Zusammenfassung
Blutgerinnung auf den Zusammenkünften der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG) in das Kongressprogramm aufgenommen worden ist, so zeigt sich daran deutlich die Entwicklung des Wissens. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts waren es die dramatischen Blutungen vor allem während und nach der Geburt der Plazenta, die man zu verstehen und zu beherrschen suchte, später wurde die atonische Nachblutung zum gefürchteten Begriff, schließlich puerperale Phlebitiden und die Thromboembolie, vor allem die unerwartete Lungenembolie nach ungestörter Geburt eines Kindes. Diese Komplikation beanspruchte nach dem Zweiten Weltkrieg nur eine kurze Zeit noch die Aufmerksamkeit, dann hatte man mit den blutgerinnungshemmenden Medikamenten neue Möglichkeiten zur Hand, die Patientinnen vorbeugend zu schützen. Andere Probleme schoben sich mit der genaueren Kenntnis der physiologischen Abläufe der Blutgerinnung in den Vordergrund: Verbrauchskoagulopathie wurde ein viel erörterter Vorgang, der sich offenbar häufiger abspielte als man es für möglich gehalten hätte. Septischer Schock, HELLP-Syndrom, alles hatte mit Blutgerinnung zu tun. Der Wandel des Wissens und die Zunahme an Detailkenntnissen, auch die mehr und mehr interdisziplinär ausgerichtete Forschung, ließ Fragen, die mit Hämostasestörungen in Zusammenhang stehen, schließlich mit dem Wechsel in ein neues Jahrhundert auf gynäkologischen Tagungen in den Hintergrund geraten. Unser pathogenetisches Verständnis für uterine Blutungen in und außerhalb der Schwangerschaft war durch die Einbeziehung gezielter Untersuchungsmethoden, vor allem auch in Verbindung zur Mikromorphologie inzwischen deutlich gewachsen – man kann sagen, es sei sogar ein Abschluss erreicht worden, gesichertes Wissen sozusagen.
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Wildt, L. (2011). Blutgerinnung, Blutungen und Thromboembolie. In: 125 Jahre Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-15012-8_10
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