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Neue Herausforderungen für die Sexualmedizin

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Zusammenfassung

Die neuen Kommunikationstechnologien sind in ihren Auswirkungen auf die psychosexuelle Entwicklung Jugendlicher bisher nur unzureichend Gegenstand wissenschaftlicher Forschung gewesen. Allein die weite Verbreitung des Internets – 99% der Gymnasiasten, 98% der Realschüler und 97% der Hauptschüler haben Internetzugang und die meisten nutzen diesen täglich oder mehrmals pro Woche (KIM-Studie 2009) – macht deutlich, dass von einer ernst zu nehmenden Einflussgröße ausgegangen werden muss, die zweifelsohne auch die psychosexuelle Erfahrungsbildung betrifft: In einer Befragung von 1228 Jugendlichen zwischen 11 und 17 Jahren wurde ermittelt, dass 42% der 11–13-jährigen und 79% der 14–17-jährigen bereits pornographische Bilder gesehen haben, der Konsum also ab dem 13. Lebensjahr deutlich zunimmt (»Bravo-Dr. Sommer-Studie« 2009). Es gibt einen deutlich erkennbaren Geschlechtsunterschied: Mädchen finden Pornographie häufiger abstoßend und wollen sie nicht mehr sehen, Jungen finden sie erregend und meinen, sie könnten dabei etwas lernen (Grimm et al. 2010). Gleichwohl ist davon auszugehen, dass erstmals in der Kulturgeschichte der Menschheit Sexualität durch Zuschauen (im Sinne einer fokussierten und detaillierten Darstellung sexueller Handlungen) gelernt wird, während dies bisher nicht der Fall war (sieht man von einzelnen Fällen einer »forcierten Sexualaufklärung« durch Eltern der »68er-Generation« einmal ab), sondern reale körperliche Erfahrungen mit altersentsprechenden Partnern diese Lernprozesse stimulierten. Die leichte Zugänglichkeit pornographischer Filme – etwa über Websites wie Youpornoder andere Freeporn-Seiten – führt nun dazu, dass bereits im vorpubertären Alter sexuelle Handlungen beobachtbar sind, die fast ausschließlich ein realitätsfernes Bild von Sexualität zeichnen. Zu Objekten sexueller Interaktion werden Frauen, die begierig jeder nächsten Penetration entgegensehen und möglichst viel Sperma schlucken wollen – am besten von mehreren Männern gleichzeitig. Dies aber ist nicht gerade das Kernmerkmal von sexueller Beziehungszufriedenheit , die man den Heranwachsenden perspektivisch wünschen würde (▶ Abschn. 3).

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© 2011 Springer-Verlag Berlin Heidelberg

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Beier, K., Loewit, K. (2011). Neue Herausforderungen für die Sexualmedizin. In: Praxisleitfaden Sexualmedizin. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-17162-8_7

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-642-17162-8_7

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