Auszug
Um das Verhalten von Frau Jung zu erklären, gehen wir einen Analyseschritt weiter. Auf der beschreibenden Ebene lässt sich feststellen, dass Frau Jung in Konkurrenz zu Frau Siegert gegangen ist und die Leistungen ihres Führungsteams durch Missachtung abgewertet hat. Wie lässt sich das Verhalten nun erklären? Frau Jung berichtet von ihrer Angst, überfl üssig geworden zu sein, also nicht mehr gebraucht zu werden. Dieses Gefühl der Unterlegenheit kompensiert sie durch eine Art arrogante Ignoranz den Leistungen des Führungsteams und ihrer Stellvertretung gegenüber. Oder mit anderen Worten: aus Angst, selbst nicht von Wert zu sein, entwertet sie die Arbeit ihrer Mitarbeiter. Dieser Mechanismus wird Projektion genannt. Bei der Projektion wird ein Aspekt des eigenen Verhaltens nicht wahrgenommen, jedoch auf andere projiziert, d. h. in anderen überdeutlich wahrgenommen. So kann sich beispielsweise jemand über den Geiz der Nachbarn beschweren und selbst gar nicht merken, wie sehr er sein eigenes Geld zusammenhält.
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(2009). Teamdynamiken verstehen. In: Führungskompetenz ist lernbar. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-540-79315-1_8
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