Zusammenfassung
Nicht nur in Deutschland – dort aber besonders – geriet im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts die Gesellschaft in eine Modernisierungskrise. Industrialisierung, Bevölkerungsexplosion, Verstädterung ließen die herkömmlichen gesellschaftlichen Steuerungsmittel als unzulänglich erscheinen. Die Konjunktur erhitzte sich zunehmend. Das Jahr 1873 brachte den großen Bank- und Börsenkrach, der den Boom der „Gründerjahre“ beendete und die „große Depression“ der Wirtschaft der letzten drei Jahrzehnte des 19. Jahrhunderts auslöste. Damit einhergehend vollzog sich der Übergang vom liberalen „Nachtwächterstaat“ zum sozialen Interventionsstaat. Immer mehr lieferte der Staat nicht mehr nur den Ordnungsrahmen für das Handeln freier Wirtschaftssubjekte, sondern entwickelte Steuerungselemente zur Lenkung der Wirtschaftsabläufe. In der Gesetzgebung schlug sich diese Tendenz spektakulär bereits wenige Jahre nach der Reichsgründung in der Aktiengesetzgebung nieder, die deutliche Kontrapunkte gegen den bis dahin geltenden laissezfaire- Standpunkt setzte. Die Anti-Wucher-Gesetzgebung zielte in dieselbe Richtung.
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(2009). Die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert. In: Einführung in die moderne Strafrechtsgeschichte. Springer-Lehrbuch. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-540-75955-3_5
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