Zusammenfassung
Dass Mythen, Sagen und heilige Texte von archetypischem Verhalten künden, ist uns seit Carl Gustav Jung bekannt.1 Unabhängig von unserem Glauben können sie uns etwas über den Menschen, seinen Umgang mit sich selbst und seinem Gegenüber lehren — so auch die Bibel. Die Geschichte von Kain und Abel ist eine der ersten im Alten Testament, was ihr Gewicht verleiht. Was erzählt uns die Geschichte von Kain und Abel? Kain und Abel sind Brüder, es sind die Kinder von Adam und Eva, die zweite Generation des Menschen; was sie tun steht am Anfang der Menschheitsgeschichte, am Grund unserer Natur. Kain und Abel stehen sich als Brüder nahe, aber sie tun nicht das Gleiche: Der Eine wählte die Schafzucht, sein Bruder wurde Bauer. Doch teilen sie die gleichen Werte, für beide ist Wohlgefallen, Aufmerksamkeit und Anerkennung ihres Gottes entscheidend, die Wirkung der Opfergabe bestimmt ihr Glück. Beide, Kain und Abel, reichen Gott ihre Opfer dar. Wir wissen nicht, was es war; ein Lamm vielleicht von Abel, Korn von Kain. Sie gaben ihr Bestes, erwirkten aber nicht das Gleiche: Gott sah das Opfer Abels mit Wohlgefallen, Kains Gabe aber sah er nicht.
This is a preview of subscription content, log in via an institution.
Buying options
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Learn about institutional subscriptionsPreview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Literatur
Carl Gustav Jung: Die Beziehungen zwischen dem Ich und dem Unbewussten. Die Wirkungen des Unbewussten auf das Bewusstsein. Die Individuation. WalterVerlag, Olten, 1971, S. 24–25.
Thomas Mann: Joseph und seine Brüder, Fischer Verlag, Berlin, 1975, S. 410ff.
Keto von Waberer: Schwester. Berlin-Verlag, Berlin 2002, S. 31.
Adam Smith: Untersuchung über Wesen und Ursachen des Reichtums der Völker, Band 1 und 2, Verlag Wirtschaft und Finanzen, Verlagsgruppe Handelsblatt GmbH, Düsseldorf, 1999.
Alfred Adler: Menschenkenntnis. Fischer Bücherei, Frankfurt am Main und Hamburg, 1970, S. 71 ff.
Duden. Das große Wörterbuch der deutschen Sprache. Dudenverlag, Mannheim, 1978, Band 4, S. 1871.
Sigmund Freud: Jenseits des Lustprinzips. Gesammelte Werke XIII, S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main, 1969, S. 6.
Aristoteles: Die Nikomachische Ethik. Artemis & Winkler, Düsseldorf/Zürich 2001.
Max Weber: Protestantische Ethik I. Der Protestantismus und der Geist des Kapitalismus Teil I: Das Problem. Siebenstern Taschenbuch Verlag Hamburg, 1973, S. 29 ff.
Thomas Mann: Joseph und seine Brüder, Fischer Verlag, Berlin, 1975, Seite 375–376.
Karl Marx und Friedrich Engels: Das Manifest der kommunistischen Partei. Reclam UniversalBibliothek, Stuttgart 1970, S. 76–79.
Lukas Spieker et al.: Mental stress induces prolonged endothelial dysfunction via endothelin A receptors. Circulation 105, 2817–2820, 2002.
Johannes Sigrist: Soziale Krisen und Gesundheit. Hogrefe Verlag für Psychologie, Göttingen 1996.
Adam Smith: Untersuchung über das Wesen und Ursachen des Reichtums der Völker. Band II. Verlag Wissenschaft und Finanzen. Düsseldorf, 1999, S. 467.
Wolfgang Schmidbauer: Das Helfersyndrom. Hilfe für Helfer. Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek/Hamburg, 2007.
Duden. Das große Wörterbuch der deutschen Sprache. Dudenverlag, Mannheim, 1978, Band 4, S. 1803.
William Shakespeare: Julius Cäsar. Reclam Bibliothek, Stuttgart 1976.
Aristoteles: Nikomachische Ethik. Artemis & Winkler, Düsseldorf/Zürich, 2001.
Thomas Mann: Der Erwählte. S. Fischer, Frankfurt, 1981, S. 95.
Thomas Mann: Der Erwählte. S. Fischer, Frankfurt, 1961, S. 95.
Peter O. Chotjewitz: Alles über Leonardo da Vinci. Europa Verlag, Hamburg 2004.
Immanuel Kant: Versuch über die Krankheiten des Kopfes. Gesammelte Schriften herausgegeben von der Königlich Preußischen Akademie der Wissenschaften. Berlin, Band II,17., S. 257–271.
Wilhelm Dilthey: Weltanschauungslehre. Abhandlungen zur Philosophie der Philosophie. Gesammelte Schriften VIII. Band. B.G. Teubner Verlagsgesellschaft, Stuttgart, 1968.
Claude LéviStrauss: Das wilde Denken. Suhrkamp, Frankfurt, 1968, S. 11–12.
Jürgen Habermas: Der Intellektuelle — Rede zur Verleihung des Kreisky Preises in Wien t2006.
Duden. Das große Wörterbuch der deutschen Sprache. Dudenverlag, Mannheim-Wien-Zürich, Band 3, S. 1352.
Hannah Arendt: Macht und Gewalt. Piper, München, 1970.
Max Horkheimer und Theodor W. Adorno: Dialektik der Aufklärung. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt 2006.
Alice Schwarzer: Der kleine Unterschied und seine großen Folgen. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt, 2004, S. 239–252.
Sigmund Freud: Drei Abhandlungen zur Sexualtheorie. S. Fischer Verlag, Frankfurt, 1970, S. 66 ff.
Peter Slotedijk: Gottes Eifer. Vom Kampf der drei Monotheismen. Verlag der Weltreligionen. Leipzig 2007, S. 80.
Wolfgang Wieser: Gehirn und Genom. Ein neues Drehbuch für die Evolution. C.H. Beck, München 2007, S. 38–52.
Immanuel Kant: Kritik der reinen Vernunft. Felix Meiner Verlag, Hamburg, 1971, S. 63–93.
Author information
Authors and Affiliations
Rights and permissions
Copyright information
© 2010 Springer Medizin Verlag Heidelberg
About this chapter
Cite this chapter
Lüscher, T.F. (2010). Kain und Abel — Die Spaltung des Denkens. In: GedankenMedizin. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-00388-2_12
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-642-00388-2_12
Publisher Name: Springer, Berlin, Heidelberg
Print ISBN: 978-3-642-00387-5
Online ISBN: 978-3-642-00388-2
eBook Packages: Medicine (German Language)