Auszug
Achim von Arnim ist derjenige Autor der literarischen Romantik, der die radikalsten romantischen Dramen verfasst hat, was die experimentelle Variabilität und die generische Entgrenzung der Formensprache betrifft. Ein besonderes Kennzeichen seiner Werke in der Zeit der ‚Heidelberger Romantik‘ besteht in einer Strategie der „modernisierenden Textfortschreibung“1 durch Anverwandlung älterer literarischer Produkte, in der Regel von Texten aus der Zeit vor der Aufklärung vom Mittelalter bis zum Barock. Die Publikation dieser gesammelten, an den formgeschichtlichen Möglichkeiten der eigenen Zeit geschulten Texte dient dem Zweck der Gemeinschaftsbildung, verhandelt über den semantischen Komplex ‚Volk‘.2 Angestrebt wird eine „Poetisierung der Welt mittels Volksbildung“.3 Dieses Literaturprogramm geht auf eine poetische Praxis zurück, die um 1800 maßgeblich Ludwig Tieck als literarisierende Adaptation frühneuzeitlicher Quellen betreibt. Kursorisch sei hier auf Tiecks Sammlung Volksmährchen von 1797 und auf das frühromantische Hauptwerk, Tiecks Lustspiel Kaiser Octavianus (1804), verwiesen, das eine ‚Volksbuch‘-Vorlage in eine 400 Seiten umfassende Wortoper verwandelt; ganz abgesehen natürlich von den ebenso vorbildhaften Minneliedern aus dem schwäbischen Zeitalter (1803) mit ihrer bedeutenden ‚Vorrede‘ über die Idee der ‚Einen Poesie‘ in der Vielfalt ihrer Spielarten.4 Ein entscheidender Unterschied zu Arnim besteht allerdings darin, dass Tieck die Literarisierung älterer Quellen von politischen Zwecken freihält.
Nitschke 2003, 103; vgl. auch Nitschke 2004.
Vgl. dazu am Beispiel von Arnims Wintergarten Nitschke 2003.
Spoglianti 2000, 191.
Vgl. dazu insgesamt Scherer 2003.
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Scherer, S. (2008). Arnims Idee einer Volksdramatik. In: Strack, F. (eds) 200 Jahre Heidelberger Romantik. Heidelberger Jahrbücher, vol 51. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-540-75234-9_12
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