Auszug
In einer Oktober-Nacht des Jahres 1833, man weiß es aus seinen Briefen, wird Robert Schumann von großer Angst heimgesucht. Es ist eine Angst, die ihn nach eigener Aussage nicht nur um den Schlaf bringt, sondern auch um seine innere Fassung. Diese Angst verdichtet sich in ihm zu einem peinigenden Schmerz. Schumann fürchtet in jener Nacht, soweit sich dies sagen lässt, den Verstand zu verlieren, neben sich zu stehen, so aufgespalten zu sein wie eine Figur E.T.A. Hoffmanns oder Jean Pauls und sich nicht mehr auszukennen in seinen eigenen Pseudonymen Julius, Eusebius, Florestan oder Raro, deren Fülle später nur noch von Fernando Pessoas sprichwörtlich multiplen Identitäten überboten werden wird. Es war, als habe Heines gespenstisches Gedicht Der Doppelgänger in Schuberts unfasslicher musikalischer Intensivierung damit begonnen, seine prekäre Patenschaft bei Schumann anzutreten.
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Görner, R. (2008). Poetische Klangkreise. In: Strack, F. (eds) 200 Jahre Heidelberger Romantik. Heidelberger Jahrbücher, vol 51. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-540-75234-9_6
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