Zusammenfassung
Lange Zeit konzentrierte sich die Kosmologie auf eine Frage: Durch die Gravitation wird die Hubble-Expansion abgebremst, aber genügt dies, sie zum Stillstand zu bringen? Diesem Modell eines „geschlossenen“ Universums stellte man ein „off enes“ gegenüber, das trotz Gravitationsanziehung wegen zu geringer Materiedichte sich der dauernden Expansion nicht zu widersetzen vermag. Den Grenzfall zwischen einem off enen und geschlossenen Universum nennt man „flach“, jedoch wäre dieser Zustand äußerst instabil, gleich einer Nadel, die auf der Spitze steht. So wie diese durch die erste winzige Störung zu einer Seite fällt, hätte das Universum sein Schicksal „off en“ oder „geschlossen“ auch recht bald festlegen müssen. Die dafür bedeutsame Messung der mittleren Dichte ist allerdings irritierend: Zwar spricht sie etwas für ein off enes Universum, aber die Entscheidung hätte eigentlich schon viel früher fallen sollen – es ist so als ob wir eine Nadel beobachteten, die sich gerade etwas zur Seite neigt, jedoch vorher 14 Milliarden Jahre auf der Spitze gestanden war. Nicht gerade wahrscheinlich, doch dauerte es bis 1969, bis ein tiefer Denker der Gravitation, Robert Dicke, erstmals auf dieses Rätsel hinwies. Heute nennt man es Flachheitsproblem, da der merkwürdige Grenzfall in der Allgemeinen Relativitätstheorie durch das Verschwinden einer raumzeitlichen Krümmung beschrieben wird. Gleichzeitig liefert die Th eorie jedoch keine befriedigende Begründung, warum sich das Universum so lange in einem fein austarierten, jedoch instabilen Zustand befunden haben soll.
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WEITERFÜHRENDE LITERATUR
J. Cornell (Hrsg.): Die Neue Kosmologie, Birkhäuser 1991, Kap. 5.
A. Guth: Die Geburt des Kosmos aus dem Nichts, WBG Darmstadt 1999.
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Unzicker, A. (2010). Aufstieg der Spekulationsblasen. In: Vom Urknall zum Durchknall. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-04837-1_10
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