitik könnte eine Ressourcenverbrauchssteuer sein, die auf die Ressourcenverwendungen erhoben wird. Diese Steuer umfasst die Komponenten

$$- {U_E}{E_R} - {U_E}{E_R} - \lambda {M_R}. $$
(14)

Anstelle einer Steuer könnte auch die Ausgabe von Zertifikaten mit entsprechender optimaler Knappheit den Preis auf dieses optimale Niveau anheben. Zertifikat und Steuerlösung wären im Prinzip auch effizient, sofern sich die Informations- und Transaktionskosten nicht wesentlich unterscheiden.

Anhang B: Zwei asymmetrische Regionen

1.1 Modell 2: Optimale Umweltpolitik bei akkumulierender und asymmetrischer Verschmutzungsdynamik

Repräsentative Konsumenten in zwei Weltregionen

Die Welt besteht aus zwei Weltregionen, dem einkommensstarken und technologisch fortgeschrittenen Norden und dem einkommensarmen und technologisch rückständigen Süden. Beide Regionen produzieren und konsumieren getrennt, die einzige gemeinsame Nutzung besteht in der Nutzung der gemeinsamen Umwelt (Atmosphäre). Damit gibt es einen repräsentativen Konsumenten, der das Südprodukt konsumiert C S und einen, der das Nordprodukt konsumiert C N. Die Umweltverschmutzung ist global und die daraus entstehenden Umweltschäden E müssen beide gleichermaßen ertragen

$$ \begin{aligned}{U^N} &= U{\kern -2pt}\left( {{C^N},\,E}\right) \quad {U_{{C^N}}}> 0\quad {U_E} < 0, \\{U^S} &= U{\kern -2pt}\left( {{C^S},\,E} \right) \quad {U_{{C^S}}}> 0\quad {U_E} < 0. \\\end{aligned} $$
(15)

Der Wohlstand auch unter Berücksichtigung zukünftiger Generationen in beiden Weltregionen ist damit

$$ \begin{aligned} {W^N} &= \int_0^\infty U{\kern -2pt}\left({{C^N},\,E} \right){\kern -1.5pt}{e^{ - \rho \tau }}d\tau\\{W^S} &= \int_0^\infty U{\kern -2pt}\left( {{C^S},\,E} \right){\kern -1.5pt}{e^{ - \rho \tau }}d\tau\\\end{aligned} $$
(16)

Umweltschäden

Die lokalen Umweltschäden \({E^i}\) entstehen durch den lokalen Verbrauch fossiler Rohstoffe \({R^i}\) und in Kombination mit dem bereits erreichten Zustand an Umweltverschmutzung A. Da der Norden weiter entwickelt ist, wird angenommen, dass er dank besserer Technologie weniger verschmutzt als der Süden. Dieses Verschmutzungsdifferential kann zur Vereinfachung des Modells auch so interpretiert werden, dass der Norden gar nicht mehr verschmutzt, während der Süden dies tut. Auch wenn dies natürlich nicht die Realität wiedergibt, pointiert diese extreme Darstellung jedoch die Asymmetrie zwischen dem Norden und dem Süden, deren Auswirkungen hier herausgearbeitet werden sollen, besonders gut.

$$ \begin{aligned} {E^N} &= 0\;{\rm{d.\;\!h.}}\;{\rm{saubere\;Technologie\;im\;Norden }} \\E &= {E^S} = {E^S}({R^S}) + E(\,A)\,\quad E_R^S> 0,\,\quad {E_A}> 0 \\\end{aligned} $$
(17)

Produktion

Produziert wird das aggregierte Gut \(Q\) mit den Produktionsfaktoren erschöpfbare Ressource R und akkumulierbares Kapital K. Die asymmetrischen Bedingungen spiegeln sich auch im Produktionsprozess wider. Während die Filtertechnologien im Norden im Extremfall für keinerlei direkte negative Rückwirkung auf den eigenen lokalen Produktionsprozess \({Q^N}\) stehen, wirken die lokal erzeugten Umweltschäden im Süden \({E^S}\) als negative Externalität auf den eigenen Produktionsprozess des Südens \({Q^S},\)

$$ \begin{aligned}{Q^N} &= {Q^N}({R^N},\,{K^N}) \\{Q^S} &= {Q^S}({R^S},\,{K^S},\,{E^S}). \\\end{aligned} $$
(18)

Schadensbeseitigungstechnologie

Die Schadensbeseitigung ist nicht Schadensvermeidung. Während die Schadensvermeidungstechnologie direkt zur Verminderung der Entstehung des Schadens beiträgt, ist die lokal wirkende Schadensbeseitigungstechnologie \({F^i}\) in der Lage, einen entstandenen Schaden zu reduzieren. Da im Norden in dieser Modellwelt ohnehin kein Schaden entsteht, benötigt dieser auch keine Beseitigungstechnologie. Da \({V^N}\) die eingesetzten Kosten der Schadensbekämpfung sind, verbessert sich die Schadensbeseitigung mit stärkeren Anstrengungen.

$$ \begin{aligned}{F^N} &= {F^N}(\,{V^N}) = 0\;{\text{unn\"{o}tig}}{\text{,\;da\;keine\;lokal\;bek\"{a}mpfbaren\;Sch\"{a}den }} \\{F^S} &= {F^S}(\,{V^S}) \\F &= {F^S} \\\end{aligned} $$
(19)

Ressourcenbestand und Verschmutzungsbestand

Der Ressourcenbestand S nimmt mit der Entnahme und dem Verbrauch im Produktionsprozess R ab.

$$ \dot S =- R $$
(20)
$$ R = {R^N} + {R^S} $$
(21)

Der Verschmutzungsbestand (z. B. CO2-Bestand) ändert sich mit den Verschmutzungszuwachs durch den aktuellen Verbrauch \({M^S}{\kern -2pt}\left(R \right)\) abzüglich des natürlichen Abbaus durch Regeneration mit der Regenerationsrate \(\alpha \) und abzüglich der beseitigten Schäden durch die Schadensbeseitigungstechnologie:

$$ \begin{aligned}\dot A &= {M^S}{\kern -2pt}\left(R \right) - \alpha A - {F^S}(V) \\A(t) &= \int_0^t{\kern -2pt}\left({{M^S}{\kern -2pt}\left(R\right) - \alpha A - {F^S}\left(V\right)} \right){\kern -0.5pt}d\tau\\\end{aligned} $$
(22)

Budgetrestriktion des Konsumenten

Da beide Regionen bis auf den gemeinsamen Verschmutzungszusammenhang völlig getrennt sind, haben beide auch getrennte Akkumulations- und Konsumentscheidungen.

$$ \begin{aligned} {{\dot K}^N} &= {Q^N} - {C^N} \\{{\dot K}^S} &= {Q^S} - {C^S} - {V^S} \end{aligned} $$
(23)

1.2 Optimales Kontrollproblem und Lösung

Gegenwartswert Hamilton-Gleichung:

Nord und Süd, völlig getrennt, haben nur einen Berührungspunkt, nämlich die gemeinsame Verschmutzung.

$$ \begin{aligned} N)\quad {H^N} &= {U^N}{\kern -1pt}\left({{C^N}, E} \right) + P\left(-{\kern -1pt}{R^N}\right) + {\omega ^N}\left[{Q^N}{\kern -1pt}\left({{R^N}, {K^N}}\right) - {C^N}\right] \\S)\quad {H^S} &= {U^S}{\kern -1pt}\left({{C^S}, E}\right) + P\left(-{\kern -1pt}{R^S}\right) + {\omega ^S}\left[{Q^S}{\kern -1pt}\left({{R^S}, {K^S}}\right) - {C^S} - {V^S}\right] \\ &\quad + \lambda \left[ {{M^S}{\kern -1pt}\left({{R^S}} \right) - \alpha A - {F^S}\left({V^S}\right)} \right] \end{aligned} $$
(24)
$$ \begin{aligned} W{\kern -2pt}orld)\quad {H^W} &= {U^N}{\kern -1pt}\left({{C^N}, E\left({R^S}, A\right)} \right) + {U^S}{\kern -1pt}\left({{C^S}, E\left({R^S}, A\right)} \right) + P({\kern -2pt}-{\kern -1pt}R) \\ &\quad+ {\omega^N}\left[{Q^N}\left({R^N}, {K^N}\right) - {C^N}\right]\\&\quad + {\omega^S}\left[{Q^S}\left({R^S}, {K^S}\right) - {C^S} - {V^S}\right] \\ &\quad+ \lambda \left[{{M^S}{\kern -1pt}\left( {{R^S}, A} \right) - \alpha A - {F^S}\left({V^S}\right)}\right] \\\end{aligned} $$
(25)

Bedingungen erster Ordnung:

Konsum- und Akkumulationsbedingung:

$$ N, S, W)\quad \frac{{\partial H}}{{\partial {C^i}}} = U_C^i - {\omega ^i} = 0, \quad i = N, S $$
(26)

Ressourcennutzung:

$$ \begin{aligned} N)\quad \displaystyle\frac{{\partial {H^N}}}{{\partial {R^N}}} &=- P + {\omega ^N}Q_{{R^N}}^N = 0 \\S)\quad \displaystyle\frac{{\partial {H^S}}}{{\partial {R^S}}} &= U_E^S{E_{{R^S}}} - P + {\omega ^S}Q_{{R^S}}^S + \lambda M_{{R^S}}^S = 0 \\W)\quad \displaystyle\frac{{\partial {H^W}}}{{\partial {R^N}}} &= - P + {\omega ^N}Q_{{R^N}}^N = 0 \\W)\quad \displaystyle\frac{{\partial {H^W}}}{{\partial {R^S}}} &= U_E^S{E_{{R^S}}} + U_E^N{E_{{R^S}}} - P + {\omega ^S}Q_{{R^S}}^S + \lambda M_{{R^S}}^S = 0 \end{aligned} $$
(27)

Verschmutzungssäuberung:

N) keine Schadensbeseitigung, da keine lokal entstandene Verschmutzung

$$ S,\,W)\quad \frac{{\partial {H^S}}}{{\partial {V^S}}} =- {\omega ^S} - \lambda F_V^S = 0 $$
(28)

Schattenpreisentwicklungen:

$$ \begin{aligned} \dot P &= - \frac{{\partial H}}{{\partial S}} + \rho P, \Leftrightarrow \dot P = \rho P \\{{\dot \omega }^N} &= - \frac{{\partial H}}{{\partial {K^N}}} + \rho {\omega ^N}, \Leftrightarrow {{\dot \omega }^N} = \rho {\omega ^N} - {Q_K}{\omega ^N} \\{{\dot \omega }^S} &= - \frac{{\partial H}}{{\partial {K^S}}} + \rho {\omega ^S}, \Leftrightarrow {{\dot \omega }^S} = \rho {\omega ^S} - {Q_K}{\omega ^S} \\\dot \lambda &= - \frac{{\partial H}}{{\partial A}} + \rho \lambda , \Leftrightarrow \dot \lambda= \alpha \lambda+ \rho \lambda- {U_E}{E_A}\end{aligned} $$
(29)

Aus diesen Bedingungen erster Ordnung lassen sich die für das jeweilige Problem optimalen Politikstrategien entwickeln. Dies soll insbesondere für den Preispfad der Ressource geschehen. Dabei sollen drei Schritte die Abstufungen hin zu einer optimalen Problemlösung des Gesamtsystems aufzeigen:

1.3 Preispfad im Norden und im Süden ohne Berücksichtigung der Verschmutzung

Bei diesen Diskussionen ist immer klar, dass der Norden (unrealistischerweise) nicht verschmutzt, dies aber zur Pointierung der Effekte der Asymmetrien angenommen wird.

$$ \begin{aligned} N)\quad \frac{{\partial {H^N}}}{{\partial {R^N}}} &= - P + {\omega ^N}Q_{{R^N}}^N = 0 \\S)\quad \frac{{\partial {H^S}}}{{\partial {R^S}}} &= U_E^S{E_{{R^S}}} - P + {\omega ^S}Q_{{R^S}}^S + \lambda M_{{R^S}}^S = 0 \end{aligned} $$
(30)
$$ \begin{aligned} N)\quad P &= {\omega ^N}Q_{{R^N}}^N \\S)\quad {P^{net,S}} &= {\omega ^S}Q_{{R^S}}^S = P \end{aligned}$$
(31)

1.4 Preispfad bei ausschließlicher Perspektive des Südens

$$ \begin{aligned} N)\quad \frac{{\partial {H^N}}}{{\partial {R^N}}} &= - P + {\omega ^N}Q_{{R^N}}^N = 0 \\S)\quad \frac{{\partial {H^S}}}{{\partial {R^S}}} &= U_E^S{E_{{R^S}}} - P + {\omega ^S}Q_{{R^S}}^S + \lambda M_{{R^S}}^S = 0 \\\end{aligned} $$
(32)
$$ \begin{aligned} N)\quad P &= {\omega ^N}Q_{{R^N}}^N \\S)\quad {P^{net,S}} &= {\omega ^S}Q_{{R^S}}^S = P - U_E^S{E_{{R^S}}} - \lambda M_{{R^S}}^S \end{aligned} $$
(33)

1.5 Preispfad bei Weltperspektive, optimale Preisgestaltung für die Welt

$$ \begin{aligned} W)\quad \frac{{\partial {H^W}}}{{\partial {R^N}}} &=- P + {\omega ^N}Q_{{R^N}}^N = 0 \\W)\quad \frac{{\partial {H^W}}}{{\partial {R^S}}} &= U_E^S{E_{{R^S}}} + U_E^N{E_{{R^S}}} - P + {\omega ^S}Q_{{R^S}}^S + \lambda M_{{R^S}}^S = 0 \end{aligned} $$
(34)
$$ \begin{aligned} N)\quad P &= {\omega ^N}Q_{{R^N}}^N \\S)\quad {P^{net,S}} &= {\omega ^S}Q_{{R^S}}^S = P - U_E^S{E_{{R^S}}} - U_E^N{\kern -2pt}{E_{{R^S}}} - \lambda M_{{R^S}}^S \end{aligned} $$
(35)

Ergebnis einer effizienten Weltpolitik könnte eine Ressourcenverbrauchssteuer sein, die nur auf die Ressourcenverwendungen im verschmutzenden Süden erhoben wird. Diese Steuer umfasst die Komponenten

$$- U_E^S{E_{{R^S}}} - U_E^N{\kern -2pt}{E_{{R^S}}} - \lambda M_{{R^S}}^S. $$
(36)

Allerdings hat diese Preissegmentierung einen erheblichen Anreiz zur illegalen Arbitrage (Schmuggel), der wiederum nur mit erheblichem Kostenaufwand verhindert werden könnte. Daher wäre eine alternative, schmuggelfreie Lösung eine Ressourcenquellensteuer. Bei dieser Variante würde der Norden ebenfalls den korrigierten Ressourcenpreis des Südens zahlen. Damit wäre der Preis im Norden, gemessen an den schädigenden Effekten, zu hoch und die Ressourcennutzung wäre im Norden zu sehr eingeschränkt.

Rights and permissions

Reprints and permissions

Copyright information

© 2011 Springer-Verlag Berlin Heidelberg

About this chapter

Cite this chapter

Gries, T. (2011). J. Internationale Umweltpolitik bei akkumulierender und asymmetrischer Verschmutzungsdynamik. In: Welfens, P. (eds) Zukunftsfähige Wirtschaftspolitik für Deutschland und Europa. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-17607-4_10

Download citation

  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-642-17607-4_10

  • Published:

  • Publisher Name: Springer, Berlin, Heidelberg

  • Print ISBN: 978-3-642-17606-7

  • Online ISBN: 978-3-642-17607-4

  • eBook Packages: Business and Economics (German Language)

Publish with us

Policies and ethics