Zusammenfassung
Platon hat in der Politeia die Auffassung vertreten, es sei „keine Erholung von dem Übel für die Staaten […] und […] auch nicht für das menschliche Geschlecht“ zu erwarten, wenn nicht „entweder die Philosophen Könige werden in den Staaten oder die jetzt so genannten Könige und Gewalthaber wahrhaft und gründlich philosophieren und also beides zusammenfällt, die Staatsgewalt und die Philosophie.“ Demgegenüber hat Immanuel Kant eindringlich vor einer derartigen Verbindung von philosophischer Reflexion und politischer Gewalt gewarnt: Der Besitz der Gewalt verderbe, so Kant, zwangsläufig das freie Urteil der Vernunft. Solange sich die Ethik vornehmlich mit der Möglichkeit einer (Letzt-)Begründung von Moral oder – wie in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts – mit metaethischen Fragen befasste, war die Frage nach dem Verhältnis von (Moral-)Philosophie und staatlicher Gewalt wenig brisant. Mit dem Aufkommen der sogenannten Angewandten Ethik hat sich dies grundlegend geändert. Zwar beanspruchen die in diesem Bereich tätigen Ethiker nicht unmittelbar politische Macht, sie befassen sich aber doch mit konkreten Problemen der lebensweltlichen Praxis und formulieren dabei oftmals Positionen, die direkt auf eine Revision staatlicher Regelungen abzielen.
Access this chapter
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Preview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Author information
Authors and Affiliations
Editor information
Editors and Affiliations
Rights and permissions
Copyright information
© 2009 Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften e.V., to be exercised by Max-Planck-Institut für ausländisches öffentliches Recht und Völkerrecht
About this paper
Cite this paper
Heinrichs, B. (2009). Angewandte Ethik im demokratischen Rechtsstaat. In: Vöneky, S., Clados, M., von Achenbach, J., Hagedorn, C. (eds) Legitimation ethischer Entscheidungen im Recht. Beiträge zum ausländischen Recht und Völkerrecht, vol 201. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-540-87982-4_3
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-540-87982-4_3
Publisher Name: Springer, Berlin, Heidelberg
Print ISBN: 978-3-540-87981-7
Online ISBN: 978-3-540-87982-4
eBook Packages: Humanities, Social Science (German Language)